Der Familiengottesdienst am vergangenen Samstag in St. Josef war weit mehr als ein feierliches Dankeschön an die diesjährigen Erstkommunionkinder: Er wurde zum sichtbaren Ausdruck gelebter Nächstenliebe. Die Mädchen und Jungen überreichten die Kollekte ihrer Erstkommunion, insgesamt 4.200 Euro, an zwei Einrichtungen, die Familien in akuter Trauer auffangen. 2.600 Euro gingen an die Kindertrauergruppe "Brückenbauer" des Flörsheimer Hospizvereins Lebensbrücke, 1.600 Euro an den Verein "Trauernde Eltern und Kinder Rhein-Main" in Mainz.
Kaum war der Applaus der Gemeinde verklungen, brachte einer der Mainzer Trauerbegleiter die Bedeutung dieser Geste auf den Punkt: „Unsere Angebote bleiben für Betroffene kostenlos. Ohne solche Zeichen der Solidarität könnten wir das nicht durchhalten.“ Sein Team, so berichtete er, habe im vergangenen Jahr mehr als 800 Einzelbegleitungen geleistet und zusätzlich Gruppenstunden für Kinder organisiert, die einen plötzlichen Verlust durch Unfall, Krankheit oder Suizid verarbeiten müssen. Das Einzugsgebiet reicht von Limburg über Frankfurt bis Kaiserslautern – ein weiter Radius, in dem mit jeder tragischen Nachricht neuer Bedarf entsteht.
Auch Christa Hofmann vom Hospizverein Lebensbrücke zeigte sich dankbar. In den Räumen der Kindertrauergruppe "Brückenbauer" entstehen, wie sie erklärte, "geschützte Inseln, auf denen Spielen, Basteln und freies Reden nebeneinander Platz haben". Die Nachfrage sei groß: "Manche Kinder würden am liebsten noch viel öfter kommen. Dank dieser Spende können wir zusätzliche Termine anbieten und neues Material anschaffen." Dass die Gruppe bereits die zweite Generation erreicht, unterstreicht, wie fest das Angebot inzwischen im Stadtleben verankert ist.
Besonders eindrücklich blieb den Gottesdienstbesuchern eine Szene, die Hofmann schilderte: Ein achtjähriger Teilnehmer verglich den Tod mit einem Schokoladenriegel, "bei dem nur die Hülle bleibt, wenn alles Süße herausgenascht ist". Der Satz berührte nicht nur die Erwachsenen, er verdeutlichte auch, wie unverzichtbar professionelle Begleitung für kindliche Trauerarbeit ist.
Die liturgische Feier selbst war geprägt von Dankbarkeit und zarter Hoffnung. Pfarrer Friedhelm Meudt erinnerte daran, dass Glauben und Fürsorge untrennbar verbunden seien. "Wenn unsere Jüngsten schon verstehen, wie man Leid lindert, sind wir als Gemeinde auf einem guten Weg", sagte er in seiner Predigt. In ihren Fürbitten dachten die Kinder besonders an "alle Familien, denen ein geliebter Mensch fehlt". So blieb der Abend nicht nur als spirituelle Feier in Erinnerung, sondern auch als sichtbarer Beweis dafür, dass gelebter Glaube Brücken schlägt, wo Worte allein nicht mehr reichen.
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