Gäste bekommen die Mühen gar nicht mit

Brunnenfest in Bad Weilbach trotz unsteten Wetters am Pfingstsonntag gut besucht

Schon am Sonntag mit seiner etwas unsicheren Wetterlage waren viele der 100 aufgestellten Sitzbänke gut belegt, am Pfingstmontag war der Zuspruch bei schönsten Ausflugswetter noch einmal deutlich größer.

Die Flörsheimer Vereine sind seit jeher ein Hauptgarant dafür, dass ihre Heimatstadt immer wieder Zerstreuung bietet, mit einer zumindest in der warmen Jahreszeit ganzen Reihe von öffentlichen Veranstaltungen und Festen auf den Plätzen und Grünanlagen. Dieser Brauch hatte in den Jahren 2020 und 2021 arg gelitten, und selbst in diesem Jahr werden manche sonst fest im Veranstaltungskalender zu findende Angebote weiter entfallen. Das hat nicht in allen Fällen mit der fortgesetzten Angst vor dem Coronavirus zu tun. Viele Vereine bemerken nun vielmehr, dass dem ehrenamtlichen Engagement die zwei verlorenen Jahre nicht gutgetan haben.

Die Sängervereinigung Weilbach erkannte rechtzeitig, dass sie mit der alleinigen Durchführung des Brunnenfestes in Bad Weilbach diesmal ein Problem bekommen könnte und verbündete sich frühzeitig mit der Freiwilligen Feuerwehr. Und so durfte Vorsitzender Karl-Heinz Groß nach den beiden Pfingstfeiertagen ein äußerst positives Fazit der Veranstaltung ziehen: „Es war supertoll, alles hat geklappt, in Kooperation mit der Feuerwehr, die uns beim Auf- und Abbau tatkräftig unterstützt hat“, berichtet Groß. Und das zeigte sich auch in der Zufriedenheit der Gäste. „Wir haben nur glückliche Menschen gesehen.“

Auch die gute Zusammenarbeit mit Kulturamtsmitarbeiter Carsten Lehmann hebt Groß hervor. Er habe sich eingeklinkt, um vor allem bei der Koordination mit den anderen Abteilungen des Rathauses, die bei solch einem Fest eingebunden werden müssen, zu helfen, so dass etwa die Bereitstellung der Mülltonnen, die Straßensperren und die Wasserversorgung problemlos klappten. Der Gast, der einfach nur ins Wäldchen an der Schwefelquelle kam, sich auf der Sitzbank niederpflanzte und bei einem angeregten Gespräch sein Getränk oder seine Speise genoss, ahnte nichts von der großen Mann- und Frauenpower, die aufzubringen waren, damit das Fest nach Plan lief – und so sollte es natürlich auch sein.

Zuletzt hatte die Sängervereinigung 2016 die Organisation des vor 40 Jahren begründeten Fests verantwortet, vor der Coronapause wechselten sich die Vereine im festen Rhythmus ab. „Das Brunnenfest hätte so wie gewohnt nicht mehr stattfinden können“, verdeutlichte Groß. Vielen älteren Mitgliedern sei die mit körperlicher Arbeit verbundene Auf- und Abbauarbeit nicht mehr zuzumuten gewesen. „Wir haben das früher ganz alleine gestemmt, manche aber sind nicht mehr in der Lage so schwere Sachen zu transportieren. Für die Feuerwehr mit ihren jungen Leuten war das kein Problem.“ 60 Helfer waren alleine in Auf- und Abbau eingebunden. An den Ständen waren an den beiden Tagen dann 110 Helferinnen und Helfer im Einsatz, auch hier bei weitem nicht nur von der Sängervereinigung, auch die Fastnachter von CVW und Gemütlichkeit samt Kerbeborsch, aber auch die Germania-Fußballer besetzten die Stände.

Eine genaue Besucherzahl zu ermitteln, dazu hatte niemand Zeit an den Pfingstfeiertagen. Das Wetter ist bei Veranstaltungen im Freien natürlich immer mitentscheidend für den Erfolg. Da hatte die Sängervereinigung nur eingeschränkt Glück, denn am Sonntag schoben sich doch einige Regenepisoden in den Vordergrund, „durchwachsen“ heißt das dann wohl. „Aber niemand hat sich durch den Regen abschrecken lassen und ist nach Hause gegangen“, betont Groß – ein guter Teil der Sitzgarnituren war mit großen Schirmen vor dem Wasser gar geschützt.

