In einer Zeit, die von Konflikten und Unsicherheiten geprägt ist, mahnt der Volkstrauertag eindringlich an die Bedeutung von Frieden, Toleranz und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Am vergangenen Sonntag lud die Stadt Flörsheim gemeinsam mit dem VdK Ortsverband Flörsheim zur Gedenkfeier auf den Neuen Friedhof ein. Der Tag wurde zu einem eindringlichen Mahnmal der Geschichte und einer Erinnerung an die Verantwortung der Gegenwart.
Die Veranstaltung in Flörsheim war die größte der drei Gedenkfeiern in der Stadt. Rund 60 Menschen versammelten sich um 12 Uhr in der Trauerhalle des Friedhofs, um der Opfer von Krieg, Gewalt und Verfolgung zu gedenken. Begleitet vom feierlichen Gesang des G.V. Volksliederbund Flörsheim und umrahmt von Standartenträgern kirchlicher Gruppen, nahmen auch elf Mitglieder der Feuerwehr und 14 des Deutschen Roten Kreuzes an der Feier teil.
Nach einem einleitenden Liedvortrag des Chors, folgte ein Gebet von Gerlinde Goldbach-Thimm, das in bewegenden Worten die Schrecken von Krieg und Leid thematisierte. "Unübersehbar sind die Reihen der Gräber und das Leid, das Menschen einander zufügten", hieß es im Gebet. Die Zuhörer wurden dazu aufgerufen, Mitgefühl zu zeigen und sich aktiv für Frieden einzusetzen.
In diesem Jahr hielt Bürgermeister Bernd Blisch die Gedenkrede und hob in seiner Ansprache die besondere Relevanz des Volkstrauertages in der heutigen Zeit hervor. "Angesichts der Kriege, die so nahe gerückt sind, und sich zuspitzender Konflikte im eigenen Land, ist es von großer Bedeutung, sich daran zu erinnern, wohin Hass und Gewalt führen können", betonte Blisch. Er rief dazu auf, gesellschaftliche Kräfte zu bündeln und gemeinsame Zeichen für grundlegende Werte und den Frieden zu setzen. "Der Volkstrauertag ist keine Tradition der Vergangenheit", unterstrich Blisch. "Er erinnert uns daran, dass Freiheit, Demokratie und Frieden keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern stets aufs Neue erkämpft werden müssen."
Die Gedenkfeier war nicht nur ein Moment der Rückbesinnung auf die Schrecken der beiden Weltkriege, sondern auch eine Mahnung angesichts aktueller Konflikte. Blisch zog eine Linie von den Gräbern der Vergangenheit zu den heutigen Bildern von Krieg und Zerstörung in der Ukraine, Israel und anderen Krisengebieten. "Gedenken ist kein bloßer Blick zurück, sondern eine Aufforderung, aktiv für Frieden und Toleranz einzutreten", sagte er nachdrücklich.
Im Anschluss an die Zeremonie transportierte die Feuerwehr den Gedenkkranz zum Gedenkstein auf der Wiese des Friedhofs. Dort versammelten sich die Teilnehmenden zum zweiten Teil der Veranstaltung, um symbolisch den Kranz niederzulegen und der Opfer zu gedenken. Um an die ermordeten und verstorbenen Mitglieder der Flörsheimer jüdischen Gemeinde zu erinnern, wurde anschließend ein weiterer Kranz auf dem jüdischen Friedhof niedergelegt.
Parallel dazu fanden Gedenkfeiern in den Stadtteilen Weilbach und Wicker statt, gestaltet vom Weilbacher Vereinsring und dem Ortsverband des VdK Wicker. In Weilbach begann die Zeremonie vor der Trauerhalle des Friedhofs. Die Sängervereinigung Weilbach sorgte für die musikalische Umrahmung, während Konrad Sebastian Ohly das Gebet sprach und Ortsvorsteher Thomas Schmidt die Gedenkrede hielt.
In Wicker richteten die VdK-Vorsitzende Carmen Anthes und Ortsvorsteherin Luana Schnabel Worte des Gedenkens an die Teilnehmenden. Die Veranstaltung wurde musikalisch vom Gesangvereins Sängerlust Wicker 1888 begleitet. Das Gebet sprach Pfarrer Christoph Müller, der die Anwesenden zum Innehalten und Nachdenken ermutigte.
Der Volkstrauertag in Flörsheim am Main bot eine würdige Gelegenheit, der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken. Det Bürgermeister schloss mit den Worten: "Den Toten, denen wir heute gedenken, sind wir es schuldig, uns zu engagieren, damit unsere Welt eine Welt der Toleranz, des Respekts und des Miteinanders wird. Setzen Sie sich aktiv dafür ein - nicht nur am Volkstrauertag, sondern jeden Tag aufs Neue."