Der Heilbringer für die┐Metropolregion?

Podiumsdiskussion der Montagsgesellschaft e.V. in der Stadthalle beschäftigte sich mit Digitalisierung, Big Data & KI

Eine kleinere Runde als erwartet: Der stundenlange Schneeschauer sorgte dafür, dass am Montagabend nicht alle 70 erwarteten Gäste erscheinen konnten. Dennoch entwickelte sich eine sehr interessante Diskussion bei der Veranstaltung der Montagsgesellschaft in der Hattersheimer Stadthalle.

Nicht zum ersten Mal war der Verein Montagsgesellschaft e.V. an diesem Montagabend, 27. November, zu Gast in der Hattersheimer Stadthalle. Bereits zwei Wochen zuvor diskutierten und referierten Experten unter dem Titel "Alles vernetzt, alles voneinander abhängig" über Cyber-Angriffe und Cyber-Security. Nun standen die Bereiche Digitalisierung, "Big Data", also die Verarbeitung von großen und sich schnell ändernden Datenmengen, sowie Künstliche Intelligenz (KI) im Mittelpunkt.

Der Verein Montagsgesellschaft e.V. ist seinem Selbstverständnis zufolge eine parteiunabhängige Plattform für bürgerliche Interessen. Der Verein möchte die politische Diskussion fördern und legt dabei einen Schwerpunkt auf bürgerlich-konservative und marktwirtschaftliche Themen.

Als Vorbild der Montagsgesellschaft dient die historische Mittwochsgesellschaft. Jene traf sich von 1863 bis 1944 an jedem zweiten Mittwoch. Die stets etwa 16 Mitglieder der Mittwochsgesellschaft waren Experten in ihrem jeweiligen Fachgebiet und bekleideten besondere Positionen im öffentlichen Leben. Jedes Mitglied lud zweimal im Jahr die anderen Mitglieder zu einem Vortrag in seinem Hause ein, wo der Gastgeber dann einen Vortrag hielt, der sodann gemeinschaftlich diskutiert wurde. Der größte Unterschied zwischen Montags- und Mittwochsgesellschaft: Letztere war ein nach innen wirkender, elitärer Zirkel, während sich die Montagsgesellschaft als öffentliches Diskussionsforum versteht.

Der Diskussionszirkel trifft sich seit 2005 monatlich, und stets sind etwa 60 bis 150 Personen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft (darunter waren bereits Gäste wie Angela Merkel, Joachim Gauck und Volker Bouffier) sowie Bürgerinnen und Bürger zu Gast, und das an wechselnden Orten in und um Frankfurt am Main herum. Seit 2017 finden Veranstaltungen der Montagsgesellschaft auch in Hamburg und München statt.

An diesem Montagabend nun waren im Foyer der Stadthalle leider deutlich weniger Stühle besetzt als zuvor angenommen wurde. Etwa 70 Personen hatten sich im Vorfeld zum Besuch der Veranstaltung angekündigt - der extreme Wintereinbruch mit Schneeschauern und Glättgefahr stand jedoch in vielen Fällen dem Willen zur Anreise im Weg. Somit begrüßte der Moderator und Vorstand der Montagsgesellschaft Dr. Stefan Söhngen die erschienenen Gäste, die allen widrigen Bedingungen zum Trotz in die Stadthalle gekommen waren, ganz besonders herzlich.

Informative und greifbare Diskussion

Zur Podiumsdiskussion konnte Dr. Stefan Söhngen vier Gäste begrüßen: Dr. Andreas Widl (CEO Samson AG), Eric Menges (Geschäftsführer FrankfurtRheinMain GmbH), Günter Eggers (Director Public, NTT Global Data Centers EMEA) sowie Klaus-Dieter Schulze (Managing Director, b.telligent Deutschland GmbH).

Gemeinsam blickte man auf die rasante technologische Entwicklung in den letzten Jahren zurück und auf die Veränderungen im Alltag durch den Anbruch dieses neuen Informationszeitalters, gerade auch in Hinblick auf die Metropolregion Frankfurt Rhein Main und deren Rolle im Prozess der digitalen Transformation.

