Stadthalle mit Denkmalschutzpreis ausgezeichnet

Erster Platz in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ geht an die Stadt Hattersheim am Main für die gelungene Sanierung

Die restaurierte Stadthalle wurde am Montag mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis in der der Kategorie Öffentliches Bauen ausgezeichnet. Damit ist die Stadthalle nach dem Nassauer Hof (2004) das zweite öffentliche Gebäude in Hattersheim, das diese besondere Ehrung erhalten hat. Bürgermeister Klaus Schindling nahm im Rahmen der feierlichen Verleihung in der Rotunde des Biebricher Schlosses die Urkunde und die Bronzeplakette von der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, in Empfang.

In seiner Danksagung ging Bürgermeister Klaus Schindling auf das für alle Beteiligten herausfordernde Projekt ein und dankte insbesondere dem verantwortlichen Architekturbüro HGP Architekten Leben Kilian PartG mbB, den ausführenden Firmen und den zuständigen Mitarbeitern der Stadt Hattersheim am Main, die immer wieder mit „Überraschungen“ konfrontiert waren. „Ich bin sehr stolz, dass es uns gelungen ist, die marode Halle technisch und energetisch auf den neuesten Stand zu bringen. Die Vorgaben des Denkmalschutzes haben uns vor große Herausforderungen gestellt, die wir mit Engagement und Kreativität gemeistert haben. Denn alle Sanierungsarbeiten sind hinter Wänden und Decken versteckt und für die Gäste unsichtbar. Dass wir für unsere großen Bemühungen heute den Hessischen Denkmalschutzpreis erhalten, zeigt mir, dass wir uns seinerzeit richtig entschieden haben. Ich freue mich sehr darüber, dass wir nach Jahren der Schließung unseren Bürgerinnen und Bürgern die für unsere Stadt so wichtige Stadthalle wieder zurückgeben können“, so Bürgermeister Klaus Schindling.

Die Jury lobte das Engagement des Magistrats der Stadt Hattersheim für die Erneuerung der Stadthalle in Hattersheim. Sie zeigte sich beeindruckt von Wiederherstellung der ursprünglichen, flexibel einsetzbaren Raumfolge und der zurückhaltenden Behandlung aller Oberflächen. Dass bauzeitliche Originalbauteile weitestgehend erhalten werden konnten, wertete die Jury als besondere Leistung – zumal dies nicht selten dem Engagement örtlicher Handwerksbetriebe zu verdanken sei, aus deren Werkstatt die Bauteile stammten. Auch die Vorgaben zur brandschutztechnischen und energetischen Ertüchtigung seien vorbildlich umgesetzt.

Die ursprüngliche Funktion der Halle als kommunale Veranstaltungs- und Versammlungsstätte sei wiederhergestellt, der Rahmen für das soziale Miteinander beispielhaft gegeben. Die Maßnahme eines jüngeren Kulturdenkmals sei von wegweisender Bedeutung für viele andere Vorhaben.

Hintergrund

Als die 1968 - 1972 erbaute Stadthalle Hattersheim 2013 aus Brandschutzgründen geschlossen werden musste, schien das Schicksal der Halle besiegelt. Im gleichen Jahr wurde die Halle unter Denkmalschutz gestellt und 2017 die Sanierung der Halle beschlossen. Bei den Arbeiten (2019 - 2022) wurde die Stadthalle brandschutztechnisch und energetisch ertüchtigt. Dazu wurden nachträglich eingebaute Decken- und Wandpaneele zurückgebaut, die einzelnen Elemente der Holzkassettendecken behutsam gereinigt und restauriert. Herzstück der zentralen Rotunde ist eine Lichtkuppel. Diese wurde nach Originalplänen mit brandschutztechnischen Ergänzungen nachgebaut.

Kunst- und Kulturministerin gratuliert

„Es ist nicht immer leicht, Historisches zu bewahren und gleichzeitig mit unseren heutigen Ansprüchen in Einklang zu bringen. Die Menschen, die wir heute mit unserem Denkmalschutzpreis ehren, widmen sich dieser Herausforderung mit Leidenschaft, Kreativität und Kompetenz. Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Die Preisträgerinnen und Preisträger tragen vor Ort wesentlich dazu bei, unsere Kulturdenkmäler als identitätsstiftende Wahrzeichen der Region, Lernorte und Ausflugsziele zu erhalten. Dabei setzen sie auch ein Statement für das ressourcenschonende Wieder- und Weiterverwenden historischer Baumaterialien. Der Erhalt von bestehender Bausubstanz ist ein wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften und verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Umwelt. Dafür danke ich herzlich und wünsche weiterhin viel Schaffenskraft.“

Hessischer Denkmalschutzpreis bereits zum 38. Mal vergeben

Der Hessische Denkmalschutzpreis wurde 1986 vom Landesamt für Denkmalpflege in Hessen und der Lotto Hessen GmbH ins Leben gerufen. In diesem Jahr wurde er zum 38. Mal vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert; das Geld stiftet die LOTTO Hessen GmbH. Das Preisgeld für die Kategorie „Ehrenamtspreis“ in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.

