Künftige Nutzung des ehemaligen Horn-Geländes / Richtlinien für Investor
Vor etwa zweieinhalb Jahren stellte die "Albert Horn Söhne GmbH" ihren Betrieb ein. Das 1948 gegründete Traditionsunternehmen, einst einer der führenden Grußkartenhersteller Deutschlands, war nach Abwicklung des Insolvenzverfahrens von der niederländischen "Nedac Sorbo Gruppe" aufgekauft worden, die es wiederum einige Zeit später an einen anderen Investor meistbietend veräußert hatte.
Nun geht es um die Frage der künftigen Nutzung des Gewerbegebietes. Hierzu strebt die Stadt die Aufstellung eines Bebauungsplans nach bestimmten Kriterien an: Auf dem zwischen der Schulstraße, der Lindenstraße, der Bahntrasse Frankfurt–Wiesbaden und dem Gewerbegebiet "Im Boden" liegenden, circa 2 Hektar großen Gelände soll ein "Innovationsquartier" entstehen, das sich einerseits durch attraktive gewerbliche Nutzung auszeichnet und andererseits harmonisch in die Umgebungsbebauung einfügt. Das Stadtparlament entscheidet heute Abend über den diesbezüglichen, vom Magistrat vorgelegten Aufstellungsbeschluss.
Im Vorlauf beschäftigte sich letzte Woche Mittwoch der Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr hauptsächlich mit der naheliegenden Frage, wie das Gelände genutzt werden soll. An Ideen herrsche kein Mangel, sagte Bürgermeister Klaus Schindling. Deren Umsetzung hänge jedoch davon ab, ob sie zu einem Innovationsquartier passen. So überrasche der neue Investor die Stadtverwaltung alle zwei Woche mit etwas Neuem; vom Hochregallager bis zur Betreuungseinrichtung sei schon alles dabei gewesen. Mit Blick auf Hattersheim als IT-Standort und auf die zentrale Lage des Geländes inklusive Bahnhofsnähe wäre jedoch die Schaffung eines Gründerzentrums ideal, meinte Schindling.
Die Opposition begrüßte die Magistratsvorlage ausdrücklich. "Von uns gibt es für ein Innovationsquartier volle Unterstützung", sagte der Grünen-Fraktionssprecher Winfried Pohl, der zugleich zur Wahrnehmung der Planungshoheit aufrief. Dem Investor dürfe nicht freie Hand gelassen werden, vielmehr habe sich dieser an den Vorgaben der Stadt zu orientieren. Die Sozialdemokraten hoben lobend die angedachte Neuansiedlung von Gewerbe hervor. "Die Stadt muss aber klarstellen, was machbar ist und was nicht", betonte der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Marek Meyer. "Ein Hochregallager zum Beispiel ist wegen des zu erwartenden Lkw-Verkehrs nicht verkraftbar."
Die Stadtverwaltung nehme die Vorschläge des Investors genau unter die Lupe, versicherte der Bürgermeister. Falls dieser gegenläufig planen sollte, werde "die Tür eben zugemacht". Speditionen oder ähnlich verkehrsintensive Unternehmen hätten in einem Innovationsquartier nichts verloren, so Schindling. Des Weiteren seien freilich die zu erwartenden Gewerbesteuereinnahmen ein entscheidendes Kriterium.
Der Ausschuss empfahl den Stadtverordneten einmütig, der vom Magistrat beantragten Aufstellung des Bebauungsplans zuzustimmen.