Hochsaison für die Heilpflanzen

Unkraut oder Salat? Von der Vielfalt am Wegesrand und auf den Wiesen

Wer Kräuter sammelt, sollte besonders darauf achten, diese schonend zu ernten und die Pflanzen nicht mit den Wurzeln auszureißen. Besonders wichtig ist vor allem, nur solche Pflanzen zu verwenden, die man eindeutig kennt.

Am Falkenberg, auf dem Parkplatz vor dem Landgasthof „Zur Wiesenmühle“, war der für Mittwoch vergangener Woche vereinbarte Treffpunkt zur geführten Kräutertour mit der Kräuterexpertin Gabriele Eichler. Die fachkundige Heilpraktikerin aus Heidenrod folgte damit der Einladung durch die Stadt Flörsheim. 14 aufmerksame Wildpflanzen-Interessierte folgten ihr, um während einer einstündigen Tour zu erfahren, welche Kräuterarten in der regionalen Umgebung jetzt zu finden sind, wie lecker sie sein können und wie sie für den eigenen Bedarf genutzt werden können.

Der Weg führte über die Anhöhe der St.-Anna-Kapelle zum ersten kurzen Halt unter vier Mispelbäumen und weiter in Richtung Eisenbaum. Die Mispel, früher in fast jedem Bauerngarten zu finden, ist heutzutage eher in Vergessenheit geraten. Deren lateinischer Name "Germanica" täuscht darüber hinweg, dass sie von den Römern nach West- und Mitteleuropa gebracht wurde.

Heilsame Medizin aus der Natur

Die Wirkung der besonderen Wildkräuter wird seit Jahrhunderten geschätzt und ist wissenschaftlich nachgewiesen. Die meisten Wildpflanzen sind nicht nur hervorragende Küchenkräuter, sondern auch in der Heilkunde gern gesehen. So manches Zipperlein lässt sich kurieren mit dem, was die Natur uns gibt. Ob unterwegs gesammelt oder im heimischen Kräutergarten angebaut, das Wissen über Wildkräuter steht auch heutzutage wieder hoch im Kurs. Wer sich gut auskennt, kann den Speiseplan mit einer ungeahnten Nährstoffvielfalt bereichern, die jeden Supermarktsalat in den Schatten stellen. Mit Wildpflanzen lassen sich zudem Öle aromatisieren, Tees herstellen, Pesto und Brotaufstriche zubereiten.

Gabriele Eichler pflückte während der von ihr geführten Tour immer wieder diverse Blättchen, erklärte deren Verwendung und machte deutlich, wie viel Spaß es bereitet, mit offenen Augen über die Wiesen zu gehen und nach Kräutern Ausschau zu halten.

Sagen und Legenden und Wissen

Um Wildkräuter ranken sich Sagen, Legenden und unterhaltsame Geschichten aus früheren Zeiten, von denen die Expertin zu erzählen weiß. So besagt die Legende, dass unter dem Kreuz Christi Johanniskraut wuchs, das die Blutstropfen mit seinen Blüten auffing. Die weitverbreitete Schafgarbe, auch "Augenbraue der Venus" genannt, war im Mittelalter der Göttin der Liebe gewidmet. Sie ist ein Alleskönner, sowohl innerlich als auch äußerlich verwendet, enthält heilsame Gerb- und Bitterstoffe.

Wie man die Brennnesseln ernten kann, ohne sich zu verbrennen, wusste Gabriele Eichler anschaulich zu demonstrieren. Die Erklärung, warum die Brennnessel kein lästiges Unkraut ist, sondern ein gesundes, vitaminreiches Gemüse, dass sie als das „grüne Viagra“ zu genießen ist, sorgte für amüsantes Gelächter unter den Teilnehmern. Aber eines kann die Brennnessel auf jeden Fall: Sie gibt dem Körper wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Bei herrlichstem Sonnenschein fand die Expertin Wiesensalbei zwischen den hohen Gräsern, immer wieder Interessantes wie Feldmannstreu, Odermennig, wilden Dost und vieles mehr. Der blühende Wiesensalbei wird von Bienen sehr geliebt, Odermennig, auch Sängerkraut genannt, wurde in der Vergangenheit gern als Färbepflanze genutzt und der Sauerampfer ist mit seinem angenehm säuerlichen Geschmack ein besonders interessantes Wildkraut.

Wer Kräuter sammelt, sollte besonders darauf achten, diese schonend zu ernten und die Pflanzen nicht mit den Wurzeln auszureißen. Es versteht sich von selbst, dass man nicht an Hundewegen, Straßen- und Feldrändern sammelt. Ganz besonders wichtig ist vor allem, nur solche Pflanzen zu verwenden, die man eindeutig kennt.

Auf Grund der hohen Nachfrage fand eine Stunde nach der ersten Führung eine zweite Erlebniskräuter-Wanderung statt. Anfängerinnen und Anfänger konnten bei den beiden Kräuterexkursionen viele neue Eindrücke mitnehmen, erfahrene Sammlerinnen und Sammler freuen sich über eine Auffrischung ihrer Grundkenntnisse. Sie alle werden zukünftig sicherlich noch näher hinschauen und mit den wertvollen Kräutern, die die Natur uns gratis bietet, sorgsam umgehen.

Alternative Frauenkräuter im Juli

Wieder um Kräuter, speziell um sogenannte Frauenkräuter, die eine sanfte und natürliche Alternative sein können, geht es am Mittwoch, 7. Juli. Für Interessierte bietet Eichler in ihrer „Praxis im Grünen“ in Algenroth neben der klassischen Homöopathie auch Gesundheitsberatung und Kräuterheilkunde an. Angebote für das Schweigen beim Waldbaden, Abendführungen bei Vollmond, natürliche Reiseapotheke und weitere interessante Themen sind auf ihrer Webseite zu finden.

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