Der erste Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ geht an die Stadt Hattersheim am Main für die Sanierung der Hattersheimer Stadthalle und ist undotiert. Das Schicksal des 1968 gebauten Gebäudes schien besiegelt, als es 2013 wegen fehlenden Brandschutzes geschlossen wurde. Die Stadt nahm sich aber der Restaurierung an und setzte die Halle instand. Herzstück der zentralen Rotunde ist eine Lichtkuppel, die nach Originalplänen mit brandschutztechnischen Ergänzungen gebaut wurde.

Den zweiten Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ bekommt die Stadt Darmstadt für die Sanierung des Großen Hauses Glückert. Es wurde von Joseph Maria Olbrich als Ausstellungshaus geplant, 1901 fertiggestellt und ist ein zentraler Bau der Welterbestätte Mathildenhöhe Darmstadt. Im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden der Künsterkolonie wurde es im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört und spielt bei der Vermittlung des Welterbes eine große Rolle. Schutz und Erhalt der Originalsubstanz waren deshalb bei der Instandsetzung besonders wichtig.

Den ersten Preis in der Kategorie „Privates Bauen“ teilen sich zwei Projekte: Achim Kramb bekommt ihn für die Renovierung des ehemaligen Gasthofes Goldener Löwe in Limburg. Seit dem Abschluss der Arbeiten wird das Gebäude wie schon vor 170 Jahren wieder als Gaststätte mit Ferienwohnungen genutzt. Der Preis ist mit 6.500 Euro dotiert.

Ebenfalls den ersten Preis und 6.500 Euro erhalten Elke Klus und Lars Weuster für die Rettung des Schultheißen-Hauses in Niederbrechen (Landkreis Limburg-Weilburg). Geduldig trugen sie dicke Schichten von Tapeten, Putz und Holz ab und legten historisches Fachwerk frei, das sie in traditioneller Zimmermannstechnik mit Hölzern aus Zweitverwendung sanieren ließen.

Auch den zweiten Platz in der Kategorie „Privates Bauen“ gibt es zweimal. Sibylle Honka bekommt ein Preisgeld von 4.000 Euro für die Instandsetzung der Villa Paulustor 8 in Fulda – eine Herzensangelegenheit, denn der Erbauer war ihr Urgroßvater. Die Jury zeigte sich beeindruckt von den Recherchen der Eigentümerin zur Geschichte des Hauses und seiner bauzeitlichen Materialien.

Ebenfalls den zweiten Preis und 4.000 Euro bekommen Veronika und Jörg Brühl: Seit 2018 setzen sie den Spechthof in Hünfelden-Kirberg (Kreis Limburg-Weilburg) instand. Mit der Maßnahme gelang es ihnen, den historischen Gesamteindruck des ehemaligen Sitzes eines niederadligen Ministerialen aus dem 16. Jahrhundert wiederherzustellen.

In der Kategorie „Industriedenkmalpflege“ wird Gunter Schneider ausgezeichnet und erhält 4.000 Euro Preisgeld für die Weiter- und Umnutzung des Lokschuppens in Marburg. Das Gebäude war seit seinem Betriebsende in den 1970er Jahren verfallen. Anhand eines 3D-Modell konnte Gunther Schneider das Tragverhalten der Mauer und der maroden Dachkonstruktion nachvollziehen; eine wichtige Grundlage für die Sanierung. Heute ist der Lokschuppen ein Veranstaltungszentrum, in dem neue Bauteile mit historischer Substanz harmonieren.

„Die Bandbreite der Maßnahmen reicht von einem Fachwerkhaus in Niederbrechen als herausragendem Beispiel für die Wiederbelebung des historischen Ortskerns über den fast schon verloren geglaubten Gasthof zum Goldenen Löwen in Limburg, der nun wieder das Stadtbild ziert, bis hin zur Stadthalle in Hattersheim als einem wegweisenden Beispiel für den Umgang mit Kulturdenkmal der 1970er Jahre. Von der Qualität aller geleisteten Arbeiten haben wir uns im Rahmen einer zweitägigen Juryreise quer durch Hessen überzeugt. Alle Denkmaleigentümerinnen und -eigentümer haben mit großer Sensibilität, viel Idealismus und bewundernswertem Engagement großartige Lösungen gefunden. Grundlegend war in allen Fällen die gelungene Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben vor Ort. Gemeinsam mit der Lotto Hessen GmbH und der Hessischen Staatskanzlei wollen wir auch in Zukunft Standards für den Umgang mit unserem historischen Erbe setzen“, so Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.

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