Vorbild für Mut und Menschlichkeit

Gedenken an die Namensgeberin der Flörsheimer Sophie-Scholl-Schule

Weiße Blätter mit Original-Zitaten von Sophie Scholl baumeln wie ein Mobilè im Foyer der Schule. Sie zeugen von einer schwierigen und gefährlichen Zeit.

Über 100 weiße Seiten mit Original-Zitaten von Sophie Scholl baumeln an dünnen Nylonfäden - wie ein Mobilè - im Foyer der gleichnamigen Schule. Diese Flugblätter wurden am vergangenen Freitagvormittag als Installation in Szene gesetzt. Ein leichter Windhauch vermittelt zudem das Herabsegeln der Flugblätter, genau wie 1943, in der Münchener Universität.

Am 10. Mai begann in der Flörsheimer Sophie-Scholl-Schule der Auftakt zu den Aktionen anlässlich des 100. Geburtstags der Widerstandskämpferin. In zwei Unterrichtsprojekten klärte Maraike Stich die Schüler/innen der siebten und neunten Haupt- und Realschulklassen über den Mut der Namensgeberin ihrer Schule auf: „Es geht darum, die Erinnerungen ins Bewusstsein der jungen Leute zu bringen“. Im Wechselunterricht hatten die beiden siebten Klassen diese Seiten gestaltet, mit Sätzen und Auszügen aus den Flugblättern der "Weißen Rose", denen sie eine besondere Bedeutung entnahmen, ergänzt durch eigene, aktuelle Anliegen. Vorausgegangen war eine zweiwöchige Thematisierung im Online-Unterricht und das Anbringen weißer Rosen an der Empore. Plakate an den Wänden greifen die Thematik zusätzlich auf.

Stellvertretend für die neunten Klassen präsentieren Rania und Aylin (9HB) sowie Janosh und Marvin (9HA) 28 langstielige, weiße Papierrosen. "Freiheit" - die Skulptur der neunten Hauptschulklassen erinnert an den Widerstand der "Weißen Rose". "Freiheit" lautete Sophie Scholls letztes Wort. Sie schrieb es kurz vor ihrer Hinrichtung auf einen Anwaltsbrief.

Von der Macht des Bösen

Am 9. Mai 1921 kam Sophie Scholl in Forchtenberg zur Welt. Weltberühmt wurde sie als Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Eine ganz normale junge Frau wurde durch die Umstände zur willensstarken Heldin des Widerstands. Geleitet von Pflicht und Glauben kämpfte sie mit Worten. 1942 beteiligte sie sich an der Verbreitung von Flugschriften der studentischen Widerstandsgruppe "Weiße Rose". Im Januar 1943 war Scholl erstmals an der Erstellung eines Flugblatts beteiligt. Am 18. Februar 1943, an einem Donnerstagvormittag, gab sie einem Blätterstapel auf der Brüstung im zweiten Stock der Uni einen Schubs. Die Papiere segelten hinab in den Innenhof. Bereits am 22. Februar 1943 wurden sie und ihr Bruder Hans wegen des Engagements in der Widerstandsgruppe von den Nazis zum Tode verurteilt und im Strafgefängnis München-Stadelheim hingerichtet.

„Ohne Freiheit - das wäre ziemlich blöd“, darin sind sich Ezo und Ramin aus der 7 RD einig. Doch dass sie so mutig wären wie Sophie Scholl, das glauben beide eher nicht: „Dazu braucht es viel Mut und es ist sehr riskant. Sophie musste dafür ihr Leben geben."

Junge Menschen aufklären

„Was hat Sophie Scholl uns heute noch zu sagen? Wie sind meine eigenen Gedanken dazu?“, darum ging es in diesem Projekt, erklärt Schulleiter Reik Helbig und blickt mit Stolz auf die Werke seiner Schüler/innen. „Es ist eine bildhafte Auseinandersetzung, die visuell verdeutlicht, was Flugblätter ausmachen. Es ist wie ein eingefrorenes Foto des Moments.“

Seit Montag ist – bis auf das Tragen der Masken - wieder ein wenig Normalität im Schulalltag eingekehrt. Alltagssituationen, das Eintreten für eigene Interessen, das Verhalten im Miteinander und vieles mehr soll demnächst in weiteren Projekten thematisiert werden.

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