Zuschauerrekord bei "Cabaret à la surprise"

An die 300 Gäste amüsierten sich köstlich am vergangenen Freitagabend im Alten Posthof

"Bürgermeister Klausi" (so der spontan aus der Taufe gehobene, neue Künstlername des Rathauschefs) erntete tosenden Applaus allein für sein freudiges Erscheinen auf der Bühne.

Höchst zufrieden zeigte sich Daniel Neumann vom Hattersheimer KulturForum bereits kurz vor Beginn der jüngsten Open-Air-Auflage der beliebten Veranstaltungsreihe "Cabaret à la surprise" am Freitagabend. Denn frühzeitig konnte dieser einen satten Zuschauerrekord vermelden: Etwa 300 Zuschauerinnen und Zuschauer pilgerten an diesem Abend in den Alten Posthof - eine tolle Entwicklung für ein mittlerweile schon traditionelles Event, das ursprünglich vor einem Bruchteil dieses Publikums im Posthofkeller seinen Anfang nahm.

Die Zwänge der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie zwangen die Veranstalter dann, die Überraschungsshow an die frische Luft zu legen - natürlich zunächst mit streng begrenzter Zuschauerzahl. Doch die Maßnahmen gegen die Ausbreitung von COVID-19 sind mittlerweile längst passé, und Kulturveranstaltungen aller Art erfreuen sich wieder wachsendem Interesse, was sich nun auch hier endgültig niederschlägt.

Auch in diesem Jahr bietet das KulturForum Hattersheim von Juni bis August wieder drei "Cabaret à la surprise goes Open-Air"-Abende an, und die zweite Sommerauflage fand nun am vergangenen Freitag statt. Jeder Surprise-Abend bietet seinen Gästen stets drei künstlerische Darbietungen aus den Bereichen Comedy und Kabarett - und wer jeweils auftritt, wird vorher nicht verraten. Und eigentlich waren auch diesmal wieder vier Stand-Up-Comedians im Einsatz, denn der regelmäßige Moderator Jonas Greiner glänzte auch diesmal nicht bloß mit nüchternen Ansagen. Nein: Der Thüringer Kabarettist feuerte natürlich auch diverse Gag-Salven ab und verstand es hervorragend, das Publikum miteinzubeziehen.

So bot Greiner ganz generös an, einem Freiwilligen aus dem Publikum für einen kurzen Moment die Bühne zu überlassen - ohne dafür eine tatsächliche (amateur-)künstlerische Gegenleistung zu erwarten. Ganz im Gegenteil: Die bloße Bühnenpräsenz sollte von den Zuschauerinnen und Zuschauern mit Begeisterungsstürmen belohnt werden, so dass derjenige möglichst Geschmack an Bühnenauftritten findet.

Leider traute sich zunächst niemand, auf dieses großzügigen Angebot einzugehen. Aber nachdem er von Jonas Greiner direkt angesprochen wurde, ließ sich Bürgermeister Klaus Schindling nicht zweimal bitten und holte sich das kostenlose Applausbad triumphal ab. Greiner äußerte noch die Hoffnung, dass Schindling clever genug war sich dabei filmen zu lassen und die Szenen als glorreiche Liveaufnahme seines nächsten Wahlkampfauftritts zu verkaufen.

"Hey DJ! Spiel' mal Kamisi!"

Den Anfang als erster Überraschungsgast machte zunächst der Leipziger Thomas Nicolai, der mit Wortwitz und Dialekthumor brillierte. Das kommt nicht von ungefähr: Vor Nicolai ist keine Mundart sicher, was sich schon im Namen seines aktuellen Programms "Kamisi" widerspiegelt - ein Nicolai zufolge beliebter Wunsch in Richtung DDR-Discjockeys in den Achtzigern, der sich auf den Ohrwurm und Charterfolg "Words (don't come easy)" des französischen Sängers F. R. David bezog.

Auch sein weiteres berufliches Standbein als Synchronsprecher schlachtet Nicolai gerne komödiantisch aus, wie beispielsweise in Form einer gespielten Reportage über Winzer aus aller Herren Länder, in der unter anderem fiktive Interviewpartner aus Frankreich, China und Sachsen zu Wort kommen.

Und selbst dort endet das Sprachtalent von Thomas Nicolai noch lange nicht: Erst im April wurde bereits der zweite Asterix-Band veröffentlicht, der von ihm ins Sächsische übersetzt worden ist: "Hühm wie drühm" (Originaltitel: "Der große Graben").

Kunstgeschichte als komödiantische Steilvorlage

Als nächstes betrat Jakob Schwerdtfeger die Bühne. Der gebürtige Hannoveraner lebt und arbeitet heute in Frankfurt und hatte einen dementsprechend kurzen Anfahrtsweg. In Frankfurt studierte Schwerdtfeger auch Kunstgeschichte - allein die Wahl seines Studienfachs ist eine nie versiegende Quelle für Gags und Anekdoten. Doch seine akademische Laufbahn zahlte sich in mehrfacher Hinsicht aus für ihn: Wie auch in seinen Podcasts "Künstlerisch wertvoll" und "Kunstsnack" widmet sich Schwerdtfeger in seinem Stand-Up-Programm ausführlich der Kunstgeschichte, und das nicht immer nur komödiantisch. Sonst hätte er kaum sowohl Erfolge bei Poetry Slams und Kabarettwettbewerben vorzuweisen als auch den Grimme Online Award für sein Digitorial „Monet und die Geburt des Impressionismus“.

Humor als Antrieb für das Leben

Den Abschluss bildete schließlich mit Dave Davis ein alter Bekannter in Hattersheim. Davis war bereits vor zwei Jahren mit seinem Soloprogramm „Ruhig, Brauner! – Demokratie ist nichts für Lappen“ im Okrifteler Haus der Vereine in Okriftel zu Gast.

Seit dem vergangenen Jahr ist er mit seinem brandneuen Bühnenprogramm „Life is live!“ unterwegs, und auch das Hattersheimer Publikum nahm der 51-jährige Kölner mit auf eine wilde und kurzweilige Reise in die faszinierende Welt des Projekts „Leben“ - ein nach seiner eigenen Aussage "herausforderndes Werkstück, das jeder mit Humor als treibende Kraft in ein einmaliges Meisterstück verwandeln kann."

Mit seinen witzigen Geschichten aus dem wahren Leben und vor Spielfreude nur so übersprühenden Liedern vermittelte Davis positive Sichtweisen auf das eigene Dasein und entließ die hochzufriedenen Zuschauerinnen und Zuschauer schließlich mit einem Lächeln auf den Lippen in den weiteren Freitagabend.

Die dritte und letzte Ausgabe von "Cabaret à la surprise goes Open-Air" in diesem Sommer findet am Freitag, 16. August 2024, um 20 Uhr statt, natürlich wieder im Innenhof des Alten Posthofes.

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