Mai den Historischen Verein Rhein-Main-Taunus zu Gast. Unter Führung der Vorstandsmitglieder des Geschichtsvereins, Stadtarchivar Karl Heinz Müller und dem Amtsleiter Hans Fitzau, wurde ein Rundgang durch den alten Ortskern, das Sanierungsgebiet von Hattersheim unternommen. Start war die Stadthalle. Dort erfuhren die Exkursionsteilnehmer wissenswertes über die Hattersheimer Mühlen und die dazugehörigen Wasserläufe. Weiter ging es zum Sanierungsgebiet „Am Markt“, wo Fitzau über bereits bestehende und geplante Projekte referierte. In der Erbsengasse ermöglichte Müller den Gästen einen Einblick in das bäuerliche Anwesen Hoss. Dort konnte noch echte Landluft geschnuppert und neben reichhaltigen landwirtschaftlichen Gerätschaften auch der Schweine- und Pferdestall besichtigt werden. An der alten Eiche vorbei ging es zur Altmünstermühle, von den Hattersheimern auch Webermühle genannt. Im Innenhof erläuterte Fitzau die geplanten Umbaumaßnahmen und erklärte, dass die Stadt beabsichtige, dort u. a. ein Seniorencafe einzurichten. Zwar solle der hässliche Nutzbau an der Südseite abgerissen werden, um jedoch den Charakter des Innenhofs zu erhalten, würde diese Seite wieder geschlossen und mit einem Tor versehen.
Die Vorsitzenden des Historischen Vereins, Josef Anna (Bürgermeister a.D.) und Dr. Ernst Schütz, waren von der alten Pflasterung des Innenhofs begeistert und regten an, das Pflaster dort zu belassen. Fitzau sicherte zu, dass die Steine auf keinen Fall in den Müll wanderten, sondern im Planungskonzept berücksichtigt sind. Weiter führte der Weg zum Gasthaus „Zum Engel“. Hier erfuhren die Besucher etwas zur Geschichte der Hattersheimer Gasthöfe. Vor der katholischen Kirche St. Martinus erzählte Müller, dass diese ihr heutiges Aussehen durch den Umbau 1913 bis 1915 erhielt. Auch der tragische Unfall beim Einsetzen der Steinrosette 1913 blieb nicht unerwähnt. Nach einem Aufenthalt in der Kirche begab man sich zu einem Gedankenaustausch in den Hessensaal des Posthofs. Bei Äppelwein und Brezeln wurde von Josef Anna auf die Schwierigkeiten einer Ortssanierung im Allgemeinen eingegangen. Auch das vom Magistrat der Stadt Hattersheim herausgegebene Buch „Hattersheim, Eddersheim, Okriftel - Geschichte in Bildern“ wurde vorgestellt und in erfreulicher Anzahl verkauft. Mit einer originellen Überraschung wartete der über die Grenzen Weilbachs bekannte Willi Hochheimer auf. Er überreichte der Vorsitzenden des Geschichtsvereins, Christl Hütten, einen dreihenkligen Tonkrug. Zwischen den drei Henkeln sind die Wappen der Hattersheimer Stadtteile angebracht. Schütz bedankte sich bei Hütten für die Einladung und bei Müller und Fitzau für die gelungene Führung. Es war die 114. Veranstaltung des Historischen Vereins und die vierte in Hattersheim. Abschließend sei noch zu erwähnen, dass für November eine ähnliche Führung in Eddersheim terminiert ist. Okriftel soll dann im neuen Jahr folgen.
Anlässlich des Besuches des Historischen Vereins Rhein-Main beim Hattersheimer Geschichtsverein überreichte der über die Grenzen Weilbachs hinaus bekannte Willi Hochheimer der Vorsitzenden des Geschichtsvereins, Christl Hütten, diesen dreihenkligen Krug.
Vor 40 Jahren
Freitag, 28. Mai 1971
Wäldchestag Okriftel gut vorbereitet
Der Okrifteler Wäldchestag, seit über zehn Jahren beliebter Treffpunkt für Besucher aus nah und fern, verspricht aufgrund der Vorbereitungen auch in diesem Jahr wieder zu einem Erfolg für Veranstalter und Besucher zu werden. Der Vereinsring unter Leitung von Bernd Caspari hat keine Mühen gescheut, um den Wäldchestag gleich seinen Vorgängern wieder zu einem echten Volksfest zu gestalten. So findet Pfingstmontag auf dem Festplatz im Wäldchen von 10 bis 12.30 Uhr ein musikalischer Frühschoppen statt, den eine Blaskapelle, der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Okriftel, der Fanfarenzug 1967 sowie weitere Ortsvereine gestalten werden.
