"Gib Corona keine Chance"

Die Pandemie im Schulalltag: Wie die Heinrich-Böll-Schule der aktuellen vierten Infektionswelle begegnet

Die Hattersheimer Heinrich-Böll-Schule. Um einen möglichst reibungslosen und wenig von Unterrichtsausfällen geprägten Schulalltag gewährleisten zu können, sind zahlreiche Schutzmaßnahmen vonnöten, um die Infektionsgefahr so gering wie möglich zu halten.

Die mit Abstand am stärksten von der aktuellen vierten Corona-Infektionswelle in Deutschland betroffene Altersgruppe sind Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter sowie junge Erwachsene. Immer donnerstags werden im Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) die altersspezifischen Anteile als Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner nach Meldewoche dargestellt. In der zweiten Kalenderwoche 2022 lagen die Inzidenzen der Altersgruppen zwischen 5 und 24 Jahren allesamt im vierstelligen Bereich. Am härtesten gebeutelt sind die 15- bis 19-Jährigen: Ihre Inzidenz lag in diesem Zeitraum bei 1183,32. Da die Infektionszahlen in ganz Deutschland seitdem noch weiter gestiegen sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Zahlen aktuell noch nennenswert darüber liegen.

Zum Vergleich: Die Gesamtinzidenz, also unter Berücksichtigung aller Altersgruppen, lag in Deutschland vom 10. bis zum 16. Januar bei 569. Unter den 75- bis 79-Jährigen sogar nur bei 85,7.

Nicht nur deshalb liegt der Verdacht nahe, dass es gerade an Schulen derzeit drunter und drüber geht, wenn ein derart hoher Anteil dieser Jahrgangsstufen momentan an einer Corona-Infektion laboriert. Doch eine derartige Eskalation ist nicht unausweichlich, wenn man sich der Pandemie entschlossen und durchdacht entgegenstellt.

Steigende Infektionszahlen

Auch an der Hattersheimer Heinrich-Böll-Schule (HBS) sind gerade seit dem Ende der Weihnachtsferien steigende Infektionszahlen festzustellen. Die Zahl der notwendigen Lehrervertretungen und Unterrichtsausfälle stellt sich derzeit aber noch nicht gravierend anders dar als in einem regulären Winter, also ohne Pandemielage. Dies berichtete Schulleiter Dr. Dietrich Heither im Gespräch mit dieser Zeitung.

Vor zwei bis drei Monaten hatte die HBS Impftermine sowohl für Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern als auch für das eigene Lehrerkollegium organisiert, inklusive Boostermöglichkeit. Diese Angebote wurden rege angenommen, so Dr. Heither.

Wenn Lehrerkräfte derzeit an der HBS nicht unterrichten können, liegt das Dr. Heither zufolge in der Regel nicht an einer eigenen Erkrankung. Viele Lehrerinnen und Lehrer haben selbst Kinder, und gerade im Kita-Alter sehen sich diese im Alltag laufend mit Rahmenbedingungen konfrontiert, die nicht zuverlässig vor einer Infektion schützen - derart jungen Kindern kann natürlich in Betreuungseinrichtungen keine ähnlich strikte Maskendisziplin zugemutet werden wie dem älteren Nachwuchs in der Schule. Das Ergebnis: Kitas sind häufiger von Quarantänemaßnahmen betroffen, Kinder erkranken zahlreich - also müssen sich Lehrkräfte mit eigenen Kindern öfter selbst tagsüber um selbigen kümmern und können deshalb nicht in vollem Maße ihrem Beruf nachgehen.

Bis zum Beginn der Unterrichtszeit nach den Weihnachtsferien gab es laut Dr. Heither an der HBS nur sehr geringe Infektionszahlen. Maßgeblich beigetragen zu diesem erfreulichen Umstand haben zweifellos freiwillig umgesetzte, strenge Schutzmaßnahmen: So gilt an der HBS seit fast zwei Jahren eine durchgängige Maskenpflicht im Unterricht.

