Am 1. Mai hat Francesco Continolo in der Katholischen Kirchengemeinde St. Martinus Hattersheim seine Arbeit aufgenommen - und dabei primär ein ganz besonderes Projekt vor Augen: In Zusammenarbeit mit dem Caritasverband für den Bezirk Main-Taunus e. V. wird er ein Sozialraumprojekt am Kirchort Okriftel maßgeblich begleiten. In einem Pressegespräch stellten die zentralen Akteure am Dienstag dem Hattersheimer Stadtanzeiger dieses Projekt näher vor, als da wären Torsten Gunnemann (Vorstand der Caritas Main-Taunus), Diakon Jürgen Rottloff, Mathias Nippgen-van Dijk (Stabstelle Gemeindecaritas und Ehrenamt der Caritas Main-Taunus) sowie eben jener Francesco Continolo, der die Rolle des Projektleiters übernimmt. Leider konnte Pfarrer Andreas Klee diesem Termin nicht beiwohnen - auch er spielt bei diesem Projekt natürlich eine enorm wichtige Rolle.
Torsten Gunnemann ging zunächst auf die Hintergründe des Sozialraumprojekts ein. Das Bistum Limburg beschäftigt sich mit dem Thema Kirchenentwicklung und stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage: "Wofür ist Kirche da?" An mehreren Kirchorten im Bistumsgebiet wurden solche Projekte bereits ins Leben gerufen (bislang insgesamt zwölf, im Main-Taunus-Kreis steht ein zweites solches Projekt in Eschborn in den Startlöchern), und stets geht es darum, vor Ort in einem konkreten Sozialraum gemeinsam mit den Menschen für die Menschen da zu sein. Genau das bestrebt man nun auch am Kirchort Okriftel, und zwar in Form einer Kooperation zwischen dem örtlichen Caritasverband und der Pfarrei St. Martinus Hattersheim.
Mit derartigen Projekten will man der Kirchenentwicklung Rechnung tragen, so Gunnemann. Der eigene Anspruch ist dabei eben nicht, dass Projektleiter Francesco Continolo und Diakon Jürgen Rottloff mit eigenen Ideen und Vorstellungen vorangehen und den Weg zum Ziel vorzeichnen, sondern man will vielmehr Räume öffnen sowie Zeit und Ressourcen investieren, um gemeinsam mit den Menschen vor Ort etwas zu tun. Und genau dies sei das Spannende unter dem Begriff der Sozialraumorientierung, betont Gunnemann: Dass man eben nicht mit einem fertigen Konzept auftreten will, sondern vielmehr Francesco Continolo und Jürgen Rottloff den Menschen zuhören und auf deren Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen eingehen werden - unabhängig von Religion, Nationalität oder Geschlecht - und damit die Frage "Für wen sind wir da?" mit "Für alle!" beantworten können.
Ziel des Projekts ist es schließlich, mit den im Kirchort lebenden Menschen das Leben ein Stück weit lebenswerter zu machen und zu schauen, was es dazu braucht. Dies gilt es durch den Kontakt mit ganz vielen Menschen zu ermitteln, also auch mit Vereinen, Gruppierungen, mit der Kommune und der Politik.
Das Sozialraumprojekt wird im Rahmen der Kirchenentwicklung finanziert vom Bistum Limburg für einen Zeitraum von fünf Jahren, und für diesen Zeitraum ist auch Stand jetzt das Engagement von Francesco Continolo in St. Martinus vorgesehen. Fünf Jahre sind nach Ansicht von Torsten Gunnemann auch eine "gute Zeit" für ein derartiges Projekt, in der man viel tun könne.
Und schließlich sei es noch besonders erwähnenswert, dass es sich hierbei um ein gemeinsames Projekt von St. Martinus und dem Caritasverband Main-Taunus handelt, in dessen Rahmen man sich gemeinsam auf den Weg machen will, um ein Stück Kirche nochmal neu "durchzubuchstabieren", so der Caritas-Vorstand.
