„Allah mag Unfrieden nicht“

„Friedenskonferenz“ in Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde

HATTERSHEIM (ak) – Ihren diesjährigen „Tag der Offenen Moschee“ im Rahmen der Interkulturellen Wochen in Hattersheim nahm die Ahmadiyya-Gemeinde zum Anlass, zu einer „Peace-Conference“, einer „Friedenskonferenz“ zu einem sehr aktuellen Thema einzuladen: Der Islamwissenschaftler Luqman Majoka, Leiter der externen Angelegenheiten der Ahmadiyya-Gemeinde Deutschland, sprach vor den Gästen über die Bedeutung des Propheten Mohammed im Islam, nahm Stellung zu den durch das amerikanische „Mohammed-Schmäh-Video“ ausgelösten Zwischenfällen und stand als Diskussionspartner zur Verfügung.

 

Von dem Doktoranden der Islamwissenschaften, der in Marburg studiert hat, konnten die interessierten Zuhörer zunächst etwas über die Hintergründe der „Macher“ dieses so viel Aufruhr stiftenden Videos erfahren. Gedreht wurde das Video von einem koptischen Christen namens Nakoula für die Filmfirma „Media of Christ“, die auch den eigenen TV-Sender „The Way“ betreibt und die mit Unterstützung von in den USA sehr aktiven „islamophoben“ Leuten das Christentum in den arabischen Ländern verbreiten möchte.
Die „Dämonisierung“ des Islams ist ein Mittel, zu dem von Leuten aus diesen Kreisen immer wieder gegriffen wird, es spielt ihnen also sehr in die Hände, wenn Muslime möglichst stark auf dieses eigentlich nur „niveaulose“ blasphemische Video reagieren. Obwohl die Reaktion zwar gemessen an der großen Zahl von einer Milliarde Muslime auf der Welt tatsächlich nur bei etwa 3000 bis 4000 Menschen so war, wie man sich das in „islamophoben“ Kreisen wohl gewünscht hatte, wurde dies von den Medien, wie von den Machern des Filmes wohl erwartet und für ihre „Zwecke“ genutzt, sehr aufgebauscht. Das es wegen dieses Videos zu Gewaltausschreitungen und sogar zu Toten kam, wird von den allermeisten Muslimen verurteilt und sehr bedauert.
Luqman Majoka machte zwar den Zuhörern in der Okrifteler Moschee deutlich, welche ganz besondere Stellung der Prophet Mohammed im islamischen Glauben hat und dass der Koran dazu aufruft, den Propheten mehr zu lieben als sich selbst. „Die tiefe Verletzung, die Muslime spüren, wenn Mohammed geschmäht wird, ist nicht vorgetäuscht, sie fühlen eine tiefe spirituelle Liebe zu ihm“, erklärte er den Gästen, „der Macher des Schmähvideos wusste was er damit anrichtete.“ Aber Luqman Majoka zeigte auch glaubwürdig auf, dass der Prophet selbst niemals in solchen Fällen, in denen er „verspottet“ wird, zu „Rache“ aufgerufen hat: „Eine Strafe für Blasphemie gibt es im Islam nicht.“ Im Gegenteil, für die Warmherzigkeit und Milde des Propheten zu seinen Lebzeiten gibt es im Koran zahlreiche Beweise: Wurde er etwa zu seinen Lebzeiten verspottet, wie es allen anderen Propheten, auch Jesus, ebenso passierte, war die Reaktion Mohammeds, sich „abzuwenden, bis ein anderes Gespräch geführt“ wurde.
Das nun Autos und auch Häuser von Muslimen wegen dieses Videos brannten, führte Majoka auf Hetzer auf beiden Seiten zurück, er hält es aber für völlig „unislamisch“ und lediglich dazu geeignet, Vorurteile gegen Muslime zu schüren. Obwohl auch er findet, dass Religionsstiftern ganz besonderer Respekt zu zollen ist, verurteilt er und die gesamte Ahmadiyya-Gemeinde das Video sowie auch die gewalttätigen Reaktionen darauf aufs Schärfste. „Unser Kalif hat ganz klar gesagt, dass es Unrecht ist, unschuldige Menschen wegen dieses Videos umzubringen! Respektvoller und würdevoller Umgang mit anderen wird von allen Religionen gelehrt, wir sollten solch schäbigen Leuten nicht die Möglichkeit geben, Unfrieden zu stiften“, ist seine Überzeugung, „ wir alle wollen doch den Frieden in unserer Gesellschaft erhalten!“
Nach dem überzeugenden und umfassenden Vortrag von Luqman Majoka blieben für die Zuschauer kaum noch Fragen zum eigentlichen Thema offen, allerdings nahmen einige Zuhörer die Gelegenheit wahr, einen Islamwissenschaftler nach Dingen zu fragen, die sie schon lange einmal über diese Religion wissen wollten. So konnte Luqman Majoka gut den Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten erklären oder auch die Ursprünge anderer islamischer Gruppierungen anreißen. Man merkte, wie sehr es ihm am Herzen lag, den Zuhörern klar zu machen, dass nicht jeder Islamgläubige auch ein „Islamist“ ist. „Alle islamistischen Bewegungen haben ein politisches Ziel, sie wollen die Staatsmacht „umkrempeln“, nicht nur ihre Religion ausüben“, erklärte er, „es gibt aber auch in anderen Glaubensrichtungen immer wieder Beispiele für eine „Instrumentalisierung“ der Religion, die nicht durch sie selbst verschuldet sind – Jesus selbst hat nicht dazu aufgerufen, jemals in den 'Heiligen Krieg', die Kreuzzüge zu ziehen, dennoch wurde das angeblich in seinem Namen getan.“ Dabei wies er darauf hin, dass der Begriff „Heiliger Krieg“ im Islam gar nicht vorkommt, das Wort „Dschihad“ bedeute eigentlich nur, „nach etwas streben“.
Nach dem Vortrag von Luqman Majoka lud die Ahmadiyya-Gemeinde die Zuhörer noch herzlich dazu ein, ihre Gastfreundlichkeit bei Kaffee, Tee, Kuchen und pakistanischen Spezialitäten anzunehmen und alle bleiben gerne noch weiter zum gemeinsamen Plaudern und näheren Kennenlernen. Dabei wurden die Gespräche persönlicher und man entdeckte neben allen Unterschieden auch viele Gemeinsamkeiten. Eine Besucherin aus Hofheim sprach aus, was wohl alle dachten: „Es war sehr nett hier in der Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde Gast zu sein, ich werde sehr gerne wieder kommen und mich mit Fragen zum Islam an die Gemeinde wenden!“
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