Wenn ein Gebäude nicht mehr für das genutzt wird, wofür es einst benötigt wurde, dann sollten man es nicht einfach so herumstehen lassen, sondern sich etwas anderes einfallen lassen. Diese Position vertrat die SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung mit Blick auf den einstigen Verwaltungssitz in der Riedstraße 9. Dass die Stadtverwaltung inzwischen weitgehend in den neuen Gebäuden am Rathausplatz vereint wurde, macht unter anderem auch dieses Haus zum Gegenstand von Überlegungen, was dort entstehen könnte. Philipp Moritz präsentierte dafür eine konkrete Vorstellung. „Dort könnten drei Wohnungen entstehen“, schlug er vor.
Der Antrag setzt weitere Ziele, so dass die entstehenden Wohnungen keine Luxusappartements sein sollen, sondern „bezahlbaren Wohnraum“ schaffen. Es sollen zudem „alle derzeitigen energetischen Möglichkeiten“ geprüft werden, somit, ob Zuschüsse aus Bundes- oder Landesmitteln für solche Projekte zur Verfügung stehen. Finanziert werden könnte ein Eigenanteil der Stadt für die Umbaukosten zudem „über Mittel aus der Fehlbelegungsangabe oder aus den Einnahmen aus dem Hausverkauf Untermainstraße 26“.
Das Haus in der Riedstraße eigne sich für eine Wohnnutzung gut, da ein Teil der Räume bereits über Balkone in südlicher Richtung verfüge, begründet die SPD den Vorstoß weiter. Moritz kannte die Einwände der Koalition gegen den Vorstoß, die vor allem darauf verweisen könnten, dass nicht die Stadt, sondern die Terra Besitzer der Immobilie ist. „Aber die Terra gehört zu 100 Prozent der Stadt.“ Es gehe auch nicht darum, ein Projekt zu beschließen, „wir wollen eine politische Meinung festlegen, wir müssen andere Gremien bitten, bei der Terra darauf hinzuwirken“. Da dies in der Formulierung des Antrags etwas anders klingt, erklärte Moritz sich bereit, den Text entsprechend abzuändern. Stadtverordnetenvorsteher Michael Kröhle (CDU) verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass das höchste Gremium der Terra GmbH die Gesellschafterversammlung sei, und der Gesellschafter niemand anderes als der Magistrat.
So verwies CDU-Fraktionschef Marcus Reif zwar tatsächlich auf die Eigentumsverhältnisse, so dass die Fraktionen nun über die Zukunft eines Gebäudes diskutierten, auf das die Stadt eigentlich keinen Zugriff hat, denn „faktisch sind wir immer noch nicht Eigentümer“. Doch der Vorstoß der SPD sei „im Kern prüfenswert“. Es gebe aber eine Reihe Ideen für eine neue Nutzung des Gebäudes, die noch diskutiert werden müssten, entsprechend formuliere dies der Änderungsantrag seiner Fraktion. „Vielleicht gibt es ja auch schon Ideen in der Stadtverwaltung“, spekulierte Reif zudem und sprach sich daher dafür aus, vor einem endgültigen Beschluss einen Bericht im Ausschuss abzuwarten.
Aber spricht die Substanz des Gebäudes denn überhaupt für einen Umbau zu Wohnraum? „Beim Anblick des Hauses sieht es eher so aus, als sei ein Abriss das Bessere“, sagte Tobias Luger (dfb). Daher stelle sich die Frage, ob es sich um ein wirtschaftlich sinnvolles Vorhaben handele. Eher könne er sich vorstellen, dass die Terra ihren Sitz in die Riedstraße 9 verlegt und der jetzige Sitz in der Grabenstraße zu Wohnraum umgebaut wird.
Thorsten Press (FDP) verwies darauf, dass es in der Stadt mit dem Alten Rathaus und der Alten Kirchschule weitere einstige Verwaltungsgebäude gebe, die seit dem Umzug in den Neubau nicht mehr benötigt würden. „Jetzt haben wir endlich mal Gebäude zur Verfügung, mit denen wir selbstverantwortlich etwas schaffen können“, betonte Press und sprach sich dafür aus, in der Riedstraße 9 auch eine Mischnutzung in Erwägung zu ziehen. „Das Erdgeschoss könnte eventuell auch für etwas anderes als Wohnen genutzt werden“, schlug er vor zu überlegen, dort auch Geschäftsräume anzubieten.
Der Möglichkeiten gebe es offenbar viele, was mit dem Gebäude geschehen könnte, hielt Peter Kluin (GALF) fest und unterstützte eine nähere Betrachtung der einzelnen Möglichkeiten von Abriss bis zur Wohnnutzung. Nach einer Sitzungsunterbrechung erklärte SPD-Fraktionschefin Melanie Ernst sich bereit, die von der CDU eingebrachte Änderung einer ergebnisoffenen Prüfung der künftigen Verwendung des Gebäudes zu akzeptieren, allerdings ergänzt um eine Formulierung, „dass die Wohnraumnutzung Vorrang haben soll“.
Und so fand dieser Antrag in der verändert-veränderten Form eine einstimmige Mehrheit. Damit ist zumindest gesichert, dass das Gebäude nun etwas genauer unter die Lupe genommen wird und nicht als Leerstand dem weiteren, allmählichen Verfall ausgesetzt ist.