Hauptreferent Lutz Wagner begeistert Zuhörer

Fortbildung des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer der Verbandsgruppe Hessen beim Landessportbund Frankfurt

Die Lehrgangs-Teilnehmer im Einsatz.

Ganz im Zeichen von Vertretern aus Kriftel und Okriftel stand die Dezember-Fortbildung des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) der Verbandsgruppe Hessen beim Landessportbund Frankfurt.

Vorsitzender Reinhard Jung (Okriftel) hob bei seiner Referentenvorstellung den großen Respekt hervor, den Lutz Wagner (Kriftel) als ausgewiesener Regelexperte natürlich bei den Schiedsrichtern, aber auch in Kreisen der Trainer und Spieler genieße.

Der langjährige ehemalige Bundesligaschiedsrichter begann seine Ausführungen, in dem er seine Inhalte in drei Abschnitte, nämlich der 1., der 2. Halbzeit und der Verlängerung, gliederte und sich auf einen Expertendialog zwischen Schiedsrichter und Trainern freue.

Die 1. Halbzeit behandelte die Aktualität und das Changemanagement. Die Spielerdichte befinde sich im Profibereich mittlerweile auf circa 15 Prozent der Spielfläche. Hatte ein Spieler wie Günter Netzer vor 50 Jahren circa 40 Ballkontakte pro Spiel, so seien Werte über 200 heutzutage keine Seltenheit mehr. Der Spitzenwert liege aktuell mit 226 Ballkontakten beim Gladbacher Julian Weigl. Die Zweikampfhäufigkeit sei in den letzten 10 Jahren um 28 Prozent gestiegen und die Sprintgeschwindigkeit liege im Spitzenbereich bei über 36 km/h. Dies alles erfordere Veränderung und Anpassung sowohl bei Schiedsrichtern als auch Trainern.

Natürlich wollten die Trainer das ständige Streitthema „Handspiel“ nicht unerwähnt lassen. Wagner verdeutlichte, dass die Regelhüter zur aktuellen Saison die Parameter von ehemals acht auf nunmehr zwei gekürzt hätten, um die Nachvollziehbarkeit gewährleisten zu können. Um strafbares Handspiel handele es sich, wenn die Aktion mit Absicht und mit Vergrößerung der Abwehrfläche ausgeführt werde. Man müsse jedoch auch den Mut haben, falsche Entscheidungen (wie zum Beispiel den Handelfmeter für Paris im Champions League-Spiel gegen Newcastle) als solche zu benennen.

In der 2. Halbzeit ging es um Missverständnisse und Entscheidungskompetenz. Im Profibereich lägen nur 0,7 Sekunden zwischen einer Situation und dem Pfiff des Schiedsrichters. Deshalb bekamen die Trainer gelbe und rote Karten ausgehändigt, um eine Aussage blitzschnell mit Gelb (richtig) oder Rot (falsch) zu bewerten. So musste zum Beispiel die Behauptung, aus einem direkten Freistoß könne ein Eigentor (ohne Ballberührung eines zweiten Spielers) entstehen, mit Rot (also falsch) geahndet werden, weil aus einem Vorteil kein Nachteil werden könne. Der Unterschied zwischen einem guten und einem Spitzenschiedsrichter liege darin, unter einer extremen Stresssituation die schnelle und richtige Entscheidung zu treffen. Von einem Spitzentrainer erwarte er dies auch, und deshalb sei Regelkenntnis eine wichtige Voraussetzung.

Zum Abschluss ging es in die Verlängerung mit elf Metern (Ratschlägen) zum Erfolg. So lautete ein Ratschlag, keine Angst vor Fehlern zu haben, denn diese seien menschlich. Die Frage laute, wie gut man einen gemachten und erkannten Fehler verkrafte und danach agiere.

Bevor Wagner seine inhaltlich wertvollen und mitreißend vorgetragenen Themen unter großem Applaus der Zuhörer beendete, spielte er den Ball seinem nachfolgenden Referenten zu, indem er feststellte, am schwersten hätten es auch bei den Schiedsrichtern die so genannten „Hartplatzhelden“, also die Amateure.

Über deren Spielvorbereitung referierte Philipp Reich (Okriftel), selbst erfahrener Gespannsführer und Mitglied im Kreisschiedsrichterausschuss Main-Taunus.

Reich unterteilte die Amateure in Schiedsrichter mit neutralen Assistenten (ab Gruppenliga) und den so genannten „Einzelkämpfern“. Trotz fehlender Informationen im Vergleich zu den Profis könne und müsse sich der Amateur-Schiedsrichter gewissenhaft vorbereiten. Dies beginne zum Beispiel mit dem rechtzeitigen Erscheinen (mindestens 60 Minuten vor Spielbeginn), der Platzkontrolle, der Freigabe der Aufstellung, der Ausrüstungskontrolle und erweitere sich im Gespann mit der Gespannsbesprechung, bei der die Aufgabenverteilung oder die Zeichenabsprache thematisiert werden müsste. Erschwert werden diese Aufgaben dem „Einzelkämpfer“, da häufig eine Ansprechperson fehle. Reich forderte die Trainer auf, bei ihren Vereinen darauf Einfluss zu nehmen. Am Ende seines gelungenen Vortrages konnte auch er auf die ungeteilte Zustimmung seiner Zuhörer setzen.

Danach beschloss Vorsitzender Jung die Veranstaltung mit der Mitteilung, dass ab dem 1. Januar 2024 auch B-Lizenzinhaber assoziierte Mitglieder beim BDFL werden können. Interessierte Trainerkollegen sollen sich diesbezüglich bei Jung unter jung[at]bdfl[dot]de melden.

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