Jeder hat seinen besonderen Auftritt

Bühnsche zeigt liebenswertes kleines Musical mit großem Unterhaltungswert

 

Werner Jung brillierte in der Rolle des Landsturmkommandanten und Großgrundbesitzers Sebastian Großkopp, neben ihm Brigitte Hacker als Ehefrau Lisa.?(Fotos: Schmidl)

 

 

OKRIFTEL (idl) – Zuallererst einmal ein ganz großes Lob an alle Mitwirkenden des Okrifteler „Bühnsche“. Wer fünf Mal vor ausverkauftem Haus einen rundum vergnüglichen Theaterabend beschert, der hat sich, wieder einmal, Bestnoten verdient. Wobei das Lob nicht auf die Akteure allein beschränkt werden soll. Auch die Damen und Herren an der Technik, den Gestaltern des Bühnenbildes, schlichtweg alle Beteiligten hatten und haben Großartiges geleistet.
Die Mundartposse mit Gesang aus der Feder von Alfred Becker bot alles, was man von einem liebenswerten kleinen „Musical“ erwarten durfte. Und Regisseurin Mary Gutmann hatte ihr Team in den vorangegangenen Probewochen kongenial auf das Stück eingestimmt. Dass der Autor den Darstellern die Rollen gewissermaßen auf den Leib geschneidert hatte‚ war dem Dreiakter „De Landsturm kimmt oder: Napoleon ist an allem schuld“ deutlich anzumerken. Jeder Schauspieler ging in seiner Rolle auf, verkörperte den jeweiligen Charakter glaubhaft und mit Herzblut, ob es sich nun um eine kleine oder tragende Rolle, wie bei Werner Jung handelte, der als Großgrundbesitzer, Ortsvorsteher und Landsturmkommandant Sebastian Großkopp alle Register seines schauspielerischen und vor allem komödiantischen Könnens zeigen durfte. Neben ihm glänzten Brigitte Hacker als seine Frau Linda, Frank Enders in der Rolle seines Sohns und Gutverwalters Ferdi. Aber auch Großkopps Schwester Josefine, gespielt von Anneliese Gutenberger, Tochter Amalie verkörpert von Sandra Richter, Köchin Frieda alias Christel Käck, Horst Schroff als Knecht Jaabsche, Claudia Rink als Stallmagd Trudi, Religionslehrerin a. D. Schwester Hildegard alias Petra Morrison und Gerhard Weinfurter als Feldkaplan Eusebius sowie Christine Gesang als Richtkanonierin Resi wussten zu überzeugen. Das galt nicht minder für Peter Eisenhauer als Hauptkanonier Schrumm, für Friedhelm Gutenberger als Krämer und Kanonier, für Norbert Bommersheim als Kanonier und Metzgermeister Selch, für Moritz Rink als Kanonier und Maurermeister, für Sanitäterin Johanna, gespielt von Christine Spinnehörn, für Hannelore Rummel in der Rolle von Marketenderin Kathi, für Christa Fassl am Klavier und als Musiklehrerin Elvira, für die beiden Schulmädchen Hanna und Helena, verkörpert von Anna Rink und Isa Richter, für Advokat Doktor Federfuchs alias Erhard Hamela, für Parlamentär Konrad Gerhard Weinfurter und last but not least Karl Heinz Spengler als Oberhofmarschall und Gesandter des Fürsten Obenauf zu Obenauf.
Allen hatte Autor Alfred Becker den ein oder anderen Gag ins Textbuch geschrieben, so dass wirklich jeder an den fünf Theaterabenden im Haus der Vereine seinen ganz besonderen Auftritt hatte. Die Lieder aus der Feder von Gerd Kremer fügten sich trefflich in die Handlung ein und wurden denn auch vom Publikum immer wieder mit Beifall bedacht.
Originelle Typen, originelle Texte und eine Handlung mit teils überraschenden Wendungen ließen nie Langeweile aufkommen. Dass der „Landsturm“ nicht in und um Okriftel spielte, tat der Identifikation mit Stück und Darstellern keinen Abbruch, auch wenn ehrlichkeitshalber erwähnt werden muss, dass der ein oder andere Gast sich lieber eine Geschichte aus „heimatlichen“ Gefilden gewünscht hätte. Für die weit überwiegende Mehrheit tat es aber keinen Abbruch, dass sich das Bühnsche in seiner sechsten Produktion dazu entschlossen hatte, auf originär Okrifteler Themen und Typen zu verzichten. So darf man die Mundartposse durchaus als eine Emanzipation von rein örtlichen Bezügen bezeichnen. Das Bühnsche braucht diesen Bezug schlicht und ergreifend nicht mehr, um Erfolg zu haben. Zumal viele Gäste von außerhalb mit örtlichen Anspielungen und Bezügen ohnehin nur wenig anfangen können.
Und überhaupt: Ist Okriftel denn nicht irgendwie ohnehin überall? Und ist überall nicht auch ein bisschen Okriftel?
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