Auf ein Wort Nach Aschermittwoch – Schluss mit lustig?

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Nach Aschermittwoch – Schluss mit lustig?

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Die Kostüme sind wieder im Schrank verstaut. Ein paar Utensilien müssen noch weggeräumt und die Büttenreden und Vorträge im Ordner „Karneval“ abgelegt werden. Dann sind auch die letzten Spuren der Fastnachtskampagne aus meiner Wohnung verschwunden. „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, so heißt es ja nicht nur im bekannten Schlager.

Ist jetzt auch „Schluss mit lustig“? Legen wir den Humor beiseite, weil die Fastenzeit andere Themen in den Mittelpunkt stellt? Gehören (wir) Fastnachter am Ende zu jenen, die nur auf Kommando lustig sind, ansonsten im Alltag aber ein Spießerleben führen, wie es manche stark vermuten? Mitnichten! Weder Freude, noch Humor, noch Fröhlichkeit sind zu Ende. Aber die Perspektiven ändern sich. Das allerdings.

In den letzten Wochen haben viele aktive Karnevalisten versucht, den Menschen eine Freude zu machen, sie zum Lachen zu bringen und so dem Alltag eine gute Portion Heiterkeit einzuhauchen. Auf vielen Sitzungen und Veranstaltungen, die ich erlebt habe, ist das wieder gut gelungen. Fastnacht will Freude machen und manch einer bereitet Wochen und Monate lang seine Vorträge und Reden vor, die dann mit donnerndem „Helau“, „Hall die Gail“ oder „Alaaf“ beantwortet werden. Menschen bereiten Menschen Freude und Fröhlichkeit. Das ist etwas, was man in unserer oft so harten und kalten Welt nicht gering schätzen darf. Es gehört zu dieser Zeit im Jahreslauf als festes Brauchtum dazu und tut einfach gut.

Doch mögen unsere Fastnachtsveranstaltungen noch so gut und erfolgreich sein. Es braucht nicht erst so dramatische Ereignisse wie die von Hanau, um uns zu zeigen: Mit der menschengemachten Freude und Heiterkeit kommen wir an unsere Grenzen. Es gibt Dinge, die können wir nicht weglächeln, nicht weglachen, nicht mit noch so guter karnevalistischer Höchstleistung ungeschehen machen. Das Leben mutet uns manches zu, dass uns an Fragen heran bringt, die wir nicht (einfach) mit Humor und Fröhlichkeit beantworten können. Darum dienen die kommenden vierzig Tage der Auseinandersetzung mit dem, was schlecht läuft auf dieser Welt, auch mit den eigenen Fehlern und Schwächen, mit menschengemachtem Leid und mit schicksalhaften Schreckenserfahrungen. Gibt es dagegen ein Mittel?

Am Ende der Fastenzeit steht nicht das Helau, sondern das Halleluja. Am Ende der Fastenzeit steht nicht der Freudenruf, der nach menschlich-karnevalistischen Aktivitäten erklingt, sondern der Freudenruf, der nach dem großen Handeln Gottes angestimmt wird: Nach Schuld, Leid und Todeserfahrung seines eigenen Sohnes Jesus Christus zeigt Gott, dass es einen Grund zum Jubel und zur Freude gibt, der nicht von Menschen, sondern von ihm gemacht wird. Das ist mehr als altbekanntes Brauchtum und es tut einfach gut, eine Hoffnung zu haben, die weiter reicht als das, was wir Menschen leisten können.

Einer der ganz Großen in der Mainzer Fastnacht, der Obermessdiener vom Mainzer Dom, verwendet in seinem Büttenvortrag immer jenen Begriff, der beides zusammen bringt und zusammen denkt: „Helauluja“. Wenn man darüber nachdenkt, dann versteht man: Mensch, tu du deinen Mitmenschen Gutes und bring sie zum Lachen und nicht zum Weinen. Und Mensch, sei froh, dass Gott gegen alle Leiderfahrungen und selbst gegen den Tod sein Handeln stellen wird: die Auferstehung. Ostern.

Vom Helau zum Halleluja. So könnten wir die Fastenzeit auch verstehen. Dann brauchen Humor und Frohsinn nicht zu verschwinden. Aber wir stellen uns auch dem Bitteren in der Welt, das wir selbst nicht ändern können. Wohl aber Gott. Darum lohnt sich für mich jedes Jahr wieder neu die Fastenzeit. Sie ersetzt nicht meinen und unser aller Dienst, die Leute um uns herum auch weiterhin zum Lächeln und zum Lachen zu bringen. Sie schafft aber mehr, als wir Menschen je erreichen werden.

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit auf Ostern zu!

Ihr

Pfarrer Friedhelm Meudt

St. Gallus Flörsheim

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