„Wir benötigen den Zuschauer als zwölften Mann“

Eddersheims Aufstiegstrainer Matthias Dworschak zum Trainingsstart im Interview

EDDERSHEIM (wi) – Von nun an gilt es! Nach dem lang ersehnten und ausgiebig gefeierten Aufstieg in die Hessenliga und einer durch die Relegationsspiele verkürzten Sommerpause hat der FC Eddersheim am Samstag, den 30. Juni, die Vorbereitung auf die neue Mission „Klassenerhalt“ aufgenommen. Neben einigen neuen Gesichtern konnte sich Trainer „Adi“ Matthias Dworschak (38) über eine im Großen und Ganzen zusammengehaltene Mannschaft freuen. Jochen Winkel unterhielt sich zum Trainingsauftakt mit dem ehemaligen Bundesligaspieler über die neue Herausforderung, Neuzugänge und persönliche Ambitionen.

 

Adi, sind die Hausaufgaben gemacht?
Adi Dworschak (lacht): „Sowohl in der Schule als Lehrer wie auch beim FC Eddersheim. Endlich haben wir nach vielen vergeblichen Anläufen den Sprung in die Hessenliga, der höchsten Amateurklasse unseres Landes, gepackt. Da sind dem Vorstand um Peter Edelmann, ohne dessen finanzielles Engagement und sein Herzblut der Aufstieg nie möglich gewesen wäre, ganze Steinlawinen vom Herzen gefallen. Und natürlich auch mir, mit dem Aufstieg haben wir eigentlich erst in ein oder zwei Jahren kalkuliert. Jetzt sind wir wohl der kleinste Ort in der Hessenliga, fühlen uns daher als Außenseiter und kennen nur den Klassenerhalt als einziges Ziel. Da geht es uns nicht besser als den Mitaufsteigern. Die großen Favoriten sind für mich und meinen sportlichen Leiter Erich Rodler der FSV Fernwald, Wehen-Wiesbaden II, Vellmar und ganz klar Baunatal.“
Sie werden also nicht auf den Spuren des Nachbarn FC Eschborn wandeln, die in die Regionalliga aufgestiegen sind?
A.D.: „Na ja, Eschborn. Das hat so ein Geschmäckle, der Aufstieg des FCE wird von vielen aufgrund der finanziellen Verfehlungen und der Insolvenz mit sehr gemischten Gefühlen gesehen. An Eschborn wollen und werden wir uns nicht orientieren, obwohl nun leider ein attraktives Derby fehlt. Aber noch mal: Unser Aufstieg kam zwar unerwartet, aber nicht zu früh. Ursprünglich hatten wir einen Drei-Jahres-Plan. Wir haben ein junges Team mit 22 Jahren im Schnitt, aber auch einige Routiniers im Aufsteigerteam. Der Kader ist bereits komplett, bestenfalls kommt noch ein Spieler in den 21-Mann-Kader. Aber das müsste ein Schnäppchen sein, das uns richtig voranbringt. In Sachen Mannschaftsstärke sind wir quantitativ und auch qualitativ gut aufgestellt. Wir spielen einen schnellen Ball, aber es fehlen vielleicht noch etwas Robustheit und Erfahrung. Das geht aber fast jedem Neuling so.“
Wann beginnt die heiße Phase der Vorbereitung?
A.D.: „Am 28. Juli findet das einzige Vorbereitungsspiel auf eigenem Platz an der Staustufe statt, wir suchen noch einen ziemlich hochkarätigen Gegner. Davor stehen einige Testspiele bei Gegnern in verschiedenen Klassen, durch die Bank auswärts. Durch die Relegationsspiele war die Saison sehr lange für uns, daher starten wir erst als letztes Team aus der Hessenliga in die Testphase. Schade, aber die Regeneration war und ist sehr wichtig. Wir starten am Freitag, den 9. August gleich mit dem Heimschlager gegen Wehen in das Abenteuer. Das ist und bleibt es. Ich habe schon vergangene Saison einige Spiele in der Hessenliga beobachtet. Das wird nicht leicht. Zudem mit einem Etat von 85 000 Euro, da zählen wir mit Sicherheit nicht zu den Krösussen“.
Wer sind die „Neuen“, wer geht?
A.D.: „Sieben Neuzugänge. Der bekannteste dürfte der Wiesbadener Arslan sein, der für den Türkischen SV stolze 32 'Buden' gemacht hat. Mit Suflan El Attali haben wir einen zentralen Mittelfeldmotor aus dem Nachbarort Flörsheim gewinnen können. Übrigens Flörsheim: Durch die relativ wenige Unterstützung der Stadt Eddersheim, die einfach trotz unserer herausragenden Stellung im Main-Taunus-Kreis im Gegensatz zu sämtlichen Oberliga-Kontrahenten einfach keinen Kunstrasenplatz baut, müssen wir trainingsweise ausweichen. Da hat uns die DJK Flörsheim sehr unter die Arme gegriffen, wir trainieren oft dort. Da ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, am erstmals zur Austragung kommenden Bernd-Ludwig-Gedächtnisturnier teilzunehmen. Und dort auch in Flörsheim und Rüsselsheim Werbung für unsere Spiele zu machen. Wir hoffen auf 300 Fans pro Spiel.“
Zurück zu den Neuzugängen.
A.D.: „Es kommt noch Leo Bianco vom bisherigen Klassenrivalen VfB Unterliederbach. Eigentlich ein Heimkehrer, er hat früher in der FCE-Jugend gespielt. Julian Linke kommt aus Wiesbaden, vom SV Wehen aus der A-Jugend. Torwart Wroblenski kommt auch aus Liederbach, vom VfB. Und aus Rüsselsheim, vom Opel-Club, mit Mattheisen ein vielseitiger Mittelfeldspieler. Und mit Derewenko noch ein Außenstürmer. Verlassen werden uns nach acht Jahren Metzger und auch Pitas, die beide zu meinem Ex-Verein Germania Weilbach wechseln.“
Stichwort Weilbach, wann stand Ihr Wechsel fest?
A.D.: „Nachdem ich an der Sporthochschule in Bad Honnef letztes Jahr meinen A-Schein als Trainer gebaut habe, wollte ich nach meiner ganz wichtigen Lehrzeit bei der Germania den nächsten Schritt machen. Was danach kommt, steht erst einmal in den Sternen. Mich reizt jetzt enorm die Aufgabe in Eddersheim. Da treffe ich auch meine Ex-Bundesligakollegen Manni Binz von der Eintracht, der in Offenbach arbeitet, Ramon Berndroth, Oliver Bunzenthal in Hünfeld beim Mitaufsteiger, Lars Schmidt in Jügesheim und Matthias Jäger beim Neuling Braunfels. Das Umfeld ist bereits seit Jahren in Eddersheim auf Hessenliga-Niveau, vom Platzwart über den Betreuerstab bis zur Presseabteilung und den Vorstand. Und ich hoffe, dass Erich Rodler und meine Person mit dem gesamten Trainerstab das kleine Wunder vollbringen, am Ende in eine zweite Spielzeit in der Oberliga gehen zu können. Dazu benötigen wir unbedingt den Zuschauer als zwölften Mann.“
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