Leserbrief Zu „Neue Fuß- und Radwege“

Aus Hattersheimer Stadtanzeiger Nr. 4 vom 23. Januar

Der Mainradwegs R3 endet an der Grenze zur städtischen Mainuferanlage als Sackgasse.

Laut Pressemitteilung der Stadt Hattersheim "Neue Fuß- und Radwege sorgen für mehr Freizeitqualität und Verkehrssicherheit" (der Stadtanzeiger berichtete in seiner Ausgabe vom 23. Januar) wird verkündet, dass entlang der Voltastraße der "schmale Bürgersteig zu einem breiten kombinierten Fuß- und Radweg ausgebaut" und damit "ein Lückenschluss im städtischen Radwegenetz umgesetzt worden" sei. Darüber prangt das Bild des Verkehrszeichens 240 "Gemeinsamer Geh- und Radweg". Was für ein Etikettenschwindel!

Fakt ist, dass dieser Weg auf der gesamten Strecke von der Untertorstraße bis zur Einmündung des Graspfades nur in einer Richtung (und zwar zum Bahnhof) für den Radverkehr freigegeben ist, und auch dies nur als Gehweg mit dem Zusatzschild "Radfahrer frei". Von einem "gemeinsamen Geh- und Radweg", wie es das abgebildete Verkehrszeichens 240 suggeriert, kann keine Rede sein. Die Radler:innen sind hier nur "zu Gast" - entsprechend ist eine Fortbewegung nur im Schritttempo angebracht, wenn Fußgänger:innen zugegen sind. Wer mit radgerechter Geschwindigkeit vorankommen möchte (ja, das Rad ist nicht nur Freizeitgerät, sondern auch Verkehrsmittel), wird also lieber auf der Fahrbahn fahren - eine Benutzungspflicht des Gehweges besteht ja nicht.

Radfahrer in Richtung Voltastraßenbrücke/Heinrich-Böll-Schule dürfen den Weg hingegen überhaupt nicht benutzen und müssen sogar bis zur Einmündung des Graspfades auf der Fahrbahn fahren, wenn sie kein Bußgeld riskieren wollen - so sieht also ein "Lückenschluss im städtischen Radwegenetz" à la Hattersheim aus…

Für den Verzicht auf die Freigabe des Weges in beiden Fahrtrichtungen gibt es übrigens durchaus gute Gründe: Es ist erwiesen, dass Radfahrende in Gegenrichtung, also bei straßenbegleitenden Wegen auf der linken Seite der Straße, einem vielfach höheren Unfallrisiko ausgesetzt sind, als die, die auf rechten Radwegen oder auf der Fahrbahn unterwegs sind. Außerdem hat der Fußweg an der Einmündung der Straße "An der Taunuseisenbahn", wo ca. 35 m Kreuzungsraum überquert werden müssen, keine entsprechenden Hilfen für den Fuß- und Radverkehr. Hier fühle selbst ich, als relativ hart gesottener Vielradler, mich zwischen den abbiegenden Autos unsicher - trotz der Geschwindigkeitsbegrenzung der Voltastraße auf 30 km/h an dieser Stelle.

Für radelnde Kinder und Menschen mit Einschränkungen, die nicht auf der Fahrbahn fahren wollen, ist also mit dem so hochgelobten neuen Zustand an der Voltastraße in der einen Fahrtrichtung nur wenig, in der anderen gar nichts gewonnen.

Weiteres Thema der Pressemitteilung ist die Ankündigung "Die Wegeführung des Mainradwegs R3 wird im kommenden Jahr in Höhe der ehemaligen Cellulosefabrik Phrix entlang des Mainufers in Okriftel verlaufen." Tatsächlich wäre dieser Weg grundsätzlich bereits seit mindestens einem Jahr für Radler nutzbar gewesen - wenn er nicht an der Grenze zur städtischen Mainuferanlage als Sackgasse enden würde (Bild 3). Die Qualität des Weges ist derzeit zwar nicht gut (Bild 4), er ist aber mit nicht zu schmalen Reifen und bei nicht zu nassem Wetter durchaus befahrbar - so wie es bei vielen anderen Hattersheimer "Rad-"Wegen ja auch der Fall ist. Dafür führt der Weg geradezu durch ein "Mainuferidyll".

Bei dem Radwanderweg, der hier einmal entlanggeführt werden soll, handelt es sich übrigens nicht nur um den hessischen Radfernweg R3, sondern auch um die D-Route 5 ("Saar-Mosel-Rhein", von Saarbrücken bis zur tschechischen Grenze) und die Euro-Velo 4 ("Mitteleuropa-Route", die von der Bretagne bis nach Kiew verläuft)! Ich bin gespannt, wann dieser Weg für unsere radelnden Gäste aus nah und fern freigegeben wird.

Thomas Thiemeier, Okriftel

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