Teeren und Fordern

Turngemeinde legt gegen städtischen Bescheid Widerspruch ein

WEILBACH (drh) – Es klingt wie eine Geschichte der Schildbürger, doch eine Forderung in Höhe von 24.000 Euro auf dem Tisch liegen zu haben, ist viel zu ernst, um darüber schmunzeln zu können.

 

 Die Geschichte beginnt kurz vor Weihnachten im Jahr 2010, als die Stadt Flörsheim die Turngemeinde Weilbach aufforderte, Anliegerbeiträge für den Ausbau der Schillerstraße in Höhe von 24.000 Euro zu zahlen. Die Turngemeinde wunderte sich, hat sie doch als Postadresse die Raunheimer Straße und auch alle Versorgungsanschlüsse werden über die Raunheimer Straße geführt. Die Stadt jedoch legt ein Stückchen Asphalt, das von der Schillerstraße als Stichweg in Richtung TG-Gelände ragt, der Rechnung zu Grunde. Das strittige, angeblich neue Asphaltstück ragt ganze 6,60 Meter auf das Gelände der Turngemeinde, endet aber noch vor dem Überweg, der Parkplatz und Sportplatz miteinander verbindet. Wenn die Sportler von der Umkleide zum Sportplatz schreiten, dann jedenfalls queren sie keine Asphaltstrecke, sondern lediglich eine Schotterpiste. „Das interessiert die Stadt aber nicht, denn sobald nur ein Quadratmeter Grundstück von der neuen Straße berührt wird, wird man zahlungspflichtig“, erklärt Kassierer Dietmar Klös, der seit vielen Monaten mit der Stadt um die Rechtmäßigkeit der Veranlagung verhandelt. Die Turngemeinde legte jedenfalls gegen den formalen Bescheid Widerspruch ein und nach mündlicher Verhandlung vor dem Widerspruchsausschuss steht nun der Widerspruchbescheid der Stadt noch aus. „Da sich die Stadt aber nach wie vor im Recht sieht, rechnen wir kaum noch mit einer Situationsänderung“, meint Vorsitzender Gerald Benisch. 
Seitdem die Turngemeinde aber selbst zum Maßband gegriffen hat und sich die Teerbeläge noch genauer angeschaut hat, glaubt sie nun dennoch das Blatt wenden zu können. Der „neue“ Straßenbelag reicht nämlich bei genauem Hinsehen gar nicht bis ans TG-Gelände heran, ist er doch noch unversehrt, dunkel und glatt. Das kleine Stückchen Teer, das ans TG-Gelände anstößt, ist grau, mit Schlaglöchern versehen und macht insgesamt einen viel älteren Eindruck. „Da wir zu keiner Zeit vor und während der Baumaßnahme als Anlieger berücksichtigt worden sind, haben wir derzeit auch noch keine Beweise“, meint Klös, der aber die neuen Erkenntnisse notfalls auch über Gutachter absichern lassen möchte. „Uns wurde nur knapp vor Ablauf der Dreijahresfrist die Rechnung geschickt“, so Klös. Von städtischer Seite hätte es nach vielen Verhandlungen lediglich das Entgegenkommen der Ratenzahlung gegeben und so müsste die TG die Summe nicht auf einmal, sondern monatlich 100 Euro in den kommenden 20 Jahren zahlen. „Wir wollen mit der Stadt keinen Ärger und setzen auf eine gute Zusammenarbeit. 
Die Mitgliederversammlung hat beschlossen, am Fall dran zu bleiben und die Öffentlichkeit einzubeziehen“, meint Klös, den die 24.000 Euro erheblich stören, weil die TG doch gerade jetzt ein neues Großbauprojekt anschieben möchte. Der Leichtathletikplatz soll für 120.000 Euro saniert werden, ist er nach 30-jähriger Nutzung doch längst in die Jahre gekommen. Neue Tartanbahnen, eine neue Weitsprunggrube und ein neues Sportfeld sollen den Leichtathleten und den Grundschulsportlern, die das Gelände mitnutzen, wieder mehr Freude am Sport bereiten. Die 120.000 Euro sollen mit 30.000 Euro Eigenmitteln, 30.000 Euro Landeszuschuss und jeweils 12.500 Euro Förderung durch Stadt und Kreis zusammengebracht werden. Die fehlenden 40.000 Euro müssten als Darlehen aufgenommen werden. „Da schmerzen zusätzliche 24.000 Euro sehr“, so der Kassierer, der seit 40 Jahren die Kasse der Turngemeinde führt. In all den 40 Jahren sei die TG noch niemals mit irgendwelchen Forderungen in Bezug auf die Schillerstraße konfrontiert worden, sodass die TG völlig unerwartet von der Anliegerforderung getroffen wurde.
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