Eric Menges begrüßte, dass den Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz an diesem Abend in Hattersheim Raum gegeben wurde. Der Geschäftsführer der FrankfurtRheinMain GmbH hält es für besonders wichtig, diese revolutionäre Entwicklung in einem Dialog voranschreiten zu lassen und möglichst breit Informationen zu streuen, so dass sich Fachleute wie Laien gleichermaßen eingebunden fühlen. Die öffentliche Akzeptanz ist auch insofern von großer Wichtigkeit, als dass die fortschreitende Digitalisierung auch den Bedarf an Rechenzentren immer größer werden lässt: Nach wie vor befindet man sich auf der Suche nach Flächen für den Bau neuer Rechenzentren am Standort FrankfurtRheinMain. "Wir könnten quasi, wenn wir genug Flächen hätten, jeden Monat ein Rechenzentrum vermitteln", so Menges, der glaubt, dass die Bevölkerung teilweise nicht gut genug informiert ist und von der Politik und der Schnelligkeit der Entwicklung ein wenig überfordert wurde. Deshalb seien Veranstaltungen wie diese auch so wichtig, um Transparenz zu schaffen und Inhalte aufzuarbeiten.

Dr. Andreas Widl von der Samson AG, einem 1907 gegründeten Hersteller von Stellventiltechnik in Frankfurt am Main, der vor einer Verlagerung des Stammsitzes nach Offenbach steht, sieht die Notwendigkeit einer angemessenen Struktur für Daten, damit diese auch ordentlich verwendet werden können. In seinem Unternehmen versucht man, überall Daten zu generieren um Verschwendung zu vermeiden. Große Chancen und Potenziale sieht man im Bereich des Maschinellen Lernens und anderer Algorithmen, wenn es darum geht, eben jene Verschwendung in der eigenen Produktion und in der Produktion des jeweiligen Kunden zu reduzieren.

Auch im Bereich der Ventile hat Künstliche Intelligenz längst Einzug gehalten: Vor vier Jahren ging die Samson AG ein Joint Venture mit Krohne Messtechnik ein. Als erstes Produkt ging hieraus ein neues Regelventil mit Sensoren zur Messung von Durchfluss, Druck und Temperatur hervor, das Künstliche Intelligenz nutzt.

Klaus-Dieter Schulze von der b.telligent Deutschland GmbH war bereits zum zweiten Mal Gast bei einer Veranstaltung der Montagsgesellschaft in Hattersheim. Schulze erläuterte, welche Möglichkeiten es zur Verwendung von Daten, die von Unternehmen gesammelt werden, gibt. Branchen wie Banken und Versicherungen arbeiten traditionell sehr viel mit Kundendaten, und entsprechend wurde dort schon sehr früh intensiv in Daten investiert; man hat sich quasi Datenfabriken aufgebaut, nach dem Motto: Nur was man messen kann, kann man auch steuern.

In den letzten Jahren eröffneten sich auch für das produzierende Gewerbe viel mehr Möglichkeiten in Sachen Datennutzung. Mit Sensoren und Daten aus Maschinen widmet man sich heute in viel stärkerem Maße der Qualitätssicherung in der Produktion, und damit der Ausschussvermeidung, was wiederum auch der Nachhaltigkeit dient.

Auch die Wartung von Maschinen wird so optimiert: Daten und Künstliche Intelligenz können dazu beitragen, dass beispielsweise ein Ölwechsel genau dann stattfindet, wenn der entsprechende Bedarf da ist, und nicht in einem vorgegebenen Intervall.

Günter Eggers von NTT Global Data Centers EMEA sah die Podiumsdiskussion der Montagsgesellschaft als spannendes Forum, um darüber zu sprechen, was im Zuge von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz so alles umsetzbar ist. Jene Möglichkeiten benötigen natürlich auch eine passende Infrastruktur: Wer ernsthaft digitalisieren will, der braucht Glasfasernetze und Rechenzentren. Eggers hofft, dass die dafür notwendigen Rahmenbedingungen auch in Zukunft in Deutschland noch vorhanden sein werden.

Zu all diesen Themenbereichen entwickelte sich nach den Schilderungen der vier geladenen Gäste, die insgesamt etwa eine Stunde in Anspruch nahm, trotz der witterungsbedingt reduzierten Teilnehmerzahl eine angeregte Diskussion in der Hattersheimer Stadthalle. Digitalisierung, Big Data und KI werden uns noch lange, lange begleiten, und öffentliche Foren wie jene der Montagsgesellschaft können wirksam dazu beitragen, diese Prozesse und Entwicklungen greifbarer und verständlicher zu machen.

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