Der Hattersheimer Fassenachtsumzug wächst: Waren es im Vorjahr noch 95 Zugnummern, waren diesmal stolze 104 am Start. Dazu waren natürlich wieder, zum Glück bei erfreulich schönem Wetter, unzählige Närrinnen und Narrhalesen aller Altersklassen unterwegs. Vom Straßenrand aus jubelten sie dem bunten Lindwurm zu, während sich die kleinen Besucherinnen und Besucher erfolgreich auf die Jagd nach süßen Wurfgeschossen begaben. Ein wunderbares Bild, wie man es Jahr für Jahr vom Hattersheimer Umzug her kennt.
Dieser folgte diesmal einer leicht abgewandelten Route: Von der Mainzer Landstraße aus bog man nicht mehr in die Rotenhofstraße ab, sondern folgte weiter dem Straßenverlauf, um dann in die Nassauer Straße einzubiegen. Dann ging es weiter in die Friedrich-Ebert-Straße, wo die altbekannte Streckenführung wieder aufgenommen wurde. Die Rotenhofstraße war diesmal also nur zwischen der Falkensteinstraße und der Frankfurter Straße Teil der Zugstrecke. Eine erfolgreiche Reform: Auch der neue Teilabschnitt des Umzugs in der Nassauer Straße entpuppte sich als beliebter Versammlungspunkt für die närrische Zuschauerschar, nicht zuletzt, weil es dort im Bereich der Kurve besonders geräumig ist.
Los ging es (fast) pünktlich um 14.11 Uhr, beginnend mit der gewohnten Polizeivorhut und dem ersten Cabrio des Zugmarschallteams mit Ralf Meik. Sein Stellvertreter Markus Heuser folgte im späteren Verlauf des Umzugs in einem weiteren Cabrio.
Es folgten zunächst die Clan Pipers Frankfurt, Dudelsack spielend in ihren traditionell-karierten Schottenröcken. Der 1. Sindlinger Karnevalverein 1925 hatte viel Nachwuchs in Gardeuniformen dabei, während sich die Erwachsenen lieber in Wikingerkluft zeigten, mit gehörnten Helmen und bunten Zöpfen.
Fackel, Raupen, Dinosaurier
Als Olympische Fackeln zeigten sich die Mitglieder der SG DJK Hattersheim, unter dem Motto: "Wir bringen das Olympische Feuer auf den Sportplatz". Auch die jungen Sportlerinnen und Sportler verteilten dabei fleißig Süßigkeiten an die gleichaltrigen Zuschauer.
Die Mitglieder des TVH waren als verschiedene Alkoholika verkleidet, von Bier über Wein bis Wildberry Lillet, und verbreiteten das Motto: "Ob Äppler, Bier, Schnaps oder Wein - nicht nur das vereint uns Handballer beim TV Hattersheim".
Den einzigen politischen Wagen brachte einmal mehr die Privatgruppe Sascha Krüger auf die Straße: Bei ihnen behauptete die ewig vorgestrige und wissenschaftsfeindliche "Alternative für Dinosaurier", dass es keinen "meteoritengemachten Klimawandel" gebe. Höhlenmenschen will man einfach pauschal rauswerfen, und überhaupt: "Alles war besser in einem Land vor unserer Zeit." So die Forderungen und Behauptungen von "Weidelosaurus", "Gaulanderatops" und "Höckedactylus".
Der TV Okriftel mitsamt seinen Diamonds war teils als feurige Fackeln, teils als Dschungelhelden unterwegs, mit bunten Blumen auf dem Kopf und elegant um die Schultern geschwungenen Schlangen.
Groß vertreten war die Nachbargemeinde Kriftel: Angeführt von Brass & Drum Corps Kriftel in seinen rot-schwarzen Uniformen und der klassischen Tanzgarde, präsentierte der Krifteler Karneval Klub KKK ausführlich sein diesjähriges Kampagnenmotto "Dschungel Karneval". Bürgermeister Christian Seitz lief als Papagei verkleidet mit, vom grün bepflanzten Mottowagen aus tönte die Partymusik, das Joy-Dance Team des Vereins zeigte sich ebenfalls, und viele weitere KKK-Aktive waren verkleidet wie die typischen Kandidaten aus dem TV-Dschungelcamp.
Und damit nicht genug: Auch die Kriftler Heimat- und Festwagengesellschaft hatte sich zwei Zugnummern gesichert, die für einen Mottowagen voll mit Schlafmützen genutzt wurden, inmitten von gemütlich-kuscheligen Kissen, Stofftieren und Schlafanzügen. "Krifteler träumen überalll..."
Die Damen der Wilden Weiber Okriftel hatten sich in diesem Jahr einem Unterwassermotto verschrieben: Verkleidet als Meere mit allerlei Muscheln und Unterwassergetier hielten sie schön anzuschauende Schirme nach oben, die verziert waren wie malerische Quallen. Ein schöner Anblick!
Der Hattersheimer Tennisclub zeigte sich als Ansammlung grüner Raupen - und erklärte den Gedanken dahinter sogleich selbst: "Erst eine Raupe, dann ein Star - beim Tennis werden Träume wahr!".
Die Privatgruppe Wollstadt hatte auf ihrem Wagen ein waschechtes kleines Rallye-Auto untergebracht: "Beim Renne uff de Gaß, habbe mir vom Wollstadt Spaß". Die Boxencrew präsentierte sich mit lauten "Helau!"-Rufen.
