Verwunderung über Entwicklungsplan Landesplanung: Kelsterbach soll dem Mittelzentrum "Hattersheim" zugesprochen werden

Landesplanung: Kelsterbach soll dem Mittelzentrum "Hattersheim" zugesprochen werden

Vor allem mit Erstaunen und Unverständnis reagiert man sowohl im Kreis Groß-Gerau als auch im Main-Taunus-Kreis auf die angedachten Pläne, die der "Vierten Änderung des Landesentwicklungsplans Hessen 2000" (LEP) vom 16. Dezember 2019 zu entnehmen sind. Mit dem Planentwurf werden raumordnerische Festlegungen zur landesweiten Raumstruktur und zur gesamträumlichen Entwicklung für das Land Hessen ebenso neu gefasst wie zur flächendeckenden und gebündelten Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit Gütern und Dienstleistungen sowie zu den "Zentralen Orten", sprich: Ober-, Mittel- und Grundzentren. Oberzentren zeichnen sich demnach durch die Anwesenheit von Hochschulen, Museen und Theatern aus, durch Universitätskliniken und große Bahnhöfe. Mittelzentren wie Rüsselsheim und Hattersheim verfügen über ein großes Angebot an Arbeitsplätzen, über weiterführende Schulen, Bibliotheken, Einzelhandel und Fachärzte. Und Grundzentren wie Kelsterbach und Raunheim legen schließlich ihren Fokus auf die Grundversorgung der Bevölkerung in Form von Mittelschulen, Lebensmittelmärkten und Hausärzten.

Insbesondere jene neugefasste Zuordnung zu den unterschiedlichen Zentren sorgt nun für Stirnrunzeln. Denn dem jüngsten LEP-Entwurf zufolge soll Raunheim dem Mittelzentrum "Flörsheim" zugeordnet werden - und die Stadt Kelsterbach dem Mittelzentrum "Hattersheim", was allein schon angesichts der geografischen Lage kurios erscheint.

Stellungnahmen zum LEP-Entwurf konnten bis zu zwei Wochen nach Beendigung der öffentlichen Auslegung am 12. Juni, also bis einschließlich zum 26. Juni, schriftlich oder in elektronischer Form vorgebracht werden. Und davon machte die Stadt Kelsterbach auch Gebrauch: Dort sprach sich der Ausschuss für Bauen, Planung und Umweltschutz einstimmig für einen Verbleib beim Mittelzentrum "Rüsselsheim" aus; ebenso befürwortet man, dass auch Raunheim weiterhin dort zugeordnet bleiben soll.

"Zu Hattersheim besteht nur keine wie auch immer begründbare Verbindung aus Geschichte und Gegenwart, Hattersheim gehört zum Main-Taunus-Kreis. Kelsterbach ist Teil des Kreises Groß-Gerau. Der Main ist Trennlinie. Eine Verkehrsverbindung nach Hattersheim über den Öffentlichen Nahverkehr ist sehr schlecht", heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung der Stadt Kelsterbach. Das Mittelzentrum "Rüsselsheim" sei hingegen entlang der Mainlinie mit der S-Bahn direkt zu erreichen, die Verbindungen seien zahlreich und vielfältig. Zudem betreibt die Stadt Kelsterbach seit einigen Jahren unter dem Namen "Drei Gewinnt" eine enge Kooperation mit Rüsselsheim und Raunheim, auf vielen Ebenen findet dort eine interkommunale Zusammenarbeit statt.

"Und ums Geld geht es dabei schließlich auch", heißt es in der Pressemitteilung weiter. "Über den Kommunalen Finanzausgleich des Landes Hessen (KFA) sollen die Mittelzentren gestärkt werden. So erhielte Hattersheim bei einer Zuordnung Kelsterbachs zusätzliches Geld." Der klare Wunsch der Stadt Kelsterbach sei aus all diesen Gründen der Verbleib beim Mittelzentrum "Rüsselsheim".

Seitens der Stadt Kelsterbach stellt man zudem kritisch fest, dass die letzte Auflage des LEP bereits 20 Jahre alt ist. Der LEP sei das "wichtigste Element der Landesplanung", entspreche aber in der Fassung aus dem Jahre 2000 nicht mehr der heutigen Situation.

Hattersheim unterstützt Stellungnahme

Die Stadt Hattersheim am Main schließt sich der Kelsterbacher Argumentation an. „Wir haben den Vorschlag in der 4. Änderung des Landesentwicklungsplans, Kelsterbach dem Mittelzentrum Hattersheim zuzuschlagen, auch mit Verwunderung zur Kenntnis genommen. Die Begründung in der Stellungnahme der Stadt Kelsterbach ist nachvollziehbar und wir stimmen darin überein. Der Main als natürliche Barriere und die fehlende Verkehrsverbindung über den Fluss würden eine dauerhafte Kooperation erschweren“, stellt Bürgermeister Klaus Schindling in einer Stellungnahme klar.

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