Früher war das politisch nicht gewollt

Doch jetzt propagieren die Hattersheimer Grünen wieder Windkraft und geothermische Energie

HATTERSHEIM (al) – Der Erfolg bei den Kommunalwahlen und das beschlossene Ende der deutschen Atomenergie beflügeln die Grünen auch in Hattersheim.

In Anträgen für die heutige Stadtverordnetenversammlung propagieren sie Windkraftanlagen und geothermische Energienutzung auch an Hattersheimer Standorten. „Früher war das politisch nicht gewollt“, stellt Stadtverordneter Winfried Pohl dazu fest. Doch die Zeiten haben sich nach der Katastrophe in Japan geändert. In der Tat: in den Ausschussberatungen gab es für die Grünen keinen einzigen Widerspruch, nicht einmal Skepsis schlug ihnen entgegen. Die einstige Horrorvorstellung vom mit Windrädern verschandelten Stadtbild wurde von CDU und FDP nicht noch einmal entwickelt. Stattdessen bescheinigte CDU-Stadtverordneter Klaus Schindling, dass „in der jetzigen Zeit alle Alternativen zur Energiegewinnung sinnvoll und richtig“ seien.


So wird denn der Magistrat prüfen, wie die „grundsätzliche Option“ (Pohl) für Windräder und Energie-Bohrlöcher geschaffen werden kann.


Zur Geothermik hat es im vergangenen Jahr auch im Hattersheimer Stadtgebiet seismische Messungen gegeben, mit dem ein Unternehmen die Möglichkeiten dieser Energienutzung erkunden wollte. Und die Hochschule Frankfurt hat in einem Forschungsprojekt die erneuerbaren Energiepotenziale der Region untersucht. Der Magistrat soll nun für die Grünen herausfinden, was dabei herausgekommen ist. „Wenn es solche Potenziale gibt, sollten wir uns frühzeitig damit auseinandersetzen“, war Pohls Parole. Die Kollegen im Umweltausschuss waren einverstanden. Man will nun die beteiligten Fachleute in Hattersheim referieren lassen.


Die sogenannten bürgerlichen Fraktionen hatten Windkraftanlagen in Hattersheim in jetzt vergangenen Zeiten kategorisch abgelehnt. Das galt vor allem bei der Erarbeitung der Regionalen Flächennutzungsplanung, mit der zwar die Notwendigkeit und die Bedeutung regenerativer Energien und also auch der Windkraft herausgearbeitet wurde, mit der sich aber keine kommunalpolitischen Mehrheiten anfreunden konnten. Konsequenz: der Planungsverband verzichtete auf die Ausweisung von Vorranggebieten für die Windernergienutzung, weil keine politische Einigung über Standorte erzielt werden könnte.


Zwei Hattersheimer Standorte


Das bedauert die Grünen-Fraktionsvorsitzende Hedi Bender auch heute noch. Umso mehr freute sie sich, „dass der Regionalverband“ (der frühere Planungsverband) „sich der Thematik wieder annimmt und Kriterien für die Ausweisung von Windkraftanlagen erarbeitet“. Das Umdenken des Verbandes manifestierte sich in der Ankündigung „Die Landschaft wird sich ändern“. Die Planer haben „eine mögliche Anzahl von Standorten festgestellt“. Für Hattersheim sind „konkret zwei Windkraftanlagen im Plan dargestellt“, frohlockte Hedi Bender.


Sie und ihre grünen Mitstreiter wollen nun natürlich, dass aus der Sache auch was wird – vorausgesetzt, dass genug Wind weht und sie wirtschaftlich sinnvoll ist. Winfried Pohl hält das für „einfach notwendig“. Den potenziellen Skeptikern bedeutete er, dass die technischen Möglichkeiten bei der Windnutzung gewiss ausgebaut würden, was sie auch bei geringerem Windpotenzial lukrativ machen werde.


FWG-Fraktionsvorsitzender Karl Heinz Spengler hatte lediglich Bedenken, die Stadt müsste nach den grünen Vorstellungen als Investor auftreten (was sie sich nicht leisten könnte) und sie würde mit eigenen Prüfungen von Standorten den zuständigen regionalen Planern in die Parade fahren.


Erste Stadträtin Karin Schnick hielt dem entgegen, die Stadt habe noch immer die „kommunale Planungshoheit“. Und längst seien private Unternehmen am Sondieren, wo sie in Windenergie investieren könnten.


FDP-Fraktionsvorsitzender Dietrich Muth ließ erkennen, dass er den grünen Enthusiasmus ein wenig übertrieben fand. Man sollte die Sache nicht zu hoch aufhängen und sich erkundigen, welche Hattersheimer Standorte „ausgeguckt“ worden seien, und dann darüber diskutieren.


Und ganz zum Schluss kam dann doch noch ein lokal motiviertes „Windkraft ja, aber bitte woanders“. Diese Anlagen belasteten ja auch die Umwelt, indem sie Lärm machten, meinte CDU-Stadtverordneter Wolfgang Kollmeier. Und im vom Fluglärm geplagten Eddersheim sei man „sehr sensibel für solche Dinge“.


Doch solche Empfindsamkeiten liegen nicht im Toleranzbereich der Grünen. „Dass das politisch nicht gewollt wird, das akzeptieren wir nicht mehr“, stellte Winfried Pohl lakonisch fest.

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