Musikalische Tiefe und historische Bedeutung

Gedächtniskonzert am Vorabend des 358. Verlobten Tages mit dem Musikverein Flörsheim

Diözesankirchenmusikdirektor Andreas Großmann an der Orgel.

Am Vorabend des Verlobten Tages versammelten sich die Flörsheimer Bürger in der St.-Gallus-Kirche zu einem besonderen Ereignis: dem zweiten Gedächtniskonzert anlässlich des 358. Verlobten Tages. Dieses traditionsreiche Ereignis, das an das Gelöbnis der Flörsheimer im Jahr 1666 erinnert, bot eine tief bewegende Mischung aus Musik, Geschichte und Besinnung.

Das Konzert des Musikvereins 1954 Flörsheim wurde von Christine von der Au, der 1. Vorsitzenden, eröffnet. In ihrer Rede betonte sie die tiefe Bedeutung des Verlobten Tages für die Stadt und dankte allen Mitwirkenden sowie den zahlreichen Besuchern für ihre Teilnahme an diesem wichtigen Gedenken.

Das musikalische Programm, sorgfältig zusammengestellt und dirigiert vom Vorsitzenden Bernhard Frank, war eine facettenreiche Mischung aus klassischen Meisterwerken und modernen Stücken. Der Abend begann fulminant: Die "Carmina Burana" von Carl Orff, arrangiert von Jay Bocook, füllte den Raum mit ihrer kraftvollen und energiegeladenen Melodie. Die Musiker des Vereins brachten die Dynamik und Intensität dieses Werkes zur Geltung und zogen das Publikum sofort in ihren Bann.

Auch die moderne Musik kam an diesem Abend nicht zu kurz: Mit Stücken wie „Forever“ von Roland Rippmann, arrangiert von Michael Kuhn, und „Oregon“ von Jacob de Haan wurde das Publikum auf eine musikalische Reise von der Vergangenheit in die Gegenwart mitgenommen.

Ein besonderes Höhepunkt des Abends war die Mitwirkung von Diözesankirchenmusikdirektor Andreas Großmann. Großmann bereicherte den Abend mit drei eigens ausgewählten Orgelstücken, die das Publikum in ihren Bann zogen und die feierliche Atmosphäre des Abends verstärkten. Besonders beeindruckend war seine Interpretation von Anton Bruckners "Vorspiel und Fuge c-Moll WAB 131", die anlässlich des 200. Geburtstags des Komponisten vorgetragen wurde. Großmanns Interpretation des Stückes ergriff die Zuhörer zutiefst und würdigte das Erbe des großen Komponisten auf besondere Weise.

Die Ansprache von Bürgermeister Bernd Blisch hob in seiner Rede die historische Bedeutung des Verlobten Tages für die Stadt hervor und ging dabei auch auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen ein. Er erinnerte daran, dass der Verlobte Tag in einer Zeit der Krise und des Leids entstanden ist, und stellte die Frage, was wir heute aus dieser Tradition lernen können: "Jedes Jahr bringen wir uns den Bericht über die schwerste Krise unserer Stadt in Erinnerung. Diese Erinnerung mahnt uns, uns der grundlegenden Fragen an eine Gemeinschaft und die städtische Gesellschaft zu stellen: Wie steht es um die Identität unserer Stadt? Wie sieht das Miteinander in unserer Gesellschaft aus?" Er rief dazu auf, sich trotz aller Herausforderungen an den Geist der Gemeinschaft und der Besonnenheit zu erinnern, den die Flörsheimer damals wie heute bewiesen haben.

Blisch dankte allen Beteiligten, insbesondere dem Musikverein und Diözesankirchenmusikdirektor Andreas Großmann, für ihre herausragenden Beiträge zum Gelingen des Abends. "Ein Konzert wie dieses," sagte er, "ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Musik Menschen zusammenbringt und dabei hilft, die tiefen Verbindungen einer Gemeinschaft zu stärken."

Das Konzert war für die Besucher kostenfrei, es wurde jedoch zu Spenden für das Beratungszentrum der Caritas in Flörsheim aufgerufen, das sich für hilfsbedürftige Menschen in der Region einsetzt. Der Abend endete mit tosendem Applaus und einem erneuten Blick auf die Bedeutung des Verlobten Tages: ein Tag, der an die Kraft der Gemeinschaft, die Notwendigkeit der Besonnenheit und die Fähigkeit erinnert, in schweren Zeiten zusammenzustehen. Mit diesen Gedanken und in festlicher Stimmung verabschiedete sich die Gemeinde, fest entschlossen, die Tradition auch im nächsten Jahr weiterzuführen und die Lehren der Vergangenheit in die Gegenwart zu tragen.

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