Beton bröckelt bereits fleißig auf Gleise

IG Steg kritisert mangelndes Interesse der Fraktionen und der Verwaltung an Zusammenarbeit

BISCHOFSHEIM (gus) – Bisher ist der marode Zustand des Eisernen Stegs zwischen Wasserturm und Böcklersiedlung eher eine technische Zustandsbeschreibung, wenig greifbar für die Nutzer des Gleisüberwegs, der laut Gremienbeschluss nur noch bis Ende 2013 genutzt werden soll. Zwar fallen auch dem Nutzer mit nur ein wenig Aufmerksamkeit die Roststellen und -löcher am Steg und die bröckeligen Ränder des Betonbodens auf – aber was sagt das schon über die Sanierbarkeit des Bauwerks aus?

 

Je mehr die IG Steg, die sich seit einigen Monaten mit dem Übergang befasst – mit dem klaren Ziel, auch über 2013 hinaus einen Übergang an dieser Stelle nutzen zu können – verdichtet sich der Verdacht, dass die Schäden an dem Steg deutlich größer sind als bisher geahnt. „Aus unserer Sicht ist Gefahr im Verzug“, betont die IG in einem Schreiben an die Fraktionen, als Ergebnis einer Begehung mit Mitarbeitern einer Stahlbaufirma. Tatsächlich baut sich der Steg derzeit bereits selbst ab: Auf den Gleisanlagen unterhalb des Übergangs sind größere Betonteile zu finden, die offenbar regelmäßig abfallen – nur durch die täglich Benutzung des Stegs durch Fußgänger und vielleicht auch den Luftzug darunter fahrender Züge (siehe Foto). 
Das neuerliche Gutachten, das die SPD-Fraktion jetzt im Bauausschuss beantragte, hält die IG für schlicht überflüssig. „Wir haben von mehreren kompetenten Fachpersonen die Bestätigung, dass eine endgültige Beurteilung der zu erwartenden Kosten erst nach Abheben des Steges und Entfernen des Betonbelages möglich wäre“, schreibt die IG.
Das neuerliche Gutachten, das laut SPD den Sanierungsbedarf mit dem Ziel des Erhalts des Steges ermitteln soll, wird schon aus finanziellen Gründen nicht solch einen Aufwand betreiben können. Der Antrag will zwar auch als Alternative den Bau eines Ersatzbauwerks prüfen lassen, ebenso rechtliche Schritte gegen die Bahn AG. Die soll den Steg in den letzten Jahren, in denen er in ihrem Besitz war, nicht mehr ordentlich in Schuss gehalten und den jetzigen Zustand damit entscheidend verschuldet haben. Letztlich steckt aber die Hoffnung dahinter, dass alles doch nicht so schlimm ist und teuer wird, wie es das erste, noch von der Bahn erstellte Gutachten aussagt.
Die IG kritisiert, dass auch ein halbes Jahr nach dem Abrissbeschluss durch die Gemeindevertretung keinerlei Bemühungen seitens der Verwaltung oder auch Anstöße seitens der Fraktionen festzustellen seien, Alternativen zum ersatzlosen Abbau des Stegs zu präsentieren. Die IG hat sich bei Fachfirmen Angebote eingeholt, was die anstehenden Arbeiten für den Abtrag des Stegs und Neubau eines Ersatzübergangs an Kosten verursachen würden. Das Ergebnis: Eine Kranfirma berechnet für das Ausheben des alten und Einbau des neuen Krans (in je drei Teilen) 289.000 Euro netto. Die von der Bahn prognostizierten Abbaukosten von 750.000 Euro scheinen demnach überhöht. Die kostengünstigste Variante für einen Brückenneubau wäre eine Aluminiumkonstruktion, bei dem wie beim jetzigen Steg mit rund einhundert Jahre Nutzungszeit zu rechnen wäre und auf eine Million Euro käme. Das wären rund 2,5 Millionen Euro weniger als die Gemeinde bisher annehme, betont die IG Steg.
Mit harschen Worten kritisiert die IG eine mangelnde Gesprächsbereitschaft der Fraktionen und der Verwaltung ihr gegenüber. Nur eine Fraktion antwortete auf ein erstes Schreiben der IG vom Mai, mittlerweile liegt eine weitere Antwort vor. Im Rathaus stößt die IG ebenso auf Granit, fühlt sich von den Mitarbeitern abgeblockt. „Anscheinend ist unser Zuarbeiten nicht erwünscht“, folgert die IG daraus. Sie fordert die Einrichtung eines Runden Tisches unter Beteiligung der Fraktionen und der IG.
Was die IG-Vertreter so nervös macht, ist eine Auskunft über die Planungsabläufe bei der Bahn AG. Für die Bauarbeiten am Steg muss zumindest in gewissen Phasen der Fahrbetrieb umgeleitet oder eingestellt werden. Fachleute hätten ihnen erläuterte, dass für entsprechende Gleissperrungen und Weichenumstellungen eine Vorlaufzeit von 24 Monaten notwendig sei – dann ergäbe sich jetzt schon ein dickes Problem für eine nahtlose Ersatzlösung für den Steg bis Anfang 2014.
Die IG wird auf der Kerb mit einem Stand vertreten sein und über ihr Anliegen informieren, kündigen die Sprecher an.
Großflächig hat sich an dieser Stelle der Beton bereits von den Rändern der Gehwegplatten des Stegs gelöst und ist auf die Gleise gefallen. Der Blick auf die Stahlträger zeigt große Korrosionsbereiche, deren Ausmaß erst nach dem Abbau der Platten eingeschätzt werden könnte.?(gus/Foto: Steinacker)
Die Bedrohung ist real: Dieses größere Betonteil – an der hellen Abbruchstelle unten ist gut zu erkennen, dass es ganz frisch abgefallen sein muss – fand sich am Dienstag auf halber Steglänge zwischen zwei Gleisen. Fällt solch ein Brocken direkt auf einen durchfahrenden Zug, sind starke Schäden und damit die Haftung der Gemeinde als Eigentümer gewiss.?(gus/Foto: Steinacker)
Auch die Trägerplatten an der oberen Konstruktion sind stark rostbefallen. Das spielt für die Sicherheit des Steges zwar keine Rolle, doch der Sanierungsaufwand, wird klar, beschränkt sich nicht auf den Unterbau und die Wegplatten.
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