Leserbrief Vollendete Fakten

Am Keltenkreisel soll ein weiteres Rechenzentrum hinzukommen, und durch optimale Sichtbarkeit ist somit für gute Werbung gleich mitgesorgt – doch war das nicht einmal ganz anders geplant? Habe ich das nicht ganz anders in Erinnerung?

In einem Artikel vom 15. November 2018, erschienen im Höchster Kreisblatt, wurde ich fündig: „Wir werden Bauhaus nicht verwirklichen. Keine Strahlkraft für die Innenstadt, oder, welcher Handwerker geht nach dem Baumarkt noch in ein Miederwarengeschäft in die Stadtmitte?“ Zu groß sei ein Baumarkt, so der zukünftige Bürgermeister, lieber würde er kleinere Firmen auf dem Areal hinter dem Friedhof unterbringen als einen Mega-Baumarkt.

Mehrfach hatte sich 2018 der damals frisch gewählte Bürgermeister Klaus Schindling (CDU) im Wahlkampf erklärt und an diese Worte möchte er sich auch messen lassen.

Sicherlich war das ein kluger Einwand, bevorzugt kleine Firmen an Stelle eines riesigen Baumarktes anzusiedeln, doch nun kommt es ganz anders: jetzt sollen am gleichen Standort zwei riesige Rechenzentren entstehen - größer als der damals geplante Baumarkt - womit wohl die schönste Stadteinfahrt von Hattersheim völlig verschandelt wird.

Das aktuelle Gewerbegebiet an der Heddingheimer Straße soll Wohnungen weichen – und sicherlich keinen Sozialwohnungen. Mittelständige Handwerksbetriebe suchen händeringend weiter nach Grundstücken in der Stadt. Der Gewerbehof im Südring war ein gutes Beispiel dafür, wie man es richtig hätte machen können, aber auch dort gibt es keinen Platz mehr für innovative Betriebe, die junge Menschen ausbilden und für ein ausgewogenes Stadtleben sorgen. Hätte man dieses Konzept nicht auch in der Heddingheimer Straße fortsetzen können?

Und so befürchte ich, dass die klugen Analysen von vor einigen Jahren nun einer Fehleinschätzung weichen müssen. Bestärkt wird mein Eindruck, wenn ich mir das Interview vom 17. März 2021 von Bürgermeister Klaus Schindling mit Datacenter Insider in Erinnerung rufe. Dort sagt er: „Dem Charme eines globalen Datencenter-Betriebes sind wir erlegen.“

Hoffentlich nicht hoffnungslos.

Wolfgang Jakobi, Hattersheim

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