Echte und unechte Störche

Der unendliche Kampf der Stromversorger gegen ungeliebte Untermieter

Hartnäckig versuchen die Störchenpaare an ihren Gewohnheiten festzuhalten und lassen sich auch durch Abschreckungsversuche wie Eisenstäbe nicht abschrecken.

Unsere Region ist durchzogen von Leitungen aller Art. Die meisten davon sind unterirdisch, also nicht sichtbar. In ihnen fließen Öl, Gas, Trinkwasser und Abwasser. Deutlich sichtbar dagegen sind die großen Hochspannungsmasten und Kabelstränge zum Transport elektrischer Energie.

Seit einigen Jahren dienen einige der gewaltigen Stahlgerüste noch einem weiteren Zweck: als Unterlage für den Bau von Nestern für Störche. Sehr zum Leidwesen der Stromversorger. Zum Nestbau verwenden Störche mitunter recht lange Äste. Klar, dass dadurch auch ab und zu ein Kurzschluss entsteht. Mit erheblichen Problemen für SYNA, RWE und Co.

Deren Lösungsversuch: Im Herbst, nachdem die Störche in den Süden geflogen sind, die Nester zu entfernen. Das ist teuer, denn der Strom muss abgestellt werden und schwindelfreie Mitarbeiter in die Masten klettern. Die erwünschte Wirkung tritt in den seltensten Fällen ein. Die Tiere sind hartnäckig und bauen im nächsten Frühjahr meistens wieder an derselben Stelle ein neues Nest.

Kampf gegen Windmühlen

Neue Lösungen sind daher gefragt. Die Installation von langen dünnen Eisenstäben (Foto oben), an stachelige Igel erinnernd, waren nur bedingt erfolgreich. Auch spitze Plastikhüte, wie man sie an Straßenbaustellen verwendet, sowie große Halbkugeln (Foto unten) waren nicht das Gelbe vom Ei. Originell fand der BUND-Aktive Bernd Zürn, der die Bemühungen seit Jahren verfolgt, die Idee, potenzielle Nistplätze durch einen künstlichen Storch in Originalgröße zu besetzen. Doch auch das war kein Erfolgsgarant.

Relativ neu: Die Installation von kleinen, rotierenden Windrädern. Sie sollen für Unruhe bei den Vögeln sorgen und sie vom Nestbau an dieser Stelle abhalten. Das, so die Beobachtung von Bernd Zürn, ist relativ erfolgreich. Es endet aber schlagartig, wenn ein Storch mit nur einem einzigen Zweig die Rotation beendet.

Holzmasten oft nicht angenommen

Wäre das Aufstellen von Holzmasten mit einem stabilen Nest an der Spitze nicht die Lösung aller Probleme? Leider nein. Bestes Beispiel: Seit Februar 2009 stehen vier solcher, fast zehn Meter hohen "Sonderangebote" im Naturschutzgebiet in den Weilbacher Kiesgruben. Diese Lage, findet Bernd Zürn, ist eigentlich ideal. Die Störche sehen das offensichtlich anders. Sie bevorzugen die – auch für sie selbst – gefährlichen Hochspannungsmasten. Auch die beiden, im Jahr 2017 in Hochheim beim Weingut Schreiber aufgestellten Masten sollten die Störche von den dicht daneben stehenden Strommasten weglocken. Erst nach drei Jahren wurde der eine Mast angenommen, der zweite wartet immer noch auf einen Mieter.

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