Die Frage, was für eine Band das Besondere an einem Live-Auftritt ist, beantwortete Joe Fischer, der Frontmann von Blue Deal: „Es ist ein bereicherndes, schönes Erlebnis Songs zu schreiben und mit der Band zu performen. Wenn man dann merkt, dass die Leute mitfeiern und die Musik funktioniert, ist das ein ganz besonderes Gefühl.“ Am letzten Samstag beim Folk and Blues Festival spielte Blue Deal als letzte Band des Abends, was genug Zeit bot, mit den vier Musikern zu sprechen. Sie waren das erste Mal für einen Auftritt in Hattersheim und wurden von Rainer Faber, dem Zweiten Vorsitzenden des Folkclubs-Hattersheim, angeworben. Bei Blue Deal handelt es sich um eine hochkarätige Band. 2023 gewannen sie die „German Blues Challenge“. Wegen dieses großen Erfolges konnten die vier Musiker Deutschland in diesem Jahr bei der International Blues Challenge in Memphis in den USA vertreten. 160 Bands traten dort auf, berichteten sie. „Das war so eine tolle Stimmung, es war ganz egal, wo man herkam, alle Bands wurden gefeiert.“ Bis zum Halbfinale habe man es geschafft. Für den Abend in Hattersheim waren die vier Männer aus dem Südschwarzwald angereist. Man probt in Donaueschingen, da der Ort eine Entfernung von etwa 150 Kilometern zu dem jeweiligen Wohnort der einzelnen Bandmitglieder hat. Zur Corona-Zeit ging es erst richtig los mit der Band. Schon damals hat man sich besondere Ideen, eine neue Melodie, oder auch ein Trommelsolo zugeschickt, dieses online diskutiert, aufgegriffen und weiterentwickelt. So ist es auch heute noch und deswegen kann man bei den Präsenzproben sehr intensiv miteinander arbeiten. Das Einzigartige an Blue Deal ist, dass die Chemie zwischen den Bandmitgliedern stimmt. „Wir haben nur deshalb so großen Erfolg, weil wir es schaffen, miteinander zu verschmelzen“, so Joe Fischer. Zu erfolgreichen internationalen Auftritten gehören außerordentliche Talente. Tom Vela hat solch ein Talent. Er stamme aus einer Musikerfamilie und spiele seit seinem sechsten Lebensjahr Gitarre live auf der Bühne, erzählt er. „Ich kann mir nicht vorstellen an einem Tag nicht Gitarre zu spielen.“ Jürgen Schneckenburger prägt mit seinem Schlagzeug den Sound der Band. Eine entscheidende Rolle spielt Martin Bürger, von dem seine Kollegen sagen, dass er der „Groovemotor“ der Band sei.
Nero Blues Band
Als zweite Gastband des Abends trat die Nero Blues Band auf. Die drei Musiker stammen aus Rheinland-Pfalz und Hessen, der Sänger aus Virginia, USA. Gegründet wurde die Band 2012 in Wiesbaden von Zio Tomasi (Gitarre) und Michael Bates (Bass). Seit 2021 ist die Basis in Kettenheim bei Alzey. Larry Doc Watkins ist seit 2019 die Stimme der Band. Sein Markenzeichen ist es, die Songs in seinem ganz eigenen Stil zu interpretieren. Zum Repertoire gehören sowohl eigene Songs wie auch Klassiker, beispielsweise von Eric Clapton, Jimmy Hendrix oder Peter Green. Seit 2004 schreibt Lawrence Watkins Songs. Da sie von anderen Musikern nicht aufgeführt wurden, entschied er sich, sie selbst zu singen. Er beschreibt, dass John Lee Hooker gesagt habe, dass Blues ein „Heiler“ sei, deswegen bezeichnet sich Watkins selbst als der „Doktor“ des Blues. Keine Band ist komplett ohne Schlagzeug, dieses wird seit 2020 von Thomas Busch gespielt. Die Beziehung der Band zu Hattersheim ist so eng, dass ihr drittes Album am 15. November exklusiv in der Krone vorgestellt wird.
