Im Zuge der Ausschusssitzungen in der vergangenen Woche beschäftigten sich die Hattersheimer Fraktionen mit diversen Anträgen, die bei der heute Abend in der Stadthalle stattfindenden Stadtverordnetenversammlung zur endgültigen Abstimmung kommen werden.
Eine einstimmige Empfehlung zur Zustimmung erteilten die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses dem gemeinsamen Antrag der Fraktionen CDU, FDP und FW bezüglich der Einführung eines Umweltpreises der Stadt Hattersheim am Main - wenn auch in einer leicht abgeänderten Form.
Die drei beantragenden Fraktionen begründeten ihren Vorstoß damit, dass „Ehrenamtliche Leistungen zur Bewahrung und Erhaltung unserer Natur, besondere Leistungen und beispielgebende Initiativen und Maßnahmen zum Schutz der Umwelt" überaus wichtig seien und deshalb besonders gewürdigt werden sollten. Deshalb sollte der Magistrat damit beauftragt werden, der Stadtverordnetenversammlung einen Entwurf einer Förderrichtlinie für die Verleihung eines Umweltpreises der Stadt Hattersheim am Main vorzulegen.
Dabei sollen bestimmte Rahmenbedingungen eingehalten werden: Teilnahmeberechtigt sollen demnach "alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hattersheim am Main, Unternehmen, Vereine, Jugendgruppen und Initiativen, deren Wirkungskreis in der Stadt Hattersheim am Main liegt" sein. Die zu berücksichtigenden Leistungen für Umwelt und Natur sollen zudem im Gebiet der Stadt Hattersheim am Main sowie im nichtkommerziellen Rahmen ohne Vergütung erfolgen.
Nominierungen für den Umweltpreis sollen nach Vorstellung der antragsstellenden Fraktionen seitens der Bevölkerung an den Magistrat gerichtet werden, der angestrebte neue Umweltpreis soll jährlich verliehen werden und neben einer Urkunde zusätzlich mit 1.000 Euro dotiert sein.
Man möchte mit diesem Preis erreichen, dass neben der Vielzahl an städtischen Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von Natur und Umwelt auch eine zusätzliche Anerkennung für diejenigen Bürgerinnen und Bürger der Stadt geschaffen wird, die sich in diesem Bereich ehrenamtlichen einbringen und besonders hervortun. Weiterhin soll der Preis als Anreiz zu umweltfreundlichem Verhalten dienen und eine Vorbildfunktion erfüllen.
Belebung der Innenstadt: Keine Mehrheit für Nutzung von Leerständen
Auf einen weniger fruchtbaren Boden fiel im Haupt- und Finanzausschuss ein Vorstoß von Bündnis 90/Die Grünen, demzufolge der Magistrat damit beauftragt werden solle zu prüfen, wie die Hattersheimer Innenstadt durch die Nutzung von Leerständen belebt werden kann.
Inspiriert wurden die Grünen von einer Berichterstattung des Hessischen Rundfunks: Hierbei wurde am Beispiel der hessischen Stadt Borken "eindrucksvoll dargestellt, wie Leerstände als Freiräume für Händler, Kreative oder Handwerker genutzt werden können." Diese nutzen dort ein halbes Jahr lang leerstehende Räumlichkeiten für ihr Geschäft, ohne dafür Miete zu zahlen, und leisten damit einen Beitrag zur positiven Belebung der dortigen Innenstadt.
Nach Ansicht von Bündnis 90/Die Grünen wären auch die hiesigen großen Leerstände in Hattersheim, beispielsweise in der Hauptstraße, in der Frankfurter Straße oder am Marktplatz, sehr gut für ein solches Projekt geeignet.
Im Zuge des Landes-Förderprogrammes „Zukunft Innenstadt“ hat die Stabsstelle Wirtschaftsförderung bereits diverse Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt in die Wege geleitet. Dabei will sie mit den jeweiligen Akteuren direkt vor Ort kreative und nachhaltig orientierte Lösungen entwickeln.