Dass Bürgermeister Bernd Blisch die Eröffnung am Sonntagvormittag vornahm, freute die Sängervereinigung, die dem Fassbieranstich durch den Rathauschef, wie erstmals 2016 eingeführt, einen musikalischen Beitrag des Chors voranstellte. Der Gemischte Chor unter der Leitung von Frank Linnerth musste eine Zugabe geben, dann durfte das Bier aus dem Fass fließen. Als am späteren Nachmittag die Band „Pladd“ das Bühnenzelt betrat, hatten sich die Regenwolken verzogen. Als der erste Tag um 23 Uhr offiziell zu Ende ging, waren längst nicht alle fertig mit dem Feiern. „Die letzten jungen Leute haben nach Aussage des Sicherheitsdienstes um drei Uhr den Platz verlassen.“

Am späten Pfingstmontagmorgen ging es nach guter alter Tradition mit einem Frühschoppen weiter, den die Kombo „Obersuhler Blasmusik“ untermalte. Später schaute auch der Bürgermeister erneut vorbei und brachte Ortsvorsteher Thomas Schmidt und Landrat Michael Cyriax mit, wie Groß berichtete – womit er das Fest seines Vereins durch die politische Prominenz als gut genug wertgeschätzt betrachtet.

Bratwurst, Pommes, Steaks – „ohne das geht kein Fest“, ist der Sängervereinigung klar und das wurde beim Brunnenfest natürlich auch geboten und stark nachgefragt. Der große Renner war aber wieder der von Hannelore Groß geleitete Wokstand, der rund 300 Portionen des Bratnudelgerichts verkaufte. „Etwas Vegetarisches, Frisches, an dem mehrere Leute am Gemüse geschnippelt haben“, betont der Ehemann und Vereinschef. Es sollte für die Sängervereinigung wie für die anderen beteiligten Vereine als Lohn für die Mühen ein bisschen was für die Kasse übriggelieben sein.

Groß stellt klar, dass der Verein trotz der gesuchten Kooperation aktuell so gut dastehe wie schon lange nicht mehr. Die erfolgreiche Mitgliederkampagne im Jahr vor dem jüngsten Brunnenfest unter der Regie der Sängervereinigung vor sechs Jahren ist mit der Zwangspause nicht zusammengebrochen. „Wir sind aktuell sogar am Wachsen“, kann der Vorsitzende verkünden. Dieses Jahr wurden bereits drei neue Mitglieder und zwei Gäste rekrutiert. Bei den Chorproben schnuppern immer wieder einige Interessierte herein.

Auf 81 Mitglieder, 39 passive und 42 aktive, kommen die Sänger somit nun, die Altersspanne beginnt bei einigen Frauen im Alter von Anfang 30, auch viele Nicht-Flörsheimer suchen sich die Sängervereinigung als Chorheimat aus. Groß sieht dies als Erfolg der Entscheidung vor einigen Jahren, auf ein modernes Repertoire umzustellen, auch viele der das traditionelle Liedgut gewohnten Sängerinnen und Sänger gingen diesen Schritt mit.

Die Proben laufen seit April in den Räumen 8 und 9 der Stadthalle, wo sich die Sängervereinigung bis August eingebucht hat und ein Klavier vom Sängerbund mitbenutzen kann. Das eigentliche Tasteninstrument der Sängervereinigung wartet im Haus der Vereine in Weilbach auf die Rückkehr der Aktiven, die für den Spätsommer oder Herbst geplant ist - wenn die Pandemie bis dahin nicht wieder Sorgen macht.

Einziger in diesem Jahr feststehender Auftrittstermin ist bisher am 29. Oktober die Veranstaltung zur 175-Jahr-Feier des Flörsheimer Sängerbundes, „da werden wir mit modernen Liedern dabei sein“, kann Groß in Aussicht stellen. Nach dem Brunnenfest sei es hingegen „gut, jetzt erst einmal zur Ruhe zu kommen“. Er vermutet, dass der FC Germania, der 2023 das Brunnenfest organisieren soll, dies weiter rein mit eigenem Personal bewerkstelligen kann, ebenso die TGW im folgenden Jahr. Die Sängervereinigung wird dagegen wohl schon wegen der guten Erfahrungen aus diesem Jahr auch ihr nächstes verantwortetes Fest im Bad Weilbacher Wäldchen in Kooperation mit einem Partner durchführen.

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