"Das geht nur in der Gemeinschaft"

Verleihung des Ehrenrings, der Ehrenmedaille sowie des Titels "Ehrenstadtverordneter" an Günter Tannenberger

Günter Tannenberger brachte seinen Dank für die Verleihung des Ehrenrings zum Ausdruck und versicherte, ihn "aus Liebe zu Hatterschem, Edderschem und Okriftel" zu tragen.

Als am vergangenen Samstagabend der Geehrte selbst ans Mikrofon trat, erlebten die vielen geladenen Gäste und Weggefährten im Werkstattgebäude des neuen Stadtmuseums Hattersheim einen sichtlich bewegten, aber auch stolzen Günter Tannenberger, der vor allem eines tun wollte: Danke sagen.

Tannenberger erwiderte damit seinerseits den langen Reigen an Danksagungen und Ehrungen, der ihm an diesem Abend bis dahin bereits zuteilgeworden war. Der frisch ernannte Ehrenstadtverordnetenvorsteher legte über viele Jahrzehnte hinweg ein vorbildliches ehrenamtliches Engagement an den Tag. Zum 30. September ist er von seinem Amt als Stadtverordnetenvorsteher zurückgetreten, und dieser Schritt war der entscheidende Aufhänger für diese offizielle Würdigung im nicht gerade kleinen Rahmen an einem besonderen Ort, der damit seinen ersten öffentlichen Termin erlebte.

In seiner Dankesrede stellte Günter Tannenberger fest, dass er im Laufe seiner über sechs Jahrzehnte politischen Engagements immer wieder Freundinnen und Freunde gefunden habe, und dies sei gerade im Ehrenamt von entscheidendem Wert: "Alleine kann man initiieren. Aber nicht gestalten - das geht nur in der Gemeinschaft." So durfte er in der Kommunalpolitik eine "unwahrscheinlich schöne Zeit" erleben, und dafür ist Tannenberger dankbar.

Über 60 Jahre ehrenamtliches Engagement

Die politische Laufbahn Tannenbergers, geboren 1940 in Breslau, nahm 1956 mit der Gründung der Jungen Union in Zeilsheim ihren Anfang. 1959 zog er nach Okriftel um, 1964 war er Mitbegründer des CDU-Ortsvereins, und vier Jahre später wurde er erstmals ins dortige Gemeindeparlament gewählt, dem er bis 1972 angehörte. Nach der Hessischen Gebietsreform, die in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum feiert, war Tannenberger bis 1981 Stadtverordneter der Stadt Hattersheim am Main, von 1977 bis 1981 übte er zudem schon einmal das Amt des Stadtverordnetenvorstehers aus. Danach war er bis 1985 ehrenamtlicher Stadtrat, gefolgt von einer politischen Pause aus beruflichen Gründen. Auf die geliebte Bühne kehrte er schließlich im Jahre 2010 zurück. 2011 wurde er ins Stadtparlament gewählt, und von 2016 bis 2022 war er dort einmal mehr Stadtverordnetenvorsteher.

Im Sommer, kurz vor seinem 82. Geburtstag, fing Tannenberger an sich darüber Gedanken zu machen, wann denn der geeignete Zeitpunkt zum Aufhören gekommen sei. Dies sollte unbedingt passieren, bevor "andere Signale senden". Also ließ er sein Leben Revue passieren, und in ihm reifte die Erkenntnis heran: "Eigentlich wird es jetzt Zeit." Und dieser Einsicht folgte er dann auch.

Wer über so viele Jahrzehnte in der Kommunalpolitik ehrenamtlich tätig ist, der hat auf diesem Wege natürlich auch schon so manche Ehrung erhalten: Bereits 1978 wurde Günter Tannenberger die Rathausplakette in Bronze verliehen, 1981 bekam er den Ehrenbrief des Landes Hessen und 1983 die Rathausplakette in Silber. 2015 bekam er die Stadtplakette in Gold überreicht.

