Letzte Klappe am Mainufer?

Elfter Lebenslauf könnte letzte Ausgabe der Veranstaltung gewesen sein

Letzter Start am Samstagabend: Das 50-köpfige Hauptfeld macht sich am Mainufer auf den Weg.

Wird es diese, wenn auch im Vergleich zum 364 Jahre alten Hauptevent eher kurze Tradition im Rahmen des Verlobten Tages auch in Zukunft geben - oder war es das mit der elften Ausgabe? Das war am Samstagabend beim letzten Startschuss zum Flörsheimer „Lebenslauf“ nicht ganz klar. Aber fest steht, dass dieser sportliche Tupfer des Verlobten Tages eng mit seinem Initiator und Organisator Michael Frost zusammenhängt. Der bisherige Gemeindereferent der Kirchengemeinde St. Gallus ist bekanntlich inzwischen, nach 22 Jahren in Flörsheim, samt seiner Familie in seine Heimatstadt Frankfurt zurückgezogen und tritt dort eine neue Stelle an.

Sein Schlussstrich in Flörsheim soll und muss endgültig sein, daher steht Frost für eine sozusagen rein ehrenamtliche Fortführung der Lebenslauf-Organisation verständlicherweise nicht mehr zur Verfügung. In die Bresche springen wollte bisher niemand. Wenn das der Sachstand bleibt, wird die elfte die letzte Ausgabe der Veranstaltung bleiben.

Die spürbare Zurückhaltung der Menschen bei der Rückkehr zu den gewohnten Aktivitäten nach den Lockerungen von den Coronabeschränkungen zeigt sich derzeit auf allen Ebenen. Eine gewisse Erosion des Ehrenamtes, der bisher tragenden Säule des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland, ist unübersehbar. Das machte sich auch bei den Veranstaltungen rund um den Verlobten Tag bemerkbar. Nicht nur bei den Freiwilligen, sondern auch bei den Teilnehmerzahlen des Laufs.

Zu einem gewissen Teil mag der Schwund dabei der Ferienzeit geschuldet gewesen sein, dass der Verlobte Tag am letzten Augustwochenende noch in den Schulferien liegt, ist eine Seltenheit. Gelaufen wurde dennoch unterteilt nach den gewohnten, unterschiedlichen Kategorien. Die DJK Flörsheim als Sportverein war wie gewohnt mit seinen Kompetenzen beim Erfassen und Verarbeiten der Daten eingebunden.

Keine 350 Meldungen wie in Spitzenzeiten, sondern nur noch knapp unter 100 gingen ein. Den meisten Zuspruch fand der Zehn-Kilometer-Lauf mit 50 Starterinnen und Startern. Bei den Männer gab es 39 Teilnehmer, Sieger Demele Wosene (LG Rüsselsheim) lief von Beginn an ein einsames Rennen und hatte seine zwei Runden am Mainufer entlang nach 35:55 Minuten hinter sich, zweieinhalb Minuten vor dem Karlsruher Mateev Lazar. Auf Rang drei kam dann der erste Flörsheimer: Alfred Graef (PhysioVit) brauchte 39:44 Minuten und war damit zugleich Schnellster seine Altersklasse M40.

Bei den Frauen waren nur elf Starterinnen unterwegs, hier gewann Lokalmatadorin Maika Ehry (PhysioVit) mit 47:55 Minuten. Rührend, dass den Schlusspunkt Jitesh und Avni Sinha setzten. Vater (M45 ) und Tochter (W14) liefen nach rund 1:07 Stunden gemeinsam über die Ziellinie.

Wer nicht gegen die Zeit anrennen wollte, wählte den Jedermannslauf oder das Nordic Walking über fünf Kilometer. Hier waren je 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei, gut 23 Minuten benötigte dabei der Erste, der die Ziellinie wieder erreichte, Ralf Murken (LG Rüsselsheim) – schnell sein war nicht verboten, wenn auch nicht der Zweck der Übung. Am Einsteigerlauf, der nur über 2,6 Kilometer führte, war das Interesse mit acht Teilnehmenden am schwächsten ausgeprägt, beim Lebenslauf treffen sich offenbar vor allem geübte Läuferinnen und Läufer.

Eine Benefizveranstaltung ist der Lauf übrigens nebenbei auch: Die Einnahmen fließen an gemeinnützige Organisationen, in diesem Jahr zugunsten von „Frauen helfen Frauen“ und der neu gebildeten Arbeitsgruppe „Barrierefreiheit in Flörsheim“.

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