Vor allem die beiden Projekte „Meierhof“ und „Gewerbegebiet West V“ erhitzen die Gemüter, sie werden bis zum Wahltag am 3. Juni noch für so manche scharfe Attacke bemüht werden. Die Mitgliederversammlung der SPD am 16. März lieferte hierfür einen Vorgeschmack, sowohl Gerd Mehler, der Ortsvereinsvorsitzende der Flörsheimer Sozialdemokraten, als auch Bürgermeister Michael Antenbrink wiesen den besagten Bauvorhaben in ihren Redebeiträgen tragende Rollen zu. Den Vorwurf von Seiten der CDU, man sende mit der Bebauung des „Meierhof“-Geländes ein fatales Signal an die sich mit den Fluglärm-Klagen befassenden Gerichte, konterte etwa Mehler, indem er den Spieß umdrehte: jeder neue Flörsheimer bedeute für Fraport ein Hindernis mehr. Das Thema „Bauen unter der Einflugschneise“ gehöre daher unbedingt in den Bürgermeisterwahlkampf. „Meierhof“ und „West V“ dienten zur Illustration eines grundsätzlich erhobenen Vorwurfs – „Sachliche Arbeit ist mit dem, was die CDU zu bieten hat, nicht möglich“, behauptete Antenbrink. Er sei von den Christdemokraten, deren Oppositionsarbeit sich mehr oder weniger im Blockieren und Verschleppen zukunftsweisender Projekte erschöpfe, zutiefst enttäuscht. Dennoch habe die SPD die Bürger mit Überzeugungskraft hinter sich bringen und so die CDU bei vielen wichtigen Entscheidungen zum Einlenken zwingen können. Die Realisierung des Einkaufszentrums Flörsheim Kolonnaden sei hierfür ein Beispiel. „Wenn wir es nicht schaffen, die Stadt attraktiv zu halten, werden die Leute weggehen“, rechtfertigte Antenbrink die von ihm befürworteten Investitionen. Verschuldung sei dabei freilich mit Augenmaß vorzunehmen, umso wichtiger seien in diesem Zusammenhang zusätzliche Steuereinnahmen durch Gewerbe (siehe „West V“) und zuziehende Bürger (siehe „Meierhof“), eine Steuererhöhung als alternative Einnahmequelle lehne er hingegen ab.
Der Bürgermeister vergaß natürlich nicht darauf hinzuweisen, dass es in seiner Amtszeit beachtliche Erfolge gegeben habe, er nannte in diesem Zusammenhang unter anderem Straßen- und Sportplatzsanierungen, den Bau der Unterführung in der Wickerer Straße und die Errichtung des Hospizes. Des Weiteren habe es laut Statistik 2011 in Flörsheim die meisten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze seit nunmehr 30 Jahren gegeben.
Es war weniger spannend, ob sich die Anwesenden zu Michael Antenbrink bekennen würden – interessant war vielmehr, mit welcher Deutlichkeit der amtierende Bürgermeister als Kandidat bestätigt werden würde. Die 41 stimmberechtigten Anwesenden sorgten für ein starkes Signal, sie ernannten Michael Antenbrink in geheimer Wahl einstimmig zum offiziellen Bürgermeisterkandidaten der SPD. Keine Gegenstimme, keine Enthaltung – kein deutlicher Widerspruch, keine klammheimliche Kritik. Es hätte für Antenbrink nicht besser laufen können, er wirkte heiter und gelöst; in seinem kurzen Schlusswort appellierte er an die Anwesenden, bei der Mobilisierung der Wähler mitzuhelfen: „Es reicht nicht, nur Gutes zu tun, man muss auch darüber reden. Ihr habt mich gewählt, das habt ihr jetzt davon: jetzt müsst ihr die Arbeit leisten.“ Antenbrink verlässt sich nicht auf den berühmt-berüchtigten Amtsbonus, er weiß auch um die verhängnisvolle Trägheit potentieller Wähler angesichts vermeintlich sicherer Mehrheiten.
Der amtierende Bürgermeister machte, wie man es im Boxsport ausdrücken würde, alles in allem einen austrainierten Eindruck. Entsprechend zuversichtlich und siegessicher jubelten die Sozialdemokraten ihrem Hoffnungsträger zu. „Wenn es einer verdient, in Flörsheim Bürgermeister zu sein, dann ist es Michael Antenbrink. Er wird gewinnen“, rief der Flörsheimer SPD-Vorsitzende Wolfgang Pokowietz seinen heftig applaudierenden Parteifreunden entgegen.
Die Herausforderer, ob sie nun in der schwarzen oder in der grünen Ecke des Rings stehen, dürften allerdings von der guten Konstitution Antenbrinks wenig überrascht sein. Sie werden demonstrativ gelassen auf das durchaus imponierende Schattenboxen des amtierenden Bürgermeisters reagieren und stattdessen die eigenen Muskeln spielen lassen.
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