Flörsheim soll näher an das Mainufer rücken

Im Bauausschuss stellten die Planer die Entwürfe für die Umgestaltung am Adenauer-Ufer vor - Es bleibt ein Parkplatz

Die Sichtachse vom Mainufer in den Altstadtkern ist ein wichtiges Element für die Anbindung zwischen Stadt und Fluss. Sie soll durch den Umbau noch stärker herausgearbeitet werden.

Eine Vorstellung darf man sich von einer künftigen, attraktiven Mainufergestaltung in der Flörsheimer Altstadt nicht machen: dass sich die Struktur der rechteckigen, rund 350 Meter langen Fläche am Konrad-Adenauer-Ufer wesentlich verändert, am Ende gar den Charakter als größter öffentlicher Parkplatz der Innenstadt aufgegeben wird. Nein, daran, die Autos auszusperren von der insgesamt gut 1,3 Hektar großen Fläche und den Bürgerinnen und Bürgern ihren Main gar über ein parkähnliches Gelände näherzubringen, stand nicht zur Diskussion, als das Landschaftsarchitekturbüro Bresch, Henne, Mühlinghaus (bhm, Bruchsal) nach einer Vorauswahl von mehreren Vorschlägen den Auftrag erhielt, seinen Grundentwurf zur Umgestaltung der Mainuferpromenade detailliert auszuarbeiten und im Bau-, Verkehrs- und Umweltausschuss vorzustellen.

So geschah es kommende Woche und schon das Projektvolumen von 3,7 Millionen Euro zeigt, dass sich die Veränderungen in einem begrenzten Rahmen bewegen werden. Dass andernorts und ebenso altstadtnah alternative Parkflächen geschaffen werden könnten, um die Autos verbannen und so eine Promenade im Sinne des Wortes schaffen zu können, ist nicht in Sicht. Und dann gab es auch noch zu beachten, dass sich das Mainufer auch umgebaut immer noch als Überschwemmungsfläche bewähren muss, was der etwas öde daherkommenden, wassergebundenen Fahrbahndecke auf dem Platz eine große Zukunft auch im vorgestellten Projekt beschert.

Die Grundidee, die bhm-Mitarbeiter Christian Wild dem Ausschuss präsentierte, arbeitet vor allem mit drei Zugangsachsen sowie mit der Gestaltung einer mit Treppenabgang zugänglich gemachten Aufenthaltsfläche direkt am Mainufer und gar im Fluss selbst. Von der man sich fragen darf, warum so eine naheliegende Lösung, um die Füße gefahrlos im heimischen Lieblingsgewässer baumeln zu lassen, erst jetzt in Angriff genommen wird.

Die Zugangsachsen muss bei dem Umbau niemand schaffen, sie sind schon da: die Zufahrten zum Parkplatz am Westende (Zum Strohpförtchen) und am Ostende (Obermainstraße) der Fläche sowie der Fußweg vom Gallusplatz zum Berliner Brunnen und den Stelen am Ufer. Diese drei Achsen sollen nun aber in einen eigenen, farblich abgehobenen Belag und Umformungen einen eigenen Platzcharakter erhalten.

„Der Plan ist, Flörsheim wieder näher an den Main zu bringen“, erläuterte Wild. „Statt einen am Berliner Brunnen solle es künftig zwei weitere Plätze geben, die bis zum Ufer reichen.“ Einige Randbedingungen waren dabei zu beachten, so der unterirdische Verlauf einer Ölpipeline entlang des Ufers, oder das Wurzelwerk der Bäume im Uferbereich, vor allem, weil der doch recht schmale Promenadenweg verbreitert werden soll. Der Berliner Brunnen wird der „zentrale Aufenthaltsbereich“ bleiben – oder werden, denn einen Treffpunktcharakter hat das Bauwerk aktuell eigentlich nicht. In umgebauter Form bietet er eine Plattform zum Hinsetzen und Anreden gegen das Geplätscher. Die Sichtachse zum Gallusplatz, die für die Planer die psychologische Anbindung an die Altstadt unterstützen soll, ist eigentlich auch heute schon unbehindert, die farbliche Abhebung des Pflasters kann da lediglich noch eine Einheitlichkeit unterstützen.

Eindrucksvollstes und interessantestes Element des Entwurfs ist der Zugang zum Main in Verlängerung der Achse Gallusplatz-Brunnen. Abgegrenzt durch ein Geländer - das sich auch westlich ein paar Meter fortsetzt – führen Treppenstufen bis zum Wasser herab. Ein paar Quadratmeter, zur Flussmitte durch eine Steinbarriere abgegrenzt, kann man unten im flachen Wasser stehen – im Sommer ein erfrischender Spaß, unter Aufsicht auch für Kleinkinder.

Die Parkplatzfläche soll mittig querend eine Baumreihe bekommen, die die beiden Abstellreihen trennt und für etwas mehr Schatten sorgen soll. Auch die flussentfernte Seite des Promenadenwegs soll vereinzelt weitere Bäume bekommen, „insgesamt wird es deutlich mehr Bäume geben“, betonte der Planer. Diese Umbauten und -formungen werden einige Parkplätze kosten, der Verlust ist aber nicht gerade groß: von den aktuell 200 sollen 180 Plätze übrigbleiben, „wenn sie freigegeben sind“, wie der Planer ergänzte – womit er wohl die Überlegung in die Runde warf, den Parkplatz nicht durchgehend komplett als solchen zu nutzen.

Im Osten des Geländes – im Bereich vor dem Bootshaus – ist eine Erneuerung der Slipanlage vorgesehen. Bepflanzung und steinerne Barrieren sollen hier künftig die Geschwindigkeit der Fahrradfahrer ausbremsen, um Konflikte mit den flanierenden Spaziergängern zu vermeiden.

Die konkreten Planungen könnten nach den entsprechenden Beschlüssen laut Wild im Sommer abgeschlossen werden, im Spätwinter 2023 wäre dann mit den Genehmigungen zu rechnen, die Auftragsvergabe könnte im kommenden Frühjahr geschehen. Mit einem Jahr Umbauphase ist zu rechnen, vorgegangen werden soll abschnittsweise, „mit Rücksicht etwa auf die Kerb“, sagte Wild. Irgendwie wird es also immer runter an den Main gehen und der Parkplatz wird nutzbar sein.

In der Diskussion war das Parkplatzthema wichtig. „Es ist der zentrale Parkplatz bei Veranstaltungen in der Innenstadt, da hatte ich erwartet, dass sich die Anzahl eher erhöht“, sagte Thorsten Press (FDP). Das sei zwar diskutiert worden, entgegnete Bürgermeister Bernd Blisch, er bezeichnete es aber als „Verkleinerung, die sich in Grenzen hält“. Auch Thomas Probst (dfb) sprach von einem „vertretbaren Rahmen“, in dem das neue Mainufer Parkplätze bereithält. Den Treppenabgang findet er dagegen zwar „als Element gut“, in Verlängerung der Achse Berliner Brunnen aber am falschen Platz.

Uwe Dicks (SPD) fiel auf, dass der Plan nicht konkret darüber aufklärt, wo die Fahrradwege entlangführen sollen. Er befürchtet Konflikte zwischen Auto- und Drahteselnutzern. Die Erste Stadträtin Renate Mohr antwortete dazu, dass die Radwegführung in der Tat noch nicht geklärt sei, definitiv werde die Strecke aber wie bisher nicht auf oder an der Promenade am Mainufer zu finden sein. „Der Bereich direkt am Wasser soll den Fußgängern vorbehalten sein.“

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