Warum Okriftel?
Diakon Jürgen Rottloff ist seit 2019 in der Pfarrei St. Martinus und hat das Sozialraumprojekt, das von der vor wenigen Monaten nach Wiesbaden gewechselten Pastoralreferentin Juliane Schaad mitinitiiert wurde, erst vor kurzem übernommen. Schon vor vier Jahren fing man an, ein solches Projekt in Okriftel ins Auge zu fassen. 2019 folgte die Visitation des Weihbischofs mit Dr. Thomas Löhr, und dort wurde das Projekt, unter Mithilfe von Mathias Nippgen-van Dijk (Stabstelle Gemeindecaritas und Ehrenamt der Caritas Main-Taunus), vorgestellt.
Für den Kirchort Okriftel hatte man sich entschieden, weil Hattersheim selbst schon über zahlreiche caritative und diakonische Einrichtungen verfügt, wie das Haus St. Martin, das Sozialbüro, die Tafel Hattersheim-Hofheim oder den "Anziehpunkt". Zudem ist in Okriftel die Bevölkerungsstruktur sehr unterschiedlich: Es gibt dort ebenso Gutsituierte wie auch Menschen, die in der Bedürftigkeit leben. Und schließlich bietet Okriftel bereits eine gute Grundlage an Gemeinwesen, dank der vielen engagierten Vereine und der gut organisierten Kirchengemeinde. Auf dieser Basis erscheint in Okriftel katholische Gemeinwesenarbeit als gut organisierbar, so Mathias Nippgen-van Dijk. Und Juliane Schaad hat in der Vergangenheit wahrgenommen, dass in Okriftel viele Menschen Interesse und Bedarf hätten, zu derartigen Themen ins Gespräch zu kommen. Aus all diesen Gründen fiel die Wahl schließlich auf diesen Kirchort.
Gelungener Startschuss
Für Francesco Continolo zählte es seit dem 1. Mai zu seinen ersten Aufgaben, die vorhandenen Strukturen in Kirche und Caritasverband kennenzulernen. "Das hat mich alles total positiv überrascht", berichtete der Projektleiter strahlend. Auch mit der Region und der Gemeinde hat er sich intensiv auseinandergesetzt, und die hiesigen Sportvereine lernt er nun nach und nach kennen. Die letzten Wochen hätten sich, dank der vielen Feiertage, auch bestens für diese Phase der Einarbeitung geeignet, resümierte Continolo. Es gab viel in der Kirche zu tun, man konnte sich zeigen und präsentieren. Und dabei hat er den Eindruck gewonnen, dass die Menschen froh seien, dass jemand da ist und als Stütze wirken kann. "Der Startschuss ist, glaube ich, sehr gut gelungen", zieht Francesco Continolo eine erste Bilanz zur Anfangszeit seines Wirkens in St. Martinus.
Die nächsten Schritte stellen nun intensive Analysen dar, basierend auf Gesprächen mit den Menschen, aber auch schon erste gemeinsame Entscheidungen bahnen sich an: "Sozialraumorientierungsprojekt am Kirchort Okriftel" ist freilich ein arg sperriger Name, der einem nicht gerade leicht von der Zunge geht. Deshalb sei man gerade dabei - und dies ist auch stilgebend für das ganze Projekt zu sehen - zusammen mit den Menschen zu überlegen: "Wie können wir das Ding einfach nennen?", berichtete Torsten Gunnemann. Dieser Prozess soll Francesco Continolo zufolge beispielgebend darstellen, dass an diesem Projekt alle von Anfang an mitwirken sollen. Es soll weiterführend auch die Frage gestellt werden: "Was fehlt uns hier?" Es geht darum, Ansprache zu ermöglichen und genau hinzuhören. "Und das ist die Botschaft, die wir bringen wollen", so Francesco Continolo