Die von der großen Mehrheit aus Eltern und Kindern hoch geschätzte Einrichtung Schulkinderhaus Hattersheim muss in die Trägerschaft des Main-Taunus-Kreises übergehen. Der Elternbeirat des Schulkinderhauses hat dazu am 13. März zu einem Elternabend eingeladen, um über die Planungen zu informieren. Der zuständige Kreisbeigeordnete Axel Fink sollte die Überlegungen seitens des Kreises erläutern.
Fest steht: Ab dem 1. August 2026 müssen sich die Eltern der Kinder, die zurzeit und auch künftig das Schulkinderhaus besuchen, auf eine Absenkung der Qualitätsstandards in der Betreuung und pädagogischen Begleitung der Kinder einstellen. Das wird konkrete Folgen für alle Beteiligten haben und ist politisch gewollt.
Zwar verspricht der Kreis, alle Mitarbeitenden zu übernehmen. Allerdings muss die Stadt Hattersheim ab dem 1. August 2026 die Differenz zahlen zwischen den bisherigen Gehältern der Fachkräfte und dem, was der Kreis bereit ist zu zahlen. Im Klartext bedeutet das: Der Kreis plant für die zukünftige Betreuung keine weiteren Fachkräfte einzustellen, sondern die Betreuung über weniger qualifizierte Personen abzudecken. Die Argumentation Herrn Finks, es gebe keine Fachkräfte, verfängt nicht, da nicht mal Anreize für Fachkräfte geschaffen werden, sich über den Kreis anstellen zu lassen.
Die mittelfristigen, vielleicht auch schon kurzfristigen Folgen für das Schulkinderhaus sind gravierend: Mit dem Verlust ausgebildeter Fachkräfte ist zu rechnen. Die Hattersheimer Stadtverwaltung zumindest hält den noch bei der Stadt Angestellten die Tür offen, in städtischen Kindertagesstätten weiterhin bei der Stadt beschäftigt zu bleiben. Denn hier werden Fachkräfte weiterhin händeringend gesucht. Die Schulkinder sollen nach Planung des Kreises zukünftig von unqualifiziertem weniger kostenintensiven Personal betreut werden.
Seitens des Kreises verweist man auf vermeintlich positive Beispiele aus anderen übernommenen Horteinrichtungen. Die Eltern in anderen Kommunen seien schließlich anspruchsvoll, wird argumentiert. Ja, und vielleicht sind die Hattersheimer Eltern auch anspruchsvoll. Anspruch bemisst sich meist an dem, was man hat. Die Anspruchshaltung der Hattersheimer Eltern ist also sehr hoch.
Davon abgesehen existiert keine objektive, kriteriengestützte Evaluation der Zufriedenheit der Betroffenen. Statt belastbarer Daten beruft man sich seitens des Kreises auf persönliche Erfahrungswerte. Eine systematische Befragung scheint nicht gewünscht zu sein. Zudem wird die Bildung von Elternbeiräten seitens des Kreises sogar verwehrt. Diese Aufgabe sollten zukünftig die Schulelternbeiräte mit übernehmen.
Etwas irritierend war, dass man seitens des Kreises sogar schon Lehrkräfte für die Nachmittagsbetreuung einplant, obwohl man gar nicht deren Dienstherr ist. Außerdem fehlen bereits jetzt genügend Lehrkräfte an den Schulen, um den regulären Unterricht sicherzustellen
Bislang gibt es seitens des Kreises keine konkreten Überlegungen für die zukünftige Betreuung der Schulkinder ab dem 1. August 2026. Klar ist nur, dass gespart werden soll – und zwar auf dem Rücken der Kinder. Wer diese Entscheidung politisch zu verantworten hat, muss sich die Konsequenzen bewusst machen.
Ab dem kommenden Schuljahr wolle man in die Planungen für die neue Betreuungseinrichtung einsteigen. Doch dann wird für Widerspruch und konstruktive Kritik kaum noch Raum sein. Man kann nur hoffen, dass den Kindern viele Fachkräfte erhalten bleiben, man diese in die Planungen mit einbezieht und auch den Eltern eine Stimme gibt. Man könnte auch hoffen, dass die Stadt Hattersheim die Verwaltungsvereinbarung mit dem Kreis einfach nicht unterschreibt.