So plant die Stabsstelle nach der bereits erfolgten Eröffnung eines neuen Co-Working-Spaces und der daraus resultierenden Minimierung an Leerstand in der Frankfurter Straße weitere Schritte, wie zum Beispiel die Konzeption einer eSport-Arena in einer leer stehenden Immobilie in der hiesigen Innenstadt. Angebote an eSport-Arenen sind aktuell noch eine Seltenheit, trotz steigender Popularität. Mit der Schaffung einer solchen Arena ist auch die Hoffnung verbunden, dass sich in Hattersheim eigene Teams bilden und Vereine neu gründen, die vor allem die Jugendlichen ansprechen - potenziell ein weiterer Schritt hin zu einer Belebung der Innenstadt.
Mit dem Wunsch nach einer Prüfung, wie das besagte Modell der Stadt Borken womöglich auch für Hattersheim ein Vorbild sein könnte und ob eine derartige Umsetzung auch hier realisierbar wäre, standen die Grünen allein auf weiter Flur: Die Fraktionen von CDU, SPD, FDP und FW votierten jeweils dagegen.
"Regiomaten" sollen lokalen Anbietern helfen
Einigkeit herrschte dann jedoch wieder bezüglich eines weiteren gemeinsamen Antrags der Hattersheimer Regierungskoalition bestehend aus Christdemokraten, Freien Demokraten und Freien Wählern: Einstimmig (bei Enthaltung seitens der SPD) wird der Magistrat nun aufgefordert zu überprüfen, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Aufstellung von sogenannten "Regiomaten" (Verkaufsautomaten) im Stadtgebiet sinnvoll umgesetzt werden kann.
Bei "Regiomaten" handelt es sich um lokal rund um die Uhr zugängliche Verkaufsautomaten. Mit diesem zusätzlichen Vertriebsweg sollen regionale Anbieter unterstützt werden. Die individuelle Bestückung derartiger Automaten ermöglicht es lokalen Anbietern aus den verschiedensten Branchen - vom Bäcker über Landwirte bis hin zu Metzgern - ihre Waren weitgehend zeitunabhängig anbieten zu können.
Die gesamte Abwicklung erfolgt dabei voll und ganz über den jeweiligen Automatenanbieter. Die Stadt Hattersheim am Main müsste lediglich den Platz für die besagten Automaten und den benötigten Strom für deren Betrieb zur Verfügung stellen.
"Die Möglichkeit frische, regionale Lebensmittel ortsnah jederzeit zu beziehen, hat bereits in vielen Kommunen für großen Zuspruch gesorgt", begründen die Koalitionsparteien ihren Vorstoß. Die Produkte kommen hierbei "ohne Zwischenhandel direkt zum Kunden". Dies sei "nicht nur Direktvermarktung im besten Sinne, sondern auch ein weiteres Stück Nachhaltigkeit".
Verschenkbox auf dem Wertstoffhof
Ein Antrag der Sozialdemokraten fand auch im Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr fraktionsübergreifend Gehör: Die SPD würde es gerne sehen, wenn der Magistrat von der Stadtverordnetenversammlung damit beauftragt werden würde, die Möglichkeiten zur Installation einer sogenannten "Verschenkbox" auf dem Gelände des Wertstoffhofes in der Schützenstraße zu prüfen.
Im Rheingau-Taunus-Kreis hätten sich derartige Verschenkboxen auf dem Gelände von Wertstoffhöfen mittlerweile durchgesetzt, so die SPD-Fraktion in ihrer Antragsbegründung. Dort können Privatpersonen gebrauchte, gut erhaltene Haushaltsgegenstände selbst hinterlassen - und bei Bedarf auch unentgeltlich mitnehmen.
In Hattersheim solle nach Ansicht der SPD diesem Vorbild folgend eine vergleichbare überdachte „Box“ auf dem Gelände des Wertstoffhofes entstehen. Auf diesem Wege sollen gut erhaltene Gegenstände und Utensilien weitergenutzt werden, die anderswo nicht mehr gebraucht werden. Durch diese Weiternutzung würde man die Abfallmenge reduzieren, und der Ressourcenverbrauch zur Herstellung neuer Produkte werde ebenfalls verringert werden - eine potenzielle Wohltat also sowohl für den Geldbeutel von Privatpersonen, als auch für den Umwelt- und Naturschutz.
In leicht abgeänderter Form fand der SPD-Antrag die Zustimmung aller Fraktionen im Hattersheimer Parlament.
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