Die Ehrenbezeichnung können laut Ehrenordnung der Stadt Hattersheim "Bürgerinnen und Bürgern, die mindestens 20 Jahre Stadtverordnete oder Ehrenbeamte waren und dieses Amt ohne Tadel ausgeübt haben" verliehen bekommen. Ab 25 Jahren kann der Ehrenring verliehen werden, und die Ehrenmedaille grundsätzlich an "Bürgerinnen und Bürger, die sich auf politischem, künstlerischem, kulturellem, wissenschaftlichem, wirtschaftlichem oder sozialem Gebiet um die Stadt verdient gemacht haben". All diese Ehrungen bekam Günter Tannenberger an diesem verschneiten Samstagabend überreicht, und gerade letztere ruft auch in Erinnerung, dass dessen ehrenamtliches Engagement sich bei weitem nicht nur auf die Politik beschränkte. Schon früh unterstützte er tatkräftig die Katholische Jugend in Zeilsheim, in Okriftel gründete er die Katholische Jungmännergemeinschaft (KJG) und er leitete die Gründung des Carneval Club Mainperle Okriftel e. V. (CCM) ein, wo er auch bis zur Jahrtausendwende als Sitzungspräsident aktiv war.

Der "Kordeler" Tannenberger

Im Vorfeld seiner eigenen Dankesrede gaben sich freilich einige namhafte Laudatoren die Klinke in die Hand. Den Anfang machte Bürgermeister Klaus Schindling, der ihn als "Architekt des Erfolges" in Hinblick auf die Bürgermeisterwahl 2016 bezeichnete und mit Schilderungen aus dieser Zeit verdeutlichen wollte, welches Feuer in ihm gebrannt hat und immer noch brennt. So haben die Vorbereitungen zu jener Wahl zu großen Teilen im Wohnzimmer der Familie Tannenberger stattgefunden, mit zunächst wöchentlichen und schließlich fast täglichen Sitzungen. Die Garage wurde von den Autos befreit, damit dort Wahlkampfutensilien untergebracht werden konnten, und Küche, Wohnzimmer und Esstisch muteten an, als wären sie die Kreisgeschäftsstelle. Und noch in der Nacht direkt nach der Kommunalwahl sei er es gewesen, der sich direkt als Architekt der Koalition betätigte, die bis heute Bestand hat.

Und dann packte der Rathauschef noch ein besonderes Präsent aus, das symptomatisch für die Person Günter Tannenberger sei: Ein kleines Holzbrett, versehen mit einer Kordel und der Widmung: "Dem Kordeler der CDU Hattersheim". Schindling erläuterte diesen alten Hessischen Begriff: Es handele ich dabei um einen Puppenspieler, also denjenigen, "der im Hintergrund die Strippen zieht, damit vorne alles so läuft, wie es der Dirigent sich vorgestellt hat".

Ein "Elder Statesman" im besten Sinne

Staatsminister Axel Wintermeyer bezeichnete den Umfang, die Breite und die nachhaltige Ausdauer im Falle von Günter Tannenberger als "unglaublich außergewöhnlich" angesichts seines über 60 Jahre andauernden politischen Engagements.

Auch Landrat Michael Cyriax brachte Tannenberger gegenüber seinen Dank zum Ausdruck, auch im Namen des Kreisausschusses. Er habe der Stadt und der Kommunalpolitik in Hattersheim "sehr, sehr gut getan" und sei "im besten Sinne ein Elder Statesman".

Und schließlich ergriff auch noch Tannenbergers Nachfolger, der neue Stadtverordnetenvorsteher Georg Reuter, das Wort: Tannenberger habe stets den nötigen langen Atem für die Kommunalpolitik gehabt. Wer sofort Ergebnisse sehen will - der wird Reuter zufolge als Mandatsträger nicht glücklich. Wer sich jedoch durch Geduld auszeichnet und über einen langen Zeitraum gleichbleibend motiviert und ungebremst engagiert bleiben kann, für den sei - wie im Falle von Günter Tannenberger - die Kommunalpolitik genau das Richtige. Dort habe man immerhin die Möglichkeit, die Zukunft der Kommune zu gestalten.

Und dann konnte Reuter noch eine weitere Ehrung für Günter Tannenberger ankündigen: Im Frühjahr wird dieser im Rahmen einer Baumpflanzaktion einen Ehrenbaum mit einer gravierten Plakette an einer geeigneten Stelle bekommen, der für immer an ihn erinnern wird.

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