Mit der CGH auf Wolke sieben

„Himmlische Fastnacht“ – Sitzung der Chorgemeinschaft läßt keine närrischen Wünsche offen

HATTERSHEIM (idl) – In Gerdt von Basewitz' Märchen Peterchens Mondfahrt hat Maikäfer Herr Sumsemann zahlreiche Abenteuer zu überstehen, bis er auf dem Mond sein verlorenes sechstes Beinchen wieder in Empfang nehmen darf. Die Hattersheimer Chorgemeinschaft hat die rührende Geschichte ins Närrische transponiert und servierte den Gästen ihrer Sitzung unter dem Motto „Himmlische Fastnacht“ eine durchweg unterhaltsame Version des Kinderbuchklassikers. Für Sumsemann Ralf Meik fing die Reise ins Reich von Frau Luna Gerda Bont freilich erst mal recht stressig an. „Ich bin gerade so durch’s Nachtflugverbot gerutscht“, begrüßte er die Gäste in der Narrhalla, „und überhaupt herrscht über euren Köpfen ja reichlich Flugverkehr.“ Erst einmal angekommen, konnte sich der redselige Maikäfer über ein höchst vergnügliches Treiben auf dem von CGH-Sitzungspräsidentin Gerda Bont regierten närrischen Erdtrabanten freuen. Dort tummelten sich nämlich reichlich Tanzgruppen, Büttenredner und Musikanten.

 

Los ging es zunächst einmal recht irdisch, nämlich mit einer musikalischen Weltreise. Das von Christine Gesang und Jessica Otto trainierte Kinderballett des befreundeten Gesangsvereins Liederkranz Eintracht, imponierte mit einer tollen Choreographie und entführte die Närrinnen und Narrhallesen nach China und in die Türkei, machte einen Zwischenstopp in Brasilien und Afrika, stattete der Neuen Welt einen Besuch ab, um schließlich über Spanien zurück in heimische Gefilde zu reisen.
Die Schlagzeilen des vergangenen Jahres, die just in diesen heimischen Gefilden für Furore gesorgt hatten, stellte im Anschluss der Protokoller der Chorgemeinschaft, Jochen Kilb, in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. „Der Stoff hätt’ gereicht für fünf Protokolle, drum bericht’ ich euch jetzt von Narren und Dolle“, lautete etwa einer der wohlgesetzten Verse Kilbs über die Flut von Affären und Affärchen anno 2011. Ob „Rohrkrepierer“ Gaddafi oder „Berlusconi aus Genitalien“, ob Strauss-Kahn oder die sinnesfreudigen Herren der Hamburg-Mannheimer, alle bekamen ihr Fett weg und auch die örtliche Politik musste sich manchen Seitenhieb gefallen lassen. Für die Aufregung um den in grüne Ungnade gefallenen Sarotti Mohr hatte er ebenso wenig Verständnis aufzubieten, wie für die Bürgeranleihe der Stadt Hattersheim. „Angesichts der Schulden, da kann man nur flenne, da kann ich mein Geld ja gleich verbrenne“, frotzelte Kilb und erhielt dafür reichlich Applaus vom närrischen Auditorium.
Immer wieder eine Augenweide: Das HCC-Ballett unter Leitung von Tanja Hennik und Sisco Heinemeyer. Die Tänzerinnen bewiesen ein Mal mehr, dass der klassische Gardetanz noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Zumindest dann nicht, wenn er auf eine so schwungvolle und moderne Art präsentiert wird.
„Mein Lieblingslied, das zu mir passt, und mich komplett zusammenfasst“, kündigte „Tippelbruder“ Eva Windel in ihrer Rolle als liebestrunkener Vagabund an und intonierte ebenso selbstbewusst wie gekonnt weinselig: „Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frauen.“ Die melancholische Auseinandersetzung mit dem weiblichen Geschlecht und den Irrungen und Wirrungen der Liebe war eine der Glanznummern der diesjährigen CGH-Fastnacht. Die Chefin der Chorgemeinschaft kam als Tippelbruder grundsympathisch rüber, bewies neben komödiantischem Talent ein perfektes Timing und hatte – wenn wundert’s – die Lacher von der ersten bis zur letzten Minute auf ihrer Seite.
Jörg und Felix Beck als Bahnbediensteter Aloisius und Petrus verwerteten die Steilvorlage in Sachen Stimmung perfekt und sorgten als bestens eingespieltes Duo Vater & Sohn mit launigen Wortgefechten und Stimmungsliedern für reichlich Bewegung in der Narrhalla. Im vergangenen Jahr hatten Jörg und Felix Beck als „beinharte Rocker“ imponiert und auch in dieser Kampagne überzeugte das Gespann mit einer trefflich zum Sitzungsmotto passenden Nummer.
Miss Molly alias Uwe Beck und Frau Dürr alias Gerda Bont hatten dagegen mit Harmonie wenig am Hut. Da wurde kräftig ausgeteilt und abgewatscht. Die „uffgeblasene Leberworschd“ war mit ihren Rundungen durchaus zufrieden und konstatierte dem „Klappergestell“, schlicht und ergreifend zu „faul zum Esse“ zu sein.
Gar nicht faul dagegen waren die Damen des Niederräder Carneval Vereins, die im Anschluss einen flotten Gardetanz präsentierten, bevor Sandra Jaspert alias Helene Fischer das Publikum mit einem live gesungenen Medley der Schlagersängerin in die 2x11-minütige Pause verabschiedete.
Auch in der zweiten Sitzungshälfte durften sich Herr Sumsemann und das Publikum über zahlreiche gelungene Gastspiele bei der „Himmlischen Fastnacht“ freuen. Gerda Bont lüftete als Skifahrerin das Geheimnis ihrer Blessuren. Die hatte sie sich nicht beim tollkühnen Ritt auf schwarzen Pisten zugezogen. Nein, sie war beim Après-Ski „nach dem 30. Jägertee“ schlichtweg vom Barhocker gedotzt, und zwar ungelogen, wie sie augenzwinkernd verkündete. Auch Lügenbaron Axel Knauber, Sitzungspräsident des CCM, wies in seiner Büttenrede jegliche Flunkereien weit von sich. 
Wer hätte außerdem gedacht, dass Maikäfer derartige Probleme mit ihren „besseren Hälften“ haben – Sumsemann Ralf Meik ließ in seinem Büttengastspiel jedenfalls kein gutes Haar an seiner Gattin. Das Ballett Niederrad konnte bei seinem zweiten Auftritt mit dem „Tanz der Vampire“ rundum überzeugen, während die Sangesfreunde der CCM-Truppe „Haste Töne“ mit Stimmungsliedern den Saal in Wallung brachten. Die „Candy Girls“ zeigten in beeindruckender Weise, dass sie zu den Top-Tanzensembles des erweiterten Kreisgebiets gehören.
Höhepunkt und Abschluss der Sitzung aber war der Auftritt der großen Fastnachtsgruppe der Chorgemeinschaft unter Leitung von Dirigentin Gerda Bont. In wunderschönen Kostümen huldigten die Sängerinnen und Sänger dem „Sternenhimmel“ und bezauberten das Publikum als Sonnen, Monde und Sterne.
Noch keine Bewertungen vorhanden


X