Der emeritierte Professor untersuchte den Ursprung Flörsheims sprach- und geschichtswissenschaftlich und ließ auch die Sagenkunde auf seine Erkenntnisse Einfluss nehmen.
Liest man bislang über die Geschichte Flörsheims so beginnt es stets mit einer urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 828 und Flörsheim wird als eine fränkische Siedlung bezeichnet. Für Metzner stimmt diese Aussage so aber nicht. Seiner Theorie nach ist Flörsheim schon im Jahr 380 entstanden. Eine Gruppe von Wandalen, eine Vorhut der folgenden Völkerwanderung, hätte sich im Maindelta niedergelassen und die „Fünf-Dorf-Mark“ gegründet. Flörsheim bildete mit Bischofsheim, Rüsselsheim, Raunheim und Seilfurth die „Fünf-Dorf-Mark“, deren Bewohner wichtige Verkehrsfernstraßen, wie beispielsweise den Schnelser Weg, sichern und instandhalten sollten. Die Einwanderer der Fünf-Dorf-Mark hätten in Frieden im Gebiet der Alemannen gelebt.
Der Name Flörsheim sei, wenn man ihn sprachwissenschaftlich untersucht, in jedem Fall aber älter als 828. Wie auch die anderen Namen der Fünf-Dorf-Mark sei Flörsheim aus einem zweigliedrigen altertümlichen Vornamen entstanden. Der ursprüngliche Vorname „flarid“ (ostgermanische Sprache) oder „flarad“ (westgermanische Sprache) trage den Namensbestandteil „rad“ in sich, was sich inhaltlich auf Ratgeber beziehe. „Fla“ sei ein Adjektiv und fände sich heute noch im Wort flehen wieder. „Bei der Bestimmung des Alters anhand des Namens bin ich mir sehr sicher“, so Metzner, der weiß, dass er mit seiner Theorie zahlreiche Heimatforscher vor den Kopf stößt.
„Man kann aber doch immer nur dazulernen“, so Metzner, der gerne mit den Kritikern ins Gespräch kommen würde, um gemeinsam an einer weiteren Aufarbeitung der Geschichte zu arbeiten. Metzner glaubt nämlich, auch die Herkunft des Wappens der Stadt anders deuten zu können, als es bislang getan wurde. „Ein Wappen ist in den seltensten Fällen ein Fantasieprodukt. Meist gibt es eine historische Erklärung“, so Metzner, der daher die Kritiker auffordert, doch einmal in den Archiven nachzuforschen, wann und mit welcher Begründung im 19. Jahrhundert die Darstellung des Wappens in Auftrag gegeben worden sei.
Metzners Theorie nach besannen sich die „Urbewohner“ Flörsheims auf ihre seefahrerischen Qualitäten und wollten mit der hochseetauglichen Kogge im Wappen ihre Stärke zum Ausdruck bringen. Die eingewanderten Wandalen der Fünf-Dorf-Mark nannten sich „Sigambrier“, denen in Sagen eine nordische Herkunft zugesprochen wird. Zudem seien die Sigambrier um 406 auch als Seefahrer aus dem Binnenland zur Eroberung von Nordafrika ausgezogen. „Diesen Ursprung haben sich die Menschen bewahrt und in ihrem Wappen später verankert“, so die Theorie des Professors, der nicht an ein bloßes Fantasieprodukt eines Malers oder eine Überzeichnung des Flörsheimer Mainschiffes glaubt. „Vielleicht lassen sich die Seefahrerqualitäten bis in die Neuzeit mit der Begeisterung der Flörsheimer für den Rudersport in Verbindung bringen“, überspitzte Metzner seine Ansätze im persönlichen Gespräch. Der Name „Sigambrier“ sei im Laufe der Zeit verloren gegangen und mit dem Erfolg der Franken in der Region hätten die Flörsheimer sich angegliedert und auch als Franken bezeichnet. Auch die Franken bezögen sich in Sagen auf ihre trojanischen und damit seefahrerischen Ursprünge.
Während sich Metzner in der Namensforschung zu Flörsheim sehr sicher ist, würde er die Wappenbegründung gern durch weitere Forschungen absichern lassen. „Hier könnte der Heimatverein einen Beitrag leisten“, wünscht sich Metzner, der ein Konkurrenzdenken nicht nachvollziehen kann und sich gerne kompromissbereit zeigt. Generell aber gebe es aber Veröffentlichungen, die überarbeitet werden müssten, denn eine Ableitung des Namens Flörsheim von „farido“ sei definitiv falsch. „Die Formulierungen müssten in jedem Fall vorsichtiger gewählt werden“, so Metzner, der auch glaubt, dass sich die vielfach zitierte urkundliche Ersterwähnung gar nicht auf Flörsheim am Main, sondern auf Flörsheim in Rheinhessen bezieht. „Würden alle Heimatsgeschichtsinteressierten zusammenarbeiten, würde man vielleicht feststellen, dass man gar nicht so weit auseinander liegt. Doch sollte man sich neuen Ansätzen niemals verschließen“, so der Wunsch von Ernst Erich Metzner.