Leserbrief

Zu "Geplante Streckenführung für Radschnellweg FRM3 wird begrüßt", Hattersheimer Stadtanzeiger Nr. 16 vom 20. April 2023

Als ich am Ende des Artikels zur Sanierung der Sindlinger Straße las "...dass die Verkehrszählung zu Beginn der Maßnahme keine Radfahrenden erfasst hatte" musste ich mich erstmal vergewissern, dass der 1. April doch schon vorbei war! Über diese Straße bin ich über 25 Jahre lang ganzjährig und bei jedem Wetter mit dem Rad zum Industriepark gependelt - und war keineswegs der Einzige. Die Anzahl der Radler zwischen Okriftel und Sindlingen hat im Gegenteil stetig zugenommen, und jeder, der aktuell diese Strecke befährt, kann das bestätigen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Zählung wohl zwischen Mitternacht und 4 Uhr morgens erfolgt sein muss.

Der Hinweis des Magistrats, dass sich ja südlich der Sindlinger Straße eine Radverkehrsverbindung befinde, die „in Grünanlagen eingebettet und viel sicherer“ sei, kann nur als Verhöhnung der Radpendler aufgefasst werden: Der Zustand dieser Trasse Richtung Sindlingen (Burgleweg bzw. R3/Eurovelo 4/D-Route 5) auf Hattersheimer Gemarkung ist auf dem nebenstehenden Foto zu sehen. Ab der Gemarkungsgrenze Frankfurt geht es dann asphaltiert weiter bis Offenbach und darüber hinaus! Die Ertüchtigung der Rad-/Fußverbindung von der Kreuzung am „Dalles“ über die Isenburgstraße, Am Wäldchen, die Schwarzbachbrücke am Hochhaus und den Burgleweg durchgehend mit befestigter und komfortabel ganzjährig befahrbarer Decke und in kinder- und seniorengerechter innerstädtischer Verkehrsführung ist schon lange überfällig. Dies würde m. E. auch den Verzicht auf getrennte Radwege in der Sindlinger Straße verschmerzbar machen. Die Entfernung einiger weniger Wurzelwellen, wie in 2022 erfolgt, reicht einfach nicht aus - nicht ohne Grund ist Hattersheim beim aktuellen Fahrrad-Klimatest des ADFC im dritten Jahr in Folge weiter abgesackt und belegt Platz 33 von 42 teilnehmenden hessischen Städten mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern.

Sehr zu begrüßen ist dagegen, dass auf der Sindlinger Straße zukünftig Tempo 30 gelten soll. Dies würde die Sicherheit für die schwächeren Verkehrsteilnehmer dort deutlich erhöhen - sofern es wirklich umgesetzt und auch durchgesetzt wird. Hessen Mobil versucht üblicherweise hartnäckig, solche Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Landesstraßen zu verhindern.

Irreführend ist m. E. aber die Rechnung, die bei den Straßen- und Gehwegbreiten aufgemacht wird: Die Straßenbreite beträgt überwiegend fast zehn Meter, davon sind derzeit fast sieben Meter Fahrbahn. Die vom Magistrat genannte engste Abmessung von 8,15 Metern tritt nur stellenweise auf. Es gibt somit keine Notwendigkeit, die Gehwegbreite auf das absolute Mindestmaß von 1,5 Metern zu beschränken, wie es offenbar geplant ist - die „Empfehlungen für Fußverkehrsanlagen” (EFA) fordern eine Breite von mindestens 2,5 Metern! Und die sind hier auch dringend notwendig, z. B. für Kinder unter acht Jahren, die laut StVO auf dem Gehweg fahren müssen und für Senior:innen mit Gehhilfe, zumal sehr häufig auch noch Mülltonnen dort aufgestellt werden. An den Engstellen müssen dann eben einige der (offenbar heiligen) Parkplätze entfallen.

Ich finde, bei uns in Okriftel, Eddersheim und Hattersheim sollten die Straßen für alle da sein, ohne einseitige Bevorzugung des motorisierten Verkehrs. Die Verkehrswende muss endlich beginnen - zu unser aller Wohl!

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