Flörsheims neuer Stadtgarten (II)

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Der neu gestaltete Stadtgarten wird seinem Namen seit der Umgestaltung deutlich stärker gerecht, als ein Ort, an dem Pflanzen zum Anschauen neben solchen wachsen, die oder deren Früchte der Mensch essen kann. Das Konzept „Essbare Stadt“ zeigt sich an vielen Stellen der neu bepflanzten Beete. Manche Gewächse darunter, wie die Esskastanie oder die Stachelbeere, sind seit jeher altbekannte Bäume und Gartenfrüchte.

An den Säulen der neuen, nördlichen Pergole rankt und wächst allerdings eine Frucht, die noch nicht allzu lange Verbreitung in unseren Breiten gefunden hat und für viele immer noch einen eher exotischen Status hat. Kiwifrüchte werden in Deutschland tatsächlich jedoch schon seit den 1960er-Jahren angebaut. Aber das ist nur unter bestimmten Voraussetzungen von Erfolg gekrönt, denn eigentlich sind die klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa für diese Frucht nicht gerade optimal.

In Deutschland verbinden wir die Kiwi am ehesten mit Neuseeland, weil die Früchte, als sie ab den 1980er-Jahren in den Supermärkten zum üblichen Angebot wurden, zum ersten großen Exportschlager der Insel auf der gegenüberliegenden Seite des Globus wurden. Den Namen für die Frucht erfanden die Engländer, die als erste Kiwis im großen Stil aus Neuseeland importierten und den Spitznamen der Neuseeländer, der sich allerdings vom gleichnamigen, flugunfähigen Vogel ableitet, auf die neue Frucht übertrugen. Eigentlich stammt die Kiwipflanze aber aus dem Nordosten Chinas und ist dort tatsächlich, wie im Flörsheimer Stadtgarten angelegt, als Kletterpflanze bekannt. Deshalb lautete der ursprüngliche Name, den die Neuseeländer ihr gaben, als sie Anfang des 20. Jahrhunderts anfingen sie anzubauen, auch „Chinesische Stachelbeere“ (Chinese Goosberry). Ob die Pflanzen im hiesigen Stadtwald eine Chance haben, ordentliche Früchte auszubilden, könnte eine spannende Frage werden.

Die Wachstumsbedingungen sind in Deutschland nur in den wärmeren Regionen überhaupt gut genug, was die klimatischen Bedingungen angeht. Faustregel: Dort, wo in Deutschland Weinanbau betrieben wird, sollte auch die Kiwi eine Chance haben. Allerdings sind die Pflanzen frostempfindlich, den gibt es bei uns trotz der immer milderen Winter gelegentlich dann doch noch, vor allem Spätfrost im Frühjahr ist eine Gefahr für die Ranken.

Finden sich die Stadtgarten-Kiwis sich in ihrer Umgebung zurecht, werden sie im Juni/Juli entweder männliche oder weibliche Blüten ausbilden – pro Pflanze immer nur eine Sorte, was für die erfolgreiche Zucht eine weitere Voraussetzung setzt, dass immer beide Geschlechter zusammen gezüchtet werden müssen, jedenfalls für eine natürliche Befruchtung. Allerdings tragen Kiwipflanzen üblicherweise nicht gleich in den ersten Jahren Blüten.

(Foto: gus)

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