Wird Hattersheim bis 2045 klimaneutral?

Erörterung der Pläne zum Klimaschutz im Rahmen der Bürgerfragestunde vor der Stadtverordnetenversammlung

Zum zweiten Mal hintereinander fand die Stadtverordnetenversammlung in der Sporthalle am Karl-Eckel-Weg statt.
Zum zweiten Mal hintereinander fand die Stadtverordnetenversammlung in der Sporthalle am Karl-Eckel-Weg statt.

Nur relativ selten wird davon Gebrauch gemacht, doch am vergangenen Donnerstag war es mal wieder soweit: Im Vorfeld zur Sitzung der Stadtverordnetenversammlung nutzte ein Hattersheimer Bürger aktiv die Möglichkeit der Bürgerfragestunde. Hierbei formulierte Thomas Seifert eine Frage zum Klimaschutz in Bezug auf Hattersheim.

Seifert nahm Bezug auf das durch die Bundesregierung vorgezogene Zieldatum zur Erreichung der Klimaneutralität in Deutschland auf das Jahr 2045. Dies war eine Reaktion auf den Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes, das die Bundesregierung aufgefordert hat, zum Schutz der nachfolgenden Generationen die Bemühungen zum Klimaschutz zu beschleunigen und zu konkretisieren.

Klimaneutralität in Deutschland werde es bis 2045 aber nur geben, wenn alle Kommunen dieses Ziel rechtzeitig erreichen - also auch Hattersheim, so Thomas Seifert, der vor diesem Hintergrund fragte: Gibt es einen Klimaschutzplan in Hattersheim? Oder bis wann wird es einen solchen Plan in Hattersheim geben? Er verwies auf viele andere Kommunen, in denen ein solcher Plan bereits erstellt worden sei und stellte zudem fest, dass dieses Ziel wohl nur dann erreichbar wäre, wenn alle politischen Parteien in dieser Sache zusammenarbeiten.

Klimaschutz beginnt im Kleinen

Bürgermeister Klaus Schindling brachte in seiner Antwort zum Ausdruck, dass Klimaschutz nur dann gelingen könne, wenn dieser schon im Kleinen beginnt - bei jedem Einzelnen und nicht erst auf kommunaler Ebene. Jeder sei hierbei gefragt, und die Bemühungen beginnen schon im eigenen Vorgarten bei der Frage, ob man dort eine Versiegelung vornimmt oder lieber darauf verzichtet. "Das Mikroklima wird auch dadurch begünstigt, dass man Pflanzen wachsen lässt und sie nicht zubetoniert", so Schindling. Die Kommune sei zudem bemüht, in all ihren Bauvorhaben nachhaltige und klimaeffiziente Maßnahmen zu ergreifen, und diese Kette setzt sich fort über den Main-Taunus-Kreis, die Metropolregion Rhein-Main und schließlich das Land Hessen. Schindling stellte zudem fest, dass man sich seitens des Magistrats mit dem Thema Klimawandel nicht erst seit gestern zu beschäftigen habe, erkannte aber auch an, dass noch mehr getan werden müsse, wenn man die gesetzten Ziele auch erreichen will.

Am Beispiel der Stadt Hattersheim könne man jetzt schon erkennen, dass man sich in Hinblick auf Projekte und Bauvorhaben mit dem Thema Klimawandel befasse und Nachhaltigkeit praktiziere. "Das geht von der Regenwasserversickerung über Rigolen-Systeme bis hin zur Direkteinleitung ins Grundwasser", so Schindling. Bei Rechenzentren und anderen geeigneten Gebäuden befasse man sich mit der Nutzung der Abwärme, bei der Verkehrspolitik fördere man die Nahmobilität und steigere die Attraktivität von Fuß- und Radwegen, und auch die Deichsanierung und die damit verbundene Erneuerung der Wegesysteme gehe man unter den Gesichtspunkten des Klimaschutzes an. Diese Bemühungen würden sich in der nächsten Zeit noch weiter steigern, weil man als Stadt Hattersheim anstrebe, Klima-Kommune werden zu wollen, verriet der Bürgermeister. Und das wolle man auch nachhaltig sichern, indem man den Klimaschutz in den Referaten durch eine neue organisatorische Stelle gezielt fördert. Es sei auch die Aufgabe der Verwaltung als Exekutivorgan einer Kommune, dafür Sorge zu tragen, dass alle Bürgerinnen und Bürger in einer funktionierenden Umwelt leben können, so Schindling. "Insofern kann ich Ihnen diese Frage nur beantworten, dass wir unser möglichstes dafür tun, um diese Ziele auch zu erreichen", ging der Bürgermeister abschließend auf die Bürgerfrage ein.

Definition eines Klimaschutzplans

Doch mit dieser Antwort war Fragesteller Thomas Seifert nicht zufrieden: Er merkte an, dass es sich bei all diesen Ausführungen nicht um einen Klimaschutzplan handele. Dieser müsse ein konkretes Ziel formulieren: Bis wann soll Klimaneutralität in Hattersheim erreicht werden, und wie soll das geschehen?

Auch darauf nahm Bürgermeister Schindling noch einmal Bezug: Seiner Ansicht nach könne man mit einem Klimaschutzplan, der auf der Gemarkungsgrenze der Stadt Hattersheim aufhört, nicht die Welt retten. Man müsse sich als Kommune vielmehr als Teil eines funktionierenden Ökosystems verstehen, und so müsse man auch quasi als "Mosaikstein" in der Region funktioneren. Es gehöre natürlich dazu, einen Plan zu haben, in dem definiert wird, was man wann umsetzen will - auf einen solchen Plan ging Schindling auch jetzt nicht näher ein. Es gehöre aber auch dazu, übergeordnet in den Kreistags- und Landtagsfraktionen, in den Landkreisen und der gesamten Metropolregion dies alles konzeptionell miteinander zu verbinden, so der Rathauschef.

MTK ist Klima-Kommune

Bereits im Juni 2018 ist der Main-Taunus-Kreis (MTK) auf Beschluss des Kreistages der Charta „Hessen aktiv: Die Klima-Kommunen“ beigetreten. Die Unterzeichner der Charta, und damit auch seit drei Jahren der MTK, streben - entsprechend der damaligen Zielsetzung des Landes Hessen - Klimaneutralität bis zum Jahre 2050 an. Über 250 hessische Städte, Gemeinden und auch Landkreise haben die Charta bereits unterzeichnet. Diese verpflichten sich, auf der Grundlage einer CO2-Bilanz Aktionspläne mit Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu erstellen und diese zu verwirklichen.

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