Eine besonders zahlreiche Kuhherde brachte der FC Eddersheim mit. Schwarz-weiß gemustert mit rosafarbenen Eutern zeigten sich die Mitglieder, und auf dem Wagen prangte wieder das Motto: "Eddschem bleibt stabil".
Das Rüsselsheim Crusaders American Football Team ließ wieder die Footbälle fliegen, zeigte sich in voller Spieltagsmontur mit Helm, Trikot und Shoulderpads, und auch die Cheerleader des Vereins sorgten mit ihren Tanzeinlagen für Stimmung.
Markant auch der Beitrag der Privatgruppe Bierchenland: Eine Ansammlung von Ärzten aller Art, mit Alkoholtropf auf Rollen zum Motto: "Lassen Sie uns Arzt, wir sind durch!" DIe Privatgruppe Martin Lindner setzte in diesem Jahr voll und ganz auf die Minions: In gelben Pullovern und Mützen mit blauen Overalls wuselten sie um ihren Wagen herum.
Der Carneval-Club Mainperle zeigte wieder sein Umzugsmotto "Vampire - Schatten in der Nacht". Eine kleine Armee kostümierter Draculas und Nosferatus schwirte um den großen Motivwagen, alle in schwarz-roter Kluft und standesgemäß blass. Die Front des Wagens, der riesige Fledermauskopf, ist immer wieder beeindruckend, und im hinteren Teil des Wagens war sogar noch Platz für ein waschechtes Vampirschloss, komplett mit Gespenstern, Riesenspinnen und Skeletten.
Wie immer schickt der CCM ein Motto zwei Jahre lang in Folge auf die Straße. Man darf gespannt sein, was sich der Verein für 2026 und 2027 so ausdenkt.
Ein Traktor mit Sattel zog das kleine. mit Lucky Luke-Motiven verzierte Westernhäuschen der Reit- und Fahrgruppe Weilbach. Im Schlepptau: Zahlreiche Cowboys und üble Halunken des Wilden Westens.
Auch die inklusive Fußballmannschaft der Hattersheimer Eintracht wirkte gerne beim Umzug mit. Deren Maskottchen, der Löwe, war ein beliebtes Fotomotiv und stand gerne für Selfies zur Verfügung. Und die Chorgemeinschaft Hattersheim hatte sich auch zur fünften Jahreszeit ganz der Musik verschrieben: Viele schwarze Noten verzierten ihre weißen Kostüme.
Wie immer sprengt auch in diesem Jahr die schiere Anzahl der Zugnummern den hier zur Verfügung stehenden Rahmen, nicht alle Zugnummern können deshalb in diesem Bericht die verdiente Erwähnung finden. Manch einer wird sich aber noch in der Bildergalerie zum Fassenachtsumzug in dieser Ausgabe des Hattersheimer Stadtanzeigers wiederfinden.
Sicherheit wurde groß geschrieben
Natürlich sorgten wieder die Feuerwehren der Stadt Hattersheim am Main gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz, der Polizei und der Stadtpolizei für die Sicherheit der Närinnen und Narren während des Fassenachtsumzugs. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr waren sich an verschiedenen Stellen postiert, um im Alarmfall schnellstmöglich jeden Punkt im Stadtgebiet erreichen zu können. Auch der Sanitätsdienst zeigte gut verteilt Präsenz, ebenso waren zahlreiche Fußtrupps im Einsatz.
Über den Einsatzleitwagen der Feuerwehr Hattersheim wurden die rund 80 Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Sanitätsdienstes per Funk koordiniert. Letzterer war in 18 Fällen gefordert, vor allem aufgrund von übermäßigem Alkoholkonsum.
Die Feuerwehr unterstützte den Sanitätsdienst und wurde zu einem Mülleimerbrand im Keltenpark alarmiert. Dieser konnte jedoch bereits durch die Anwohnerschaft gelöscht werden.
Gegen 18.50 Uhr konnte der Brandsicherheits- und Sanitätsdienst auf dem Hessendamm beendet werden, im Alten Posthof fand zu diesem Zeitpunkt bereits die Afterzug-Party statt, berichtet die Hattersheimer Feuerwehr auf Facebook abschließend.
Gold ging an Vampirschloss und Unterwasserwelt
Und natürlich wurden rund um den traditionellen Rathaussturm nach dem Ende des Zuges auch wieder die gelungensten Zugnummern prämiert. Die "Vampire - Schatten in der Nacht" vom CCM konnten dabei ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Platz 2 ging an den Western-Wagen der Reit- und Fahrgruppe Weilbach, Platz 3 holte die TSG Flair Kelsterbach mit ihrem "Zauberwald".
Bei den Fußgruppen zeigte sich die Jury am meisten von der WWO-Unterwasserwelt beeindruckt, gefolgt von den artverwandten Tentakelhexen der Privatgruppe "Recycled Dancers". Bronze holten die Dschungel-"Diamonds" des TVO.
Beim Rathaussturm der närrischen Massen gingen der Rathauschef und seine Verwaltung natürlich wieder als Verlierer vom Platz. Das Abwehrbombardement aus dem Rathausfenster, bestehend aus Popcorn, Kartoffelchips und Süßigkeiten, sowie diesmal als Geheimwaffe 40 Fairtrade-Rosen, verfehlte seine Wirkung, so dass Bürgermeister Schindling einmal mehr die weiße Flagge hissen und den Rathausschlüssel herausgeben musste. Aber selbst diese Bereitschaft zur Kooperation verhinderte nicht, dass er letztendlich von den närrischen Revoluzzern in Ketten gelegt wurde.