DRK-Ausstellung zum Wäldchestag
In Verbindung mit dem Wäldchesfest veranstaltet das DRK Okriftel am Pfingstmontag von 9 bis 20 Uhr eine Ausstellung, bei der ein schneller Einsatzzug, bestehend aus vier Fahrzeugen, sowie eine Wasserfilteranlage vorgeführt werden. Fünf Zelte sind ebenso aufgebaut wie eine Bilderausstellung von Übungen und Einsätzen der Ortsvereinigung. Ein Krankenwagen und der übungsmäßige Einsatz von Funksprechgeräten sind ebenfalls vorgesehen. Eine Feldküche zur Verpflegung der Einsatzkräfte (80 Personen mit Jugendrotkreuz) wird außerdem in Betrieb sein. Als weitere Attraktion ist vorgesehen, dass Jugendleiter Heinrich Zahrt mit seinen Jungens ein Fußballspiel gegen eine befreundete Jugendrotkreuz-Mannschaft austrägt. Übrigens: Das Sanitätszelt wird, wie jedes Jahr, von Samstag bis Dienstag auf dem Festplatz aufgebaut und im Schichtdienst besetzt sein.
Wäldchesschießen für jedermann
Über Pfingsten und während des Wäldchestages wird der Schützenverein Okriftel in der Radfahrerhalle wiederum ein Wäldchesschießen für jedermann durchführen. Sonntag, Montag und Dienstag, jeweils ab acht Uhr, kann jeder Bürger probieren, ob er vielleicht ein „Meisterschütze“ ist oder werden kann. Außerdem stehen für die Sieger wertvolle Sachpreise bereit. So wird: der beste Schütze einen Satz Autoreifen, der zweite eine Kiste Wein und der dritte Sieger einen Gartengrill erhalten. Weitere 25 Sachpreise erhalten die nächstplatzierten Schützen. Samstagabend nimmt der Schützenverein 1905 im Gasthaus „Zum Taunus“ außerdem die Preisverteilung vom diesjährigen Vereinsschießen vor.
Dienstag, 1. Juni 1971
Auswirkungen der Wechselkursfreigabe
Auf den Bundesdeutschen, auch auf den Sparer, wirkt sich die Freigabe des Wechselkurses der D-Mark zum US-Dollar in der Regel nicht aus. Diese währungspolitische Maßnahme ist vielmehr getroffen worden, um den Dollarzustrom in die Bundesrepublik zu bremsen, durch den die Kaufkraftentwertung der D-Mark noch beschleunigt worden ist. Insofern ist sie sehr begrüßenswert. Die Freigabe der Wechselkurse bedeutet, dass sich das Umtausch-Verhältnis von D-Mark in US-Dollar, und natürlich umgekehrt, in stärkerem als üblichem Maße verändern kann. Nach internationalen Vereinbarungen soll der Wechselkurs einer Währung um nicht mehr als ein Prozent nach oben wie unten von ihrem festgesetzten Wert abweichen. Dieser festgesetzte Wert oder die Parität zwischen D-Mark und Dollar bedeutete, dass ein US-Dollar gleich 3,66 DM war. Sobald sich dieser Wert auf rund 3,63 DM ermäßigte oder auf rund 3,69 DM erhöhte, musste die Deutsche Bundesbank durch Einsatz entsprechender Mittel einen größeren Ausschlag verhindern (Stützungsmaßnahmen).
Zwischen 3,63 und 3,69 DM lag also die sogenannte Bandbreite des US-Dollar, von der im Zusammenhang mit der Wechselkursfreigabe so viel die Rede war. Diese Maßnahme stellt nun die Deutsche Bundesbank von der Verpflichtung zum Eingreifen frei. Also kann der Wert des US-Dollar zur D-Mark praktisch beliebig pendeln. Die anderen Währungen haben, bis auf den niederländischen Gulden, ihre Bandbreite oder die Spanne der möglichen Wertveränderungen zum US-Dollar beibehalten. Das bedeutet für den Besitzer von D-Mark bei einer Ermäßigung des Dollarpreises eine Verminderung des Preises für die anderen Währungen. Bemerkbar macht sich diese Tatsache bei Auslandsreisen oder bei Direktbestellungen von Waren im Ausland. Solange die D-Mark durch den Abfall des Dollarkurses im Wert steigt, bekommt man für die D-Mark mehr Auslandsgeld. So verbilligt sich um diesen Prozentsatz der Urlaub wie der Einkauf im Ausland. Ausgenommen davon sind die Schweiz und Österreich, denn beide Länder haben ihre Währungen aufgewertet. Dort herrscht also solange eine gewisse Verteuerung für Besitzer von D-Mark, bis der Wert des US-Dollar in Höhe des Aufwertungssatzes gesunken ist. Das wäre im Falle Österreich 5,05 Prozent, im Falle der Schweiz sogar 7 Prozent. Fachleute sind der Ansicht, dass sich bis zu diesem Prozentsatz der Wert des US-Dollar gegenüber der D-Mark kaum verändern dürfte.
