Streitpunkt Schottergärten: Aufklärung ist das Mittel der Wahl

Fraktionen einigen sich auf Antragsänderung / Fokus auf Information und Sensibilisierung

Es gibt viele Gründe, warum man sich das Verschwinden von Schottergärten in Hattersheim wünschen sollte: Die leblosen Flächen wirken sich negativ auf den Wasserhaushalt, die Biodiversität und das Stadtklima aus. Sind Flächen wasserundurchlässig versiegelt, hat Wasser keine andere Wahl als an der Oberfläche abzulaufen - denn es kann nicht mehr in den Grund einsickern. Gleichzeitig wird das Abwassersystem stärker belastet, was gerade bei Starkregenereignissen sehr problematisch werden kann.

Außerdem finden Tiere auf versiegelten Flächen weder Nahrung, noch Unterschlupf. Pflanzenwachstum wird bewusst unterbunden, zum Nachteil für das hiesige Klima: Weniger Lärm und Staub wird gefiltert, weniger Sauerstoff gespendet und die Stadt heizt sich weiter auf: Im Sommer speichern Schotterflächen tagsüber durch direkte Sonneneinstrahlung Wärme und geben diese in der Nacht wieder ab – die Folge ist eine weitere Überhitzung anstelle der ersehnten Abkühlung.

Bereits zur letzten parlamentarischen Sitzungsrunde Mitte September hatte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag eingereicht, der zum Erlass einer Satzung gegen Schottergärten führen sollte, derzufolge „die nicht überbauten Flächen der bebauten Grundstücke wasserdurchlässig zu belassen oder herzustellen sind sowie naturverbunden zu begrünen oder zu bepflanzen sind, soweit dem nicht die Erfordernisse einer anderen zulässigen Verwendung der Flächen entgegenstehen“. Die Versickerung von Oberflächenwasser müsse im Sinne eines rationellen Umgangs gewährleistet sein, forderten die Grünen.

Zwar ist der Zuwachs an ungeliebten Schottergärten im Stadtgebiet nicht nur in den Augen der Grünen gerade angesichts von Klimawandel und Insektensterben eine bedenkliche Entwicklung, aber dennoch war man sich vor knapp zwei Monaten im Stadtparlament noch nicht einig darüber, in welcher Form man am besten den Kampf gegen diese Unsitte intensivieren sollte. Die regierende Koalition aus CDU, FDP und FWG würde lieber einen indirekteren Weg beschreiten, mit dem Fokus auf Information und Sensibilisierung anstelle von Satzungen und Verboten.

In der Sache und bezüglich der Zielsetzung war man sich also schon einig, nur bezüglich der Methoden bestand noch Redebedarf. Zu viel für eine Ablehnung des Antrags - zu wenig für eine Zustimmung. Ergo einigte man sich vorläufig auf das Belassen des Antrags in den Ausschüssen, in der Zwischenzeit sollten weitere Beratungen folgen.

Kompromiss gefunden

Im Vorfeld der aktuellen Sitzungsrunde hatte man sich nun in interfraktionellen Gesprächen auf eine geänderte Version des ursprünglichen Antrags von Bündnis 90/Die Grünen verständigt: Demnach wird der Magistrat nun damit beauftragt, Anreize zu schaffen um sogenannte Schottergärten im Hattersheimer Stadtgebiet zu vermeiden und bereits bestehende Schottergärten in bepflanzte Flächen umzuwandeln. Dabei soll auf eine möglichst geringe Versiegelung der Flächen hingewirkt werden.

Diverse Maßnahmen sollen hierfür in Betracht gezogen werden: Unter anderem die Information und Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger über insektenfreundliche Gartengestaltung sowie ökologische und klimatische Nachteile von Schottergärten, beispielsweise in Form von Flyern, Presseerklärungen, über das Internet oder im Rahmen einer öffentlichen Bürgerversammlung.

Auch Bauherrinnen und Bauherren sollen über die negativen Folgen von versiegelten Vorgärten informiert werden und Alternativen aufgezeigt bekommen.

Kolja Franssen (SPD) kündigte an, dass man diesem Kompromiss zwar gerne zustimmen wird, man aber die weitere Entwicklung in dieser Sache weiter genau im Auge behalten werde, da man im jetzigen Antrag "nichts Bindendes" vorfindet. Sollte die angestrebte Entwicklung weg von den Schottergärten in der Praxis ausbleiben, müsse man weitere Maßnahmen in Betracht ziehen.

Die geänderte Fassung des Antrags wurde schließlich erwartungsgemäß einstimmig verabschiedet.

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