1.000 Baumpflanzungen in Relation gesetzt

„1.000 Bäume“: Fragen der Grünen zur Bilanz und Präzisierung des Projektziels seitens des Magistrats

mpk

Dass Bäume für das urbane Mikroklima sowie die Luft- und die Lebensqualität der Bevölkerung auch in Hattersheim von großer Bedeutung sind, wird sicher niemand bezweifeln. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hob den Wert und den Nutzen der Bäume in der Begründung zu einer Anfrage, die sie jüngst an den Magistrat der Stadt gerichtet hat, noch einmal hervor.

Insbesondere in Zeiten des Klimawandels haben Schutz und Ausbau des Baumbestands eine immer größere Bedeutung. Vor diesem Hintergrund fällt es den Grünen natürlich leicht, das von Bürgermeister Klaus Schindling angestoßene Projekt „1.000 Bäume“ zu begrüßen und zu unterstützen.

Jedoch: Die Grünen mahnen die Abwesenheit einer transparenten Gesamtbilanz an. Dass beispielsweise im Dezember 2023 bei der ersten großen Baumpflanzaktion 50 neue Obstbäume auf der Streuobstwiese „Auf der Hub“ gepflanzt wurden, bedeutet nicht automatisch, dass der Baumbestand in Hattersheim um 50 Exemplare angestiegen ist - denn schließlich kommt es auch regelmäßig zu Baumfällungen.

Die Grünen führen den Waldzustandsbericht Hessen 2023 an, der eine besorgniserregende Entwicklung aufzeigt: Die mittlere Kronenverlichtung in der Rhein-Main-Ebene ist von 30 Prozent im Jahre 2018 auf 44 Prozent in 2023 angestiegen. Dies verdeutliche die angespannte Situation des Baumbestands in der hiesigen Region. Gerade Trockenheit und Insektenbefall zählen dem Statistischen Bundesamt zufolge zu den Hauptursachen für Baumschäden. Klimabedingten Stressfaktoren, die auch vor dem Hattersheimer Baumbestand nicht haltmachen.

Projekt hat vor allem den Bestand im Außenbereich im Blick

Bevor der Magistrat sich in seiner schriftlichen Antwort mit der Beantwortung der einzelnen Fragen beschäftigte, definierte er zunächst den Begriff "Baumbestand". Nur unter diesen geklärten Vorzeichen ließen sich die Beantwortungen auch richtig einordnen.

In Hattersheim setzt sich demnach der "Baumbestand" aus einer Vielzahl verschiedener Baumbestände zusammen: Aus Bäumen auf privaten Grundstücken, wozu unter anderem das Wäldchen und der Wasserwerkswald zu zählen sind; aus Bäumen im Bereich landwirtschaftlich genutzter Flächen, Bäume, im Bereich des sozialen Wohnungsbaus und Bäumen auf öffentlichen Flächen.

Von diesen Bäumen auf öffentlichen Flächen seien dem Magistrat zufolge circa 5.000 Stück im Baumkataster erfasst, weil im Bereich dieser Bäume "ein Verkehr herrscht und die Bäume damit der Verkehrssicherungspflicht unterliegen". Nur für diese 5.000 Bäume können verlässliche Aussage zum Bestand getroffen werden.

Über den Gesamtbaumbestand in Hattersheim liegen jedoch keine Daten vor. Das Projekt "1.000 Bäume" wurde größtenteils im Außenbereich umgesetzt und könne deshalb nur bedingt in der Gesamtbilanz (die ja nicht vorliegt) abgebildet werden. Ziel des Projektes sei "im Wesentlichen der Erhalt des schnell schwindenden Bestandes im Außenbereich".

1.000 Bäume wurden gepflanzt

Die Entwicklung des Bestands der im Baumkataster erfassten Bäume liegt seit über zehn Jahren konstant bei etwa 5.000 Exemplaren. Qualitativ werde dem Magistrat zufolge laufend an der Nutzung verschiedener Gattungen und Arten gearbeitet, um großflächigen Ausfällen entgegenzuwirken.

Für das gesamte Stadtgebiet könne man eine Abnahme, sowohl in der Qualität, als auch in der Quantität des Baumbestandes feststellen, gerade im Außenbereich. Dies sei vor allem auf Trockenheitsschäden und die Tatsache zurückzuführen, dass in Hattersheim ausgerechnet der Ahorn weit verbreitet ist. Diese Bäume seien stark durch die Rußrindenkrankheit in Mitleidenschaft gezogen und weisen deshalb hohe Verluste auf.

Im Baumkataster in Hattersheim waren Stand 30. April etwa 2.950 Bäume gelistet, in Okriftel circa 1.350 und in Eddersheim ungefähr 650 Bäume. Davon entfallen auf die Grünflächen in Hattersheim etwa 430.

Im Rahmen des Projekts "1.000 Bäume" wurden bislang laut Magistrat tatsächlich 1.000 Bäume gepflanzt, davon etwa 300 Obstbäume, 500 Bäume in waldartigen Beständen und etwa 200 Bäume im Bereich der im Baumkataster erfassten Bäume. Die Hauptpflanzorte waren "Auf der Hub", die Streuobstwiesen östlich und westlich des Stammgleises (Obstgehölze) sowie die waldartigen Bestände entlang des Schwarzbaches in Höhe des Fledermaushotels und der Hundewiese. Der Rest verteile sich auf das Stadtgebiet. Neben einer Vielzahl an verschiedenen Obstgehölzen wurden auch diverse Eichen, Linden, Ahorne, Gleditsien, Kirschen und viele verschiedene andere Bäume gepflanzt.

Weitere Pflanzungen im Rahmen des Projekts sind nicht vorgesehen. Für das kommende Jahr wurden weitere Gelder im Haushalt eingeplant, um Ausfälle im Baumbestand kompensieren zu können.

Bis zu 100 Fällungen pro Jahr

Den Neupflanzungen stehen Fällungen in nennenswerter Zahl gegenüber: In Hattersheim werden jährlich etwa 80 bis 100 der im Kataster erfassten Bäume gefällt. Die Gründe zur Fällung ergeben sich aus vorangegangenen Baumkontrollen. Über die im gesamten Stadtgebiet zusätzlich gefällten Bäume liegen keine belastbaren Zahlen vor, so der Magistrat.

Gleichzeitig werden jährlich ebenfalls circa 80 bis 100 Nachpflanzungen der im Kataster erfassten Bäume vorgenommen. Bezüglich des Projekts "1.000 Bäume" waren von den etwa 200 im Bereich der im Kataster gepflanzten Bäume circa 100 Nachpflanzungen.

Die Auswirkungen des Projekts auf das städtische Mikroklima lassen sich kaum darstellen, so der Magistrat. Es lagen keine Parameter vor, die Rückschlüsse auf entsprechende Veränderungen oder Vebresserungen erlauben würden.

Was man jedoch sagen kann: Angesichts der Verwendung bislang nicht genutzter Arten und Sorten wurde die Biodiversität im Hattersheimer Baumbestand gefördert. Beispielsweise wurden Roteschen und diverse Obstgehölze gepflanzt. Und grundsätzlich trage der Erhalt der Streuobstwiesen zur Förderung der Biodiversität in hohem Maße bei, so der Magistrat in seiner Antwort abschließend.

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