Bei dem vorgestellten Energiekonzept handelt es sich um ein Projekt, dass die Frankfurter Mainova AG gemeinsam mit NTT Global Data Centers und den Partnern Kleespies und Saentis Family Office verwirklicht hat. Zur Präsentation war auch Hattersheims Bürgermeister Klaus Schindling anwesend. „Es ist ein Grund zur Freude“, so äußerte sich Schindling. Das Projekt passe hervorragend in die kommunale Wärmeplanung der Stadt. Es nutze einen Teil der anfallenden Abwärme des noch im Bau befindlichen Rechenzentrums an der Voltastraße für die Versorgung sowohl des Wohngebietes am Hugo-Hoffmann-Ring, das 2014 gebaut wurde, als auch für die Versorgung des Neubaugebietes Landwehr Quartier, das bis 2026 fertiggestellt werden soll. Schindling dankte allen Partnern für die konstruktive Zusammenarbeit, die zu diesem innovativen Konzept geführt habe.
Günter Eggers, Director Public von NTT, freute sich, dass ein Beitrag zur Wärmewende geleistet werden könne, indem die kohlendioxidfreie Abwärme zur Weiterverwendung zur Verfügung gestellt würde. „Wir sind froh, dass wir mit diesem Projekt zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in Hattersheim beitragen können“, ergänzte Anne de Condé, Geschäftsführerin NTT Global Data Centers EMEA GmbH.
Mainova Vorstandsmitglied Diana Rauhut betonte, dass sie sich sehr freue, dass erstmals außerhalb von Frankfurt ein Neubaugebiet und ein Bestandsquartier mit klimafreundlicher Abwärme aus einem Rechenzentrum versorgt würden. „Großwärmepumpen erhöhen die Abwärme aus dem Rechenzentrum auf die nötigen 70 bis 75 Grad. Einen Teil ihres Strombedarfs decken 250 Photovoltaikmodule auf dem Dach des Gebäudes“, erläuterte sie.
Frank Kleespies, Geschäftsführer der gleichnamigen Unternehmensgruppe, erinnerte sich an die Planung des Wohngebietes am Hugo-Hoffmann-Ring. Damals habe man noch nicht an Server-Abwärme denken können. Umso mehr sei er begeistert, dass mit dem Landwehr Quartier der Bauträger Kleespies, der seit über 75 Jahren für hochwertigen Wohnungsbau steht, einen wirkungsvollen Beitrag zur Energiewende und CO2-Redukton in Hattersheim liefern könne.
Die Mainzer Firma Saentis Family Office hatte nach der Insolvenz der Traumhaus AG die Fortführung des Baus der 86 Reihen- und Doppelhäuser im Landwehr Quartier übernommen. Ihr Geschäftsführer Alexander Steinhoff sagte, dass er sich freue mit den Projektpartnern ein so fortschrittliches Projekt als Beitrag zur Dekarbonisierung umzusetzen.
Was ist geplant?
Bernhard Pfister von Mainova erläuterte die geplante Anlage und beantwortete Fragen während der Präsentation wie auch bei der Besichtigung des Standortes in der Kälteanlage des Rechenzentrums. Im Rechenzentrum fällt durch die Server-Abwärme Wasser mit einer Temperatur von 30 Grad an. Die Temperatur dieses Wassers wird von Mainova in der neuen Energiezentrale mit Hilfe von zwei Wärmepumpen auf 70 bis 75 Grad angehoben. Der für den Betrieb der Wärmepumpen benötigte Strom wird zu etwa einem Zehntel von der Photovoltaikanlage auf dem Dach des Rechenzentrums gedeckt. Der restliche Strom wird über die Quellen von NTT Data bezogen, was bedeutet, dass auch hierfür das Ziel der NTT verfolgt wird, bis 2030 den Strombedarf zu 100 Prozent durch erneuerbare Energien zu decken. Das durch die Wärmepumpen aufgeheizte Wasser wird über drei Pufferspeicher in einem erdverlegten Nahwärmenetz den Wohngebieten zur Verfügung gestellt. Hier dient es zur Heizung und zur Warmwasserversorgung. Momentan wird das Gebiet Hugo-Hoffmann-Ring von einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk versorgt. Dieses soll zunächst bestehen bleiben, aber nur noch für Spitzenlasten und als Redundanz benutzt werden.
Zum Zeitplan erklärte Günter Eggers, dass der NTT-Kunde etwa im September/Oktober mit den Servern in das neugebaute Rechenzentrum einziehen wird. Die Wärmepumpen sollen im Oktober geliefert werden, so dass die umweltfreundliche Wärmeversorgung im Spätherbst beginnen könnte. Insgesamt wird man durch das Wärmekonzept 570 Tonnen Kohlendioxid im Vergleich zum Blockheizkraftwerk einsparen können. Zum Preis der Heizenergie gefragt, meinte Diana Rauhut, dass man mit weniger Kosten als mit einer vergleichbaren Gasheizung rechnen könne. Wobei sie für ihre Überlegungen den jetzigen Gaspreis zugrunde legte. Bei voraussichtlich steigendem Gaspreis wird die Ersparnis größer. Auch Frank Kleespies und Alexander Steinhoff betonten, dass es wichtig sei, den Bewohnern eine faire und bezahlbare Wärmeversorgung zu gewährleisten.