Menschenkette am Mainufer

Hochwasserschutz: Einsatzkräfte aus Flörsheim, Hattersheim und Hochheim üben den Notfall

FLÖRSHEIM (drh) – Auch das richtige Füllen von Sandsäcken und das sachgemäße Abdichten und Abstützen von Deichschäden will gelernt sein. Am Samstag übten fast 200 Wehrleute aus Flörsheim, Hattersheim und Hochheim, Kräfte des Technischen Hilfswerkes und des städtischen Bauhofes Flörsheim sowie des Roten Kreuzes Okriftel, sachgemäßen Hochwasserschutz. 

 

Mit der Lage am Main sind die drei Städte Flörsheim, Hattersheim und Hochheim fast Jahr für Jahr von Überschwemmungen bedroht. „Wir müssen gerüstet und gut ausgebildet sein, sollte die Deichmeisterei des Regierungspräsidiums wieder einmal zum Einsatz der Wasserwehr aufrufen“, meinte Stadtbrandinspektor Volker Draisbach. Im Jahr 2003 waren die Flörsheimer Wehrleute letztmalig zum großen Sandsackfüllen angetreten, genügten die rund 1000 auf Vorrat im Bauhof gelagerten Säcke doch nicht, um den Fluten des Mains Herr zu werden.
Auch am Samstag galt es, 20 Tonnen Sand für die Übungszwecke in handliche, fünf bis acht Kilogramm schwere, Portionen abzufüllen. „Mit unserer Sandsackfüllmaschine schaffen wir bei personeller Vollbesetzung und einem Dauerbetrieb etwa 500 Sandsäcke in einer Stunde“, erklärte der Hattersheimer Wehrführer Uwe Schabel. Mit einem großen Teleskoplader des technischen Hilfswerkes wurde die Abfüllanlage befüllt und mindestens sechs Wehrleute füllten die Großladung Sand in kleine Säcke ab. Mit einer speziellen Nähmaschine, aber auch mit Draht, wurden die Päckchen verschnürt, damit sie den oft flinken und ruppigen Transport über Menschenketten zur Einsatzstelle überstehen können. 
Moderne Deichanlagen verfügen auf der Landseite über Zuwege, die für Schwerlastverkehr auch bei Hochwasser ausgelegt sind, doch die drei Städte am Untermain, die noch selbst für die Pflege und Wartung der Deichanlagen aufkommen müssen, haben solche modernen Zuwege nicht. So bleibt den Rettungskräften im Ernstfall nur das Bilden von personalintensiven Menschenketten, sollten einmal Teile des Bauwerkes abzurutschen drohen oder sich sogenannte Quellkaden auf der Landseite bilden. Die gefährlichen Quellkaden entstehen, wenn das aus dem Taunus in den Main fließende Grundwasser wegen des Flusshochwassers nicht mehr abfließen kann und sich auf der Landseite Wasser aus dem Boden drückt. „Hier muss ein Druckausgleich zwischen dem aussprudelnden Grundwasser und dem anstehenden Hochwasser auf der anderen Deichseite geschaffen werden“, erklärte der Flörsheimer Stadtbrandinspektor. Ein einfaches Abdichten des Loches sei nicht möglich. Mit aufwendigen Sandsackbarrieren müssen Quellkaden umbaut werden, um den erforderlichen Druckausgleich zu erreichen und das Nachsprudeln des Wassers zu stoppen. Wie viele Säcke für eine einzige Quellkade benötigt werden, lernten die Helfer am Samstag schnell, als sie Sandsack um Sandsack von Hand zu Hand weiterreichten. Deichschutzprofis der Deichmeisterei überwachten die Maßnahmen und behielten stets das passgenaue Aufsetzen der Säcke im Auge. 
Wird der Notfall über die Deichmeisterei ausgerufen, haben die Main-Anrainer zunächst Deichläufer zu stellen, die jegliche Veränderung am Bollwerk melden. „Wird ein nur handbreiter Schlitz im Deich bemerkt, kann der Schaden bis zu seiner Abstützung auch bei schnellstem Handeln schon zur Manngröße herangewachsen sein“, warnten die Experten, zumal in Flörsheim große Gerätschaften wie Radlader und Bagger wegen des fehlenden Wartungsweges nicht zum Einsatz kommen können. Deichrisse müssen auf der Landseite mit Sandsäcken abgestützt werden, um einen Deichbruch zu verhindern. Neben der Sandsackarbeit übte die Wasserwehr auch das Aufbauen von Quick-Dämmen, das sind Kunststoffbarrieren, die im Schnellverfahren mit Luft oder Wasser gefüllt und aufgebaut werden können. 
Seit vielen Jahren kämpft die Stadt Flörsheim um eine Übertragung des kostenintensiven Deichschutzes an das Land Hessen, doch nun sei, so verriet Bürgermeister Michael Antenbrink eine Einigung absehbar. Das Land müsse dann für anstehende Sanierungen und Modernisierungen des Bauwerkes aufkommen. 
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