Krone Folk Friends
“Mir habe Spaß an de Musik”, das ist das Motto des Projektes der Krone Folk Friends.
Die Bands “Rovin‘ Folk” und “Nr. 16” und weitere Musiker aus dem Kreis des Folkclubs und der Krone Hattersheim hatten zusammen ein Programm erarbeitet, dass sie als Auftakt bei dem diesjährigen Folk and Blues Festival vorstellten. Besonders abwechslungsreich war es, dass jeweils einer der acht Musiker, genauer gesagt sieben Musiker und eine Musikerin, den jeweiligen Song kurz vorstellte. Das Programm bestand aus irischen und bretonischen Liedern, aus American Folk und eigenen Stücken. Albrecht Schmidt, von seinen Mitstreitern als Urgestein bezeichnet und Gründer der Band “Rovin‘ Folk”, kündigte das Lied „Galway Girl“ von Ed Sheeran an. Er verriet, dass seine Frau, Claudia Schmidt, die den Abend mit ihrer Flöte oder Percussion begleitete, ihm von ihrem ersten selbst verdienten Geld seine Gitarre gekauft habe. Mit „Vive l’Amour“ wurde ein Tanzlied aus der Bretagne gespielt. Thomas Wagner, Gitarre und Gesang, meinte, wenn man abends am Strand vorbeigehe und eine nette Dame neben sich habe, dann passe das Lied „Walking on the Waves“. Auch Bob Dylans Lied „You ain’t goin‘ nowhere“ erklang an dem Abend, angekündigt von Reinhold Bröker (Banjo und Gesang).
Kurzweilig, abwechslungsreich, mitreißend, so kann man das Programm der Krone Folk Friends bezeichnen. Das Projekt war ein großer Erfolg. Der Folkclub-Hattersheim wurde 2007 von Eigentümer der Krone, von Peter Wagner, gegründet. Dieser ist als Erster Vorsitzender des Vereins tätig und war natürlich auch auf der Bühne mit seiner Gitarre oder Bodhran zu hören. Das Folk and Blues Festival war auch dieses Mal wieder das Highlight des Jahres. Bei der Begrüßung des Publikums berichtete der Zweite Vorsitzende, Rainer Faber, dass man lange überlegt hätte, ob man mit den Festivals weiter machen könne, besonders als große Sponsoren weggefallen seien. Viele Fans hätten aber darauf gedrängt weiterzumachen, weil das Festival so einmalig, so toll sei. Inzwischen sei man am absoluten Minimum der Gage angelangt, die die Künstler für ihren Auftritt bekommen. Einen besonderen Dank sprach Rainer Faber den verbleibenden Sponsoren aus und auch allen Helfenden, angefangen von den Organisatoren bis zu den Freiwilligen beim Auf- und Abbau. Nicht unerwähnt blieb das Kulturforum Hattersheim, das den Ort zur Verfügung stellt.
Neben erstklassiger Musik konnten die Gäste sich mit Bier, Wein oder Softdrinks versorgen. Gegen den Hunger gab es Bratwurst, Steaks oder Brezeln. Viele Fans der Folk- und Blues-Szene besuchten die Veranstaltung nun schon zum wiederholten Mal. Sogar aus der Nähe von Köln waren treue Besucher angereist. Mit rund 150 Gästen war die Veranstaltung gut besucht. Allerdings „ein paar mehr hätten es schon sein können“, meinten Peter Wagner und Rainer Faber. Vielleicht haben sich einige Menschen wegen der ungünstigen Wettervorhersage für Samstagabend nicht aus dem Haus getraut. Die Regenschauer blieben aber kurz und die großen Schirme im Innenhof des Alten Posthofs hielten die paar Tropfen ab. Alle, die da waren amüsierten sich und hatten einen wunderbaren Abend.
Am 20. September geht es wieder los mit dem Musikprogramm in Hattersheims Live-Music-Pub „Zur Krone“. Tom ‚Cat’ Wilson & Reini Bröker spielen American und Irish Folk.