Zurzeit herrscht hier eine wunderbare Ruhe

Die Nachbarschaft beschwerte sich mit Erfolg gegen den Club Longbeach am Okrifteler Mainufer

OKRIFTEL (al) – Der Betrieb im Club Longbeach am Mainufer, unterhalb der alten Phrix, wird eingeschränkt. Künftig darf es nur noch einmal im Monat eine Großveranstaltung geben, und das auch nur in der Zeit von 16 bis 20 Uhr.

Die Nachbarschaft in Jahnallee und Ellenbogengasse ist ausgesprochen dankbar.

Am 21. Mai hatten die Anwohner mächtig gelitten und sich hilfesuchend an die Stadt und die Ruhebeauftragte gewandt. Im Club lief das Festival „Le Bonheur“ ab, mit renommierten DJs, mit Techno, House und anderen Beats und mit rund 900 Gästen, die sich von morgens bis abends ausgelassen amüsierten. Für die Nachbarn war es eine Qual. „Zwölf Stunden Dauerlärm“ – nämlich dröhnende Bässe und lautstarkes DJ-Geschrei – seien „nicht auszuhalten“, schrieben sie in ihrem Beschwerdebrief und forderten den Schutz ihrer Nachtruhe. Sie warfen auch die Frage auf, wie ein solcher Club eine Betriebserlaubnis in einer Stadt bekomme, deren Bürger ohnehin schon vielfältigem Lärm ausgesetzt seien. „Wie kann es sein, dass die Stadt Millionen in den Widerstand gegen den Flughafenausbau investiert, sich dann aber eine solche Lärmquelle ‘in den Vorgarten’ holt?“

Die Frage trifft einen wunden Punkt in der Seele unserer Kommunalpolitiker. Sie finden nämlich den Club Longbeach wie auch die am Wäldchen gelegene Uferbar eine gute Sache. Es ist wie in fast allen Städten, die an Flüssen liegen: man beginnt, diese vorzügliche Lage wieder intensiver für Freizeit und Erholung zu nutzen. Auch am „langen Strand“ unterhalb der Phrix trafen sich die, die „chillen“ oder aktiv „relaxen“ wollten. Es gab Sand und Planschbecken, Liegestühle und ein paar Strandkörbe, Erfrischungsgetränke und Cocktails. Und es kamen durchaus auch ältere Gäste, die zwischen Fluss und Fabrik den Müßiggang einlegten.

Weil aber die Betreiber des Clubs zum mediterranen Flair nicht auch das mediterrane Wetter garantieren können, folgten nach einem schlechten Sommer und mäßigen Besucherzahlen Investitionen, um die Nachfrage zu stabilisieren. Heute gibt es dort neben dem großen Sandstrand und Pool ein 1000-Quadratmeter-Partyzelt, das bei kühler Witterung beheizt wird, mit einem 360-Grad-Surround-Sound-Dancefloor und Livebühne. Zusätzliche Attraktion ist eine Shisha-Lounge. Der Club heißt sich nun Party-Oase und Event-Residenz. Nun kann man nicht mehr nur chillen, sondern auch zu treibenden House-Beats abfeiern.

Das alles würden die Anwohner nach eigenem Bekunden auch noch hinnehmen. Sie dürften auch mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis genommen haben, dass die ihrerseits verständnisvollen Betreiber einen Beitrag leisten, den Parkdruck im Viertel zu mildern, indem sie Gäste mit Bussen vom Bahnhof abholen lassen.

Auch das Techno-Festival am 21. Mai war von allen zuständigen Stellen in vollem Umfang (also auch volle zwölf Stunden von 10 bis 22 Uhr) genehmigt, teilten Ordnungsamt und Bürgermeisterin Antje Köster den beschwerdeführenden Anwohnern mit. Das Umweltamt des Main-Taunus-Kreises hatte unter Bezug auf das Bundesimmissionsschutzgesetz Auflagen zur Lautstärke gemacht. Die Musikanlage war verplompt, sodass die zulässigen Lärmpegel nicht überschritten wurden.

Gleichwohl hat man im Rathaus und im Kreishaus über Einschränkungen künftiger Genehmigungen nachgedacht. Mit dem Ergebnis, dass solche Events wie am 21. Mai künftig nur noch einmal im Monat stattfinden dürfen, dann aber nur noch von 16 bis 22 Uhr und nicht an Feiertagen. Bürgermeisterin Köster im Schreiben an die Anwohner: „Ob der Veranstalter unter diesen Bedingungen weitere Events durchführen wird, ist uns nicht bekannt.“

Bisher sind keine weiteren Großereignisse im Club Longbeach angekündigt. Die Nachbarschaft bedankt sich emphatisch bei der Bürgermeisterin und der Ruhebeauftragten: „Zurzeit herrscht hier eine wunderbare Ruhe, die wir sehr genießen, indem wir zum Beispiel tagsüber unbeeinträchtigt draußen sitzen und nachts erholsam durchschlafen.“

Die Nachbarn stellen klar, dass „es uns nicht darum ging, die Musikrichtung, die dargeboten wurde, zu kritisieren, oder dass wir es nicht mögen, wenn Leute feiern. Es ging um die Lautstärke und die Tatsache, dass diese über zwölf Stunden persistierte.“ Denn: „Wir sind einiges gewöhnt, aber das sprengte einfach jeden Rahmen.“


Möglicherweise wird es am Okrifteler Mainufer, im Mainauenschutzgebiet, noch ruhiger. Denn das große Partyzelt ist nur vorübergehend als sogenannter „fliehender Bau“ genehmigt. Soll es stehen bleiben, bräuchte es eine richtige Baugenehmigung. Die wird aber wohl nicht erteilt werden, hat man im Hattersheimer Rathaus gehört.

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