Ein "Maniac" knipst für den guten Zweck

Vierstelliger Auktionserlös im Rahmen der Finissage zur Ausstellung „Ich seh‘ dich auch" zugunsten der Wohnungslosenhilfe

V.l.n.r.: Die Erste Stadträtin Heike Seibert, Stadtverordnetenvorsteher Georg Reuter, Eugenie Riffel (Vorstand Caritasverband Taunus e.V.) und Johannes Winter (Leica Camera AG, Wetzlar).

mpk

„Meine fotografische Arbeit erkläre ich nicht, lieber zeige ich die Ergebnisse und lasse Raum für Interpretation." So beschreibt der bekannte Schauspieler Armin Rohde das Wirken mit seiner Lieblingskamera, einer Leica, wobei er auch Modelle von Sony und Fuji sein Eigen nennt. Die Fotografie sei das für ihn einzige Mittel, das Paradoxon der Zeit sinnlich erfahrbar zu machen: Im Jetzt, an der Schwelle zur Vergangenheit, drückt er auf den Auslöser.

Die Ergebnisse dieser Arbeit, insgesamt 16 Fotografien, waren bis zur Finissage am vergangenen Freitagnachmittag im Hattersheimer Haus Sankt Martin zu sehen, der hiesigen Facheinrichtung für wohnungslose Menschen des Caritasverbandes Taunus. Der Titel der Ausstellung: „Ich seh‘ dich auch“, und zu deren Abschluss besuchte der Bochumer Künstler das Haus Sankt Martin via Video-Schalte.

Im Zwiegespräch mit Laudator Dr. Stefan Wachtel, seines Zeichens Executive Coach aus Frankfurt am Main, erläuterte Rohde seine Arbeitsweise und die Beziehung zur Fotografie und zu seinen Kameras. "Ich glaube, ich habe gar keinen Stil", führte der auf die Leinwand projizierte Armin Rohde näher aus. Denn er gehe stets in die jeweilige Situation so, wie sie nun einmal ist. Für seine Fotos nutzt Rohde immer nur das vorhandene Licht, und deshalb fallen seine Fotografien auch so unterschiedlich aus.

Rohde ist es bei seinen eher spontanen Schnappschüssen von Menschen oder Menschenmengen auch ein großes Anliegen, dass niemand erkennbar ist, der sich gerade in einer kompromittierenden Situation befindet. "Dann versuche ich, nicht das Gesicht zu zeigen", präzisiert Rohde seinen eigenen "Kodex". Gesicht, Person und Anonymität sollen so geschützt werden. Schwerpunkt seiner Porträts sind einerseits der Realismus, andererseits aber auch eine "barocke" Komponente, die eine gewisse Wucht mit sich bringt, wie in der Porträtmalerei. Und ohnehin ist für Armin Rohde jeder Mensch allein schon durch den Umgang mit seinem Leben und der Tatsache, dass er sich jenem stellt und sich nicht zurückzieht, im Grunde ein "Held des Alltags" - eine Überzeugung, die sich auch in seinen Fotos widerspiegelt. Modernes Heldentum ist für ihn der verantwortungsvolle Umgang mit Freunden und der eigenen Umgebung.

Rohde bezeichnet sich in Sachen Fotografie selbst als "Maniac"; also als Verrückter, der eher ohne Schuhe als ohne seine Leica rausgehen würde. Die Kamera ist für ihn sowohl ein Schlüssel zur Welt als auch eine Art "Firewall", eine Schutzmauer, die Distanz und Zugang zugleich schafft.

Die hier ausgestellten 16 Schwarz-Weiß-Fotografien fielen im Rahmen des abwechslungsreichen Schaffens von Armin Rohde stilistich recht ähnlich aus, was aber auch an der besonderen Thematik liegt. Rohde hat hier einen Rollentausch und Perspektivwechsel vollzogen, in dem er vom Roten Teppich aus die dortigen Fotografen und Schnappschussjäger selbst im Bild festhielt.

Dank auch an Klaus Störch und Carsten Riffel

Die Ausstellung von Armin Rohde war gleichzeitig auch der offizielle Startschuss zum Jubiläum der Veranstaltungsreihe "20 Jahre Kunst und Kultur am Autoberg". Die Erste Stadträtin Heike Seibert lobte in ihrer Eingangsrede zur Finissage das Wirken des Einrichtungsleiters Klaus Störch, der mit vielseitigen Projekten immer wieder erfolgreich die Aufmerksamkeit auf soziale Wohnungsprojekte lenkt. Es sei ihm gelungen, mit Kreativität und dem richtigen Blick für Themen und Künstler eine Symbiose zu schaffen, die den Besucher zwingt, seinen Blick auf das zu lenken, wovor man nur allzu leicht die Augen verschließt. Und ihm war es auch zu verdanken, dass er mit seiner berühmt-berücktigten Hartnäckigkeit den Schauspieler Armin Rohde für diese Ausstellung im Haus Sankt Martin gewinnen konnte. Ein weiteres besonderes Highlight in der Geschichte von „Kunst und Kultur am Autoberg“.

Zu den Ehrengästen der gut besuchten Finissage zählten auch Stadtverordnetenvorsteher Georg Reuter, Johannes Winter (Global Director Corporate Communications der Leica Camera AG, Wetzlar), Eugenie Riffel vom Vorstand des Caritasverbands Taunus e.V. sowie Carsten Riffel von der piCta visuelle kommunikation GmbH aus Flörsheim. Riffel hatte sich dankenswerterweise bereit erklärt, die Fotografien von Armin Rohde zu bearbeiten und kostenlos auszudrucken, was ihm an diesem Nachmittag einen großen Applaus einbrachte.

Gebote auch aus der Ferne

Schließlich ging man in den finalen Teil der Finissage über: Zur Versteigerung der 16 eindrucksvollen Fotografien. Die Rolle der Auktionatorin übernahm die Erste Stadträtin Heike Seibert, "bewaffnet" mit Holzbrett und Schnitzelklopfer als Hammerersatz aus der Küche des Hauses Sankt Martin. Armin Rohde selbst war für diesen Programmpunkt ein wenig zu nervös und verabschiedete sich lieber vorübergehend aus der Videokonferenz. Das Startgebot für die einzelnen Bilder lag bei jeweils 350 Euro, Heike Seibert lagen vereinzelt auch schon erste vorab abgegebene Gebote vor. Ein Gebot stammte aus Ingelheim am Rhein und war dem besonderen Zufall geschuldet, dass die Bieterin bei einer Veranstaltung in Hamburg am Roten Teppich Armin Rohde fotografierte, als dieser selbst gerade auf den Auslöser drückte - zwei Fotografien also, die sich besser kaum ergänzen könnten.

Die Auktion zugunsten der Hattersheimer Wohnungslosenhilfe entpuppte sich als überaus lohnend: Stolze 5.320 Euro kamen am Ende für den guten Zweck zusammen. Die Reihe „Kunst und Kultur am Autoberg“ setzt sich direkt an diesem Freitag, 14. März, fort, wenn um 14 Uhr die Vernissage zur Ausstellung "Love is Love" stattfinden wird.

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