Vor 50 Jahren
Freitag, 26. Mai 1961
Die Fremdenlegion - bewundert und gehasst
Bewundert, gefürchtet und gehasst, gelobt und mit bitteren Vorwürfen überschüttet, oft erwähnt, doch nur selten verstanden, alles das ist die französische Fremdenlegion. Für den, der sich ihr verschreibt, wird sie die Heimat. Er ist dann nicht mehr Franzose, Deutscher, Schweizer, Holländer oder sonst was, sondern nur noch Legionär, auch wenn er es sich anders überlegen sollte. Es gibt in der ganzen Welt keine bunter zusammengewürfelte Truppe, aber auch keine, bei der das Wort Disziplin größer geschrieben wird, bei der die Strafen für Verstöße gegen Befehle und die Ordnung härter sind. Die Legion hat blutige Schlachten für Frankreich geschlagen, großartige Siege erfochten und in der letzten Zeit immer mehr Niederlagen einstecken müssen. Die meisten Legionäre sterben jung, und das gleiche gilt für die Legion selber. Sie geht aller Voraussicht nach in ihr letztes Lebensjahr. Indochina ist längst verloren, der größte Teil der französischen Besitzungen in Afrika sind souveräne Staaten geworden, und in Algerien zeichnet sich der Tag ab, an dem die Nationalisten die Regierungsgewalt übernehmen werden. Für die Fremdenlegion ist bald kein Platz mehr.
Begonnen hat die Geschichte der Fremdenlegion vor 130 Jahren - ironischerweise ebenfalls in Algerien, dort, wo sie voraussichtlich enden wird. Es war das Jahr, da Frankreich in Algerien Fuß fasste, um den Piraten, die sich an der algerischen Küste angesiedelt hatten, das Handwerk zu legen. Damals wurde eine Truppe von Freiwilligen aufgestellt, die bei dieser Aufgabe helfen sollten. Von Anfang an hat die Legion zum überwiegenden Teil aus Nichtfranzosen bestanden, wenngleich die Offiziere durchweg aus Frankreich stammten; von Anfang an wurden die Freiwilligen nicht nach dem gefragt, was man heute als polizeiliches Führungszeugnis bezeichnen würde. An Bewerbern fehlte es nicht, denn der Gedanke, gegen Piraten und Barbaren kämpfen zu können, befeuerte die Phantasie vieler junger Männer, vor allem derer, die Abenteuer erleben wollten.
1884 erhielt die Legion ihre noch heute gültige Verfassung. Darin kann man nachlesen, dass die Truppe die Stärke von 32.000 Mann nicht überschreiten solle. Diese Einschränkung hatte einen einleuchtenden Grund: Man wollte verhindern, dass die Legion einen zu großen Einfluss erhielt. Die Väter dieser Verfassung gingen noch weiter. Sie bestimmten, dass die Truppe nicht in Frankreich stationiert werden dürfe. So sollte möglichen Staatsstreichen der raubeinigen Landsknechte vorgebeugt werden. Auch diese Einschränkung gilt heute noch.
Wenn Frankreich dem Willen de Gaulles entsprechend den Algeriern die Selbstbestimmung, die auf einen unabhängigen Staat hinauslaufen muss, gewährt, dann schlägt die Todesstunde der Legion, denn alle ihre Einheiten sind seit einiger Zeit in Algerien stationiert. Es sei denn, Frankreichs Staatspräsident entschließt sich, das Statut der Legion zu ändern, und damit rechnet kaum jemand. Auf der anderen Seite erwirbt jeder Legionär nach Ablauf seiner fünfjährigen Dienstzeit automatisch die französische Staatsbürgerschaft. Sollte Paris die Legion auflösen, dann dürfte es auch denen, die aufgrund dieses Beschlusses die Dienstzeit nicht voll ableisten konnten, schwerlich dieses Privileg verweigern, soweit die vorzeitig Entlassenen daran interessiert sind.
In einem freien Algerien wird für ehemalige Legionäre kein Platz mehr sein, denn auf beiden Seiten hat sich zu viel Bitterkeit angesammelt. Der Krieg wurde und wird bis zum heutigen Tage von beiden Seiten so hart geführt, dass eine Aussöhnung fast aussichtslos erscheint. Etwa 60 Prozent der Legionäre sind nach einigermaßen zuverlässigen Schätzungen Deutsche, die trotz aller Warnungen der Lockung des „großen Abenteuers“ nicht widerstehen konnten, die von Champagner träumten und nachher nach Wasser dürsteten, die sich nicht selten beweisen wollten, dass sie „mehr können als an einer Werkbank stehen“, die von zu Hause wegliefen, weil es ihnen da zu langweilig war. In absehbarer Zukunft wird die Fremdenlegion nur noch eine Erinnerung sein. Was Tausende von Warnungen nicht zustande gebracht haben, wird kein Diskussionsthema mehr sein. Die Legion wird in die Geschichte eingehen als etwas, das es nicht mehr gibt.
...es stand in
der Zeitung!
Herausgesucht von Erika Kunz