Weinfreundeskreis und Frankreich

Veit Emschermann stellt dem Weinfreundeskreis das Weinbaugebiet Savoyen mit seinen Weinen vor

HOCHHEIM (pm) – Es könnte ein französisches Jahr werden im Weinfreundeskreis Hochheim. Im Herbst diesen Jahres fahren die Hochheimer Weinfreunde ins Bordeaux (der Weinfreundeskreis berichtete).

 

Quasi als Einstimmung zu diesem französischen Weinjahr stellte Veit Emschermann dem Weinfreundeskreis das Weinbaugebiet Savoyen mit seiner Geschichte, Kultur und natürlich seinen Weinen vor. Als „Mann aus den eigenen Reihen“, Emschermann gehört dem Weinfreundeskreis seit vielen Jahren an, der auch schon viele Vorträge zum Thema „Weinbau in Frankreich gehalten hat, weiß er natürlich genau, was seine Hörer von ihm erwarten. Und wieder schaffte er es, den Weinfreundeskreis mit seiner Mischung aus Geschichte, Kultur, Humor und natürlich den dazugehörigen Weinen, in seinen Bann zu ziehen.
Savoyen liegt im Dreiländereck Frankreich-Italien-Schweiz, was sich nicht zuletzt in der Kultur dieser Region niedergeschlagen hat. Die Hauptstadt der Region ist Annecy, eine Stadt mit 50.000 Einwohnern. Haupteinnahmequelle ist der Tourismus, der gerne das städtebauliche Juwel bewundert, das auch schon mal Klein-Straßburg genannt wird. In keltischer Zeit bis ca. 100 v. Chr. wurde diese Region von den Allobrogern bewohnt bis die Römer diese Region eroberten und mit Gallien vereinigten. Etwa 500 n. Chr. eroberten die Franken Savoyen und gehörte ab ca. 1000 n. Ch. zum heiligen Römischen Reich. Ab 1860 war dann das Herzogtum Savoyen das Stammland der italienischen Könige.
Aber auch andere Persönlichkeiten haben in Savoyen ihre Spuren hinterlassen, so zum Beispiel der Philosoph und Aufklärer Voltaire, einer der größten Geister seiner Zeit. Als Aufklärer war er ein wichtiger Wegbereiter der französischen Revolution. In Ferney, wo er die letzten 20 Jahre seines Lebens verbrachte, erinnern noch heute zahlreiche Geschäftsbezeichnungen (Bäckerei Voltaire, Friseur Voltaire usw.) an den berühmten Bewohner.
Im Bereich der Architektur ist das wohl berühmteste Objekt die Industrieanlage von Arc-et-Senans des Stararchitekten Ledoux. Er entwarf den Idealplan einer Salzgewinnungsanlage im Kern einer Stadt, die als geschlossenes System funktionierte, das heißt, keiner der hier arbeitenden Menschen durfte die Stadt verlassen. Alle Gebäude wurden kreisförmig um das Zentrum angelegt, insgesamt wurden 23 km unterirdische Leitungen verlegt. Dies alles um möglichst effizient an das weiße Gold – Salz – zu gelangen. Heute zählt die Anlage von Arc-et-Senans zum Unesco-Weltkulturerbe.
Im Mittelpunkt standen aber auch diesmal wieder die Weine. Hier präsentierte Veit Emschermann dem Weinfreundeskreis ein großes Spektrum der Weine Savoyens und gleich zu Beginn bereitete er seine Zuhörer auf eine teilweise schwierige Probe vor. Und zu jedem präsentierten Wein wusste Emschermann neben Rebsorte, Terroir, Aroma und Charakter des Weines auch eine kleine Anekdote aus dem Weingut zu erzählen. Und so führte die Weinreise von einem leichten, erfrischenden 2009er Aprémont aus der Rebsorte Jaquère über einen rassig-zarten 2009er Seyssel der Rebsorte Altesse, die gerade in Hochheim bekannt – und mit der ungarischen Furmint verwandt ist, bis zu einem 2009er Chignin-Bergeron aus der Rebsorte Roussanne, die mit ihren Aromen nach Aprikose und Quitten vorzüglich zu Gänseleber und Hummer passt.
Danach schieden sich aber zum ersten Mal die Geister, denn Emschermann präsentierte mit einem 2009er Crépy aus der Rebsorte Fendant einen Wein, der sich mit seinem Bukett nach Weißdorn und gerösteten Mandeln nicht sofort in die Herzen des Publikums pflanzte. Allerdings wurde die Ausbaumethode des Weingutes Mercier mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, denn dieser erfolgt nicht wie gewohnt in Fässern, sondern für die Dauer von 6 Monaten in großen Glasbehältern. Auch der nächste Wein war aus der Rebsorte Fendant und zwar ein 2003er Château La Tour Marignan. Dieser Wein fand mit seinem starken Körper und den gut eingebundenen Holzaromen deutlich mehr Zuspruch bei den Hochheimer Weinfreunden . Ob es an den 2 Jahren Ausbau im großen Eichenfass liegt, war an diesem Abend jedoch nicht zu klären.
Nach einem 2008er Bellet aus den Rebsorten Rolle und Chardonnay wurde es jedoch äußerst schwierig, denn nun folgte die Spezialität Savoyens, der Vin Jaune. Dieser Wein aus dem französischen Jura zeichnet sich durch eine sehr starke Sherry-Note aus, die jedoch nicht durch aufspriten, sondern durch die Rebsorte Savignin erzeugt wird. Des weiteren darf der Wein während der Reifung im Fass oxidative Noten entwickeln, da sowohl Fass als auch später die Flasche nicht gänzlich gefüllt wird. Veit Emschermann präsentierte dem Weinfreundeskreis einen 2007er Chateau l´Etoîle mit nur 2% Savignin, einen 2006er Arbois mit 30% Savignin und einen 2002er Chateau Chalon, der zu 100% aus dieser Rebsorte stammt. Und wie von Emschermann gewünscht, hielten die Weinfreunde durch und wurden zum Abschluss noch mit drei Rotweinen „belohnt“, die den Abend vorzüglich abrundeten.
Auch wenn an diesem Abend sicherlich nicht alle Anwesenden die Weine mit der Begeisterung des Vortragenden oder des Präsidenten Holger Krimmel genießen konnten, so hat Veit Emschermann es wieder einmal verstanden, mit seinem Vortrag und seinem persönlichen Stil, die Zuhörer zu fesseln. Dafür dankten ihm die Anwesenden mit lange anhaltendem Applaus und viele im Anschluss auch persönlich.
Der Weinfreundeskreis Hochheim freut sich schon jetzt auf seinen nächsten Vortrag in zwei Jahren. Zunächst steht jedoch erst einmal die Präsentation des neuen Jahrganges aus Hochheimer Weinen am 1. Juni im Kurfürstensaal des Hochheimer Hofes auf dem Programm. Und dann wollen die Weinfreunde ja auch noch persönlich nach Frankreich…
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