Beim Aufenthalt auf dem Außengelände wird das Maskentragen freilich nicht ganz so "rigide" umgesetzt, berichtet der Schulleiter - auch, weil in den Pausen dort natürlich Pausenbrote verputzt und Getränke getrunken werden. Aber an der frischen Luft ist dies relativ vertretbar.

Bislang gab es noch in keiner Klasse der HBS ein regelrechtes "Spreader-Event", also einen Corona-Ausbruch im Klassenverband, der innerhalb der Schule für zahlreiche Infektionen gesorgt hat. Überhaupt habe sich bis Ende 2021 niemand aus der Schülerschaft in der Schule angesteckt, so Dr. Heither. Ansteckungen seien stets im außerschulischen Bereich passiert, innerhalb der Familie oder bei Freunden.

Testzentrum seit Ostern

Für die Tests gibt es an der HBS eine buchstäblich zentrale Anlaufstelle: In der Aula befindet sich ein Testzentrum. Zuständig für den Bereich der Testung an der HBS ist Herr Schorr. Täglich stehen dort die zuvor zusammensortierten Testkästen für alle Klassen sowie die Oberstufe zur Abholung bereit. Diese enthalten neben den eigentlichen COVID-19-Tests die dazugehörigen Anleitungen und Formulare, Wäscheklammern, Müllbeutel, Desinfektionsmittel, Papiertücher und Einmalhandschuhe. Aus allen Klassen und Kursen holt die Lehrkraft das entsprechende Paket ab und bringt es in den jeweiligen Klassenraum. Dort werden dann die Schülerinnen und Schüler getestet, und danach kommt die Testbox zurück in das Testzentrum.

Positiv getestete Schülerinnen und Schüler müssen dann - derzeit gehe man Dr. Heither zufolge Tag für Tag jeweils von etwa "einer Handvoll" aus - ins Sekretariat der Schule. Dort wird geklärt, ob sie alleine nach Hause gehen oder von den Eltern abgeholt werden. In der Zwischenzeit werden sie dort sozial betreut und beruhigend daran erinnert, dass eine Corona-Infektion für Menschen in diesem jungen Alter meist keine gravierenden Auswirkungen hat. Und nach sieben bis zehn Tagen kehren positiv Getestete dann wieder in den Unterricht zurück.

Dreimal pro Woche werden alle Schülerinnen und Schüler an der HBS auf eine COVID-19-Infektion hin getestet. Ist ein Test auch nur ansatzweise positiv, wird der betroffene Schüler oder die Schülerin nach Hause geschickt, ein PCR-Test muss dann für weitere Klarheit sorgen. Doch dessen Ergebnis wartet man keineswegs erst ab: Bereits ab dem nächsten Tag wird die gesamte Klasse nun sogar täglich getestet, bis ruhigen Gewissens wieder Entwarnung gegeben werden kann.

Das ganze Testprozedere findet in dieser Form an der HBS seit den Osterferien 2021 statt und ist mittlerweile entsprechend "durchritualisiert". Wöchentlich werden an der Schule stolze 4.200 Tests verbraucht. Die Akzeptanz innerhalb der Schülerschaft den Tests gegenüber ist groß, das Mehr an Sicherheit ist allgemein willkommen. Häufig lassen sich auch geimpfte Schülerinnen und Schüler weiter freiwillig testen - dem größtmöglichen Schutz der Gesundheit aller ordnet man sich in Zeiten der Pandemie an der HBS gerne unter.

Und auch anderen folgenschweren Aspekten der Pandemie abseits einer tatsächlichen Infektion begegnet man an der Schule entschlossen und zielstrebig. So nutzt man das hessische Landesprogramm „Löwenstark – der BildungsKICK“, um mit Nachhilfeunterricht gezielt Corona-Bildungslücken zu schließen. Und spezielle Trainings sollen dazu beitragen, Lücken in der Sozialentwicklung, die durch die pandemiebedingte Kontaktarmut entstehen, zu kompensieren.

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