Von Anfang an "richtig Bock auf Kriftel"

Leiterin Lydia Rauh wird die mobile beratung Kriftel zum 1. April nach elf Jahren verlassen

Lydia Rauh und Bürgermeister Christian Seitz im Büro der mobilen beratung im Josef-Wittwer-Haus.

Der Abschied naht: Nach elf Jahren wird sich Diplom-Soziologin Lydia Rauh, die Leiterin der mobilen Beratung Kriftel, beruflich verändern und ab dem 1. April die Leitung des Zentrums für Jugendberatung und Suchthilfe im Main-Taunus-Kreis in Hofheim übernehmen. Dort wird sie die Nachfolge von Dr. Wolfgang Mazur antreten, der in den wohlverdienten Ruhestand gehen wird. Grund genug, noch einmal das Wirken von Lydia Rauh in Kriftel Revue passieren zu lassen.

Bevor Lydia Rauh im Februar 2014 den Weg nach Kriftel fand, war sie seit 2005 im Main-Taunus-Kreis für den Kreisjugendring tätig, dem Dachverband der Jugendverbände im MTK, die dort Jugendarbeit machen, wie beispielsweise die Jugendfeuerwehr, Jugendrotkreuz, Pfadfinder, evangelische oder katholische Jugend.

Dr. Wolfgang Mazur war in Kriftel fast 20 Jahre lang für die mobile Beratung tätig (unter seiner Leitung war sie 1994 zunächst als Suchtberatungsstelle eingerichtet worden), bevor dieser nach Hofheim wechselte. 2013 fragte Mazur bei Lydia Rauh nach, ob sie sich vorstellen könne, seine Nachfolgerin in der Gemeinde zu werden - und dazu kam es dann auch. Die 45-Jährige wird also in Kürze bereits zum zweiten Mal in Mazurs Fußstapfen treten.

Rauh erinnert sich auch noch gut daran, wie sie von Bürgermeister Seitz anfangs gefragt wurde: "Sie haben wirklich richtig Bock in Kriftel zu arbeiten?" Das konnte sie aufrichtig bejahen, und so kam es dann zu elf Arbeitsjahren in Kriftel, die Lydia Rauh als "sehr bereichernd" beschreibt. Es sei immer sehr angenehm gewesen, hier zu arbeiten, weil es in Kriftel immer lösungsorientiert zugehe, gerade für neue Projekte wie das Familienzentrum, das im vergangenen Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feierte. Man neige hier nicht dazu, sich ängstlich zu fragen, was man womöglich falsch machen könnte, sondern man schaut sich lieber die Rahmenbedingungen an und fragt sich dann, wie man das Bestmögliche für die Gemeinde und die hier lebenden Menschen herausholen kann, so Rauh. Und dann sei in Kriftel noch die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement besonders ausgeprägt, was man gerade beim Familienzentrum erkennen kann, wo Übungsleiterinnen und -leiter ihre Zeit und ihre Kreativität investieren - und das für lediglich ein freundliches Wort oder eine minimale Aufwandsentschädigung.

Überhaupt wertet Lydia Rauh den Erfolg des Familienzentrums als ganz besonderen Meilenstein ihres Wirkens in der Gemeinde. Viele Veranstaltungen dort haben sich derart etabliert, dass nach dem Ausscheiden einer Generation aus Altersgründen die nächste direkt nachkommt.

Bürgermeister Seitz führt dies auch auf den Bekanntheitsgrad zurück, den sich das Familienzentrum inzwischen in Kriftel erarbeitet hat. Er erinnert sich noch gut daran, dass sich einige in der Gemeindevertretung anfangs nicht so recht vorstellen konnten, was dessen Gründung so recht bringen soll, denn es wurden zunächst keine neuen Angebote erschaffen, sondern "lediglich" die Bestehenden zusammengeführt und gebündelt. Schnell kam es dann 2015 zur Flüchtlingskrise, einem wirklich intensiven Thema, und da nahm dann alles eine intensive Dynamik an: Viele Veranstaltungen und Angebote sind entstanden, die dann auch dauerhaft weitergeführt worden sind.

Koordination der Ehrenamtlichen

Die Spiele im Park und der Kinderweihnachtsmarkt auf dem Krifteler Adventsmarkt sind die beiden großen Feste im Jahreskalender der Gemeinde, die von Lydia Rauh maßgeblich mitgestaltet und organisiert wurden, und diese sind in den letzten zehn Jahren auch gewachsen: Neue Vereine sind hinzugekommen, das Angebot hat sich verändert. Lydia Rauh war dann stets diejenige, die rechtzeitig angefragt hat: "Es ist wieder so weit! Habt Ihr Kapazitäten? Wollt Ihr gerne mitmachen?" Und dann ging es darum, alles richtig zu kanalisieren und Terminüberschneidungen zu verhindern. So sollen sich aus nachvollziehbaren Gründen nicht gleichzeitig drei Kita-Fördervereine an einem Termin engagieren, sondern sich lieber über den gesamten Zeitraum der Spiele im Park sinnvoll verteilen. Und am Ende stehen dann lauter Sonntage zwischen den Sommer- und Herbstferien, die immer genug Angebote und auch Abwechslung bieten, damit sich für alle der Weg zur "Grünen Party" im Freizeitpark lohnt.

Lydia Rauh sah und sieht es als ihren Job an, andere Menschen dazu zu befähigen, ihr Ehrenamt gut ausfüllen zu können und den Rahmen so zu stecken, dass alle ihre Zeit in Dinge stecken können, die sie gerne machen. Und auch bei der Erweiterung der Angebote des Familienzentrums geht es darum zu erkennen, was tatsächlich in der Gemeinde noch gebraucht wird.

Dieses Prinzip findet auch in Sachen Präventionsarbeit an der Grundschule und der weiterführenden Schule Anwendung. In der Zusammenarbeit mit den Schulen und der Schulsozialarbeit stellen sich die Fragen: Was braucht die Schülerschaft? Was brauchen die Lehrer? Was sind gerade die vorherrschenden Themen? So gelangte man beispielsweise vor etwa sechs Jahren dann auch zu der Überzeugung, dass die Kinder und Jugendlichen zunehmend Unterstützung brauchen bei der Nutzung von Smartphones und Tablets. Mittlerweile hat es sich etabliert, dass die Kinder in der Regel in der vierten Klasse ihr eigenes Handy bekommen, und da ist es sinnvoll, die jungen Nutzer auch rechtzeitig für diverse Dinge zu sensibilisieren. Bei den Schulen rannte man mit diesem Vorschlag glücklicherweise offene Türen ein, und mittlerweile ist das Projekt ein fester Bestandteil des Schulablaufs.

Nachfolgerin oder Nachfolger wird noch gesucht

Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für Lydia Rauh läuft noch. Als wichtig erachtet sie es, dass man in dieser Position eine gewisse Flexibilität mitbringt. Alles ist ständig im Fluss, die Zeiten ändern sich, und Veranstaltungen wie das Smartphone-Projekt an der Grundschule werden laufend an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Als Leiterin der mobilen beratung verstand sie sich immer als Teil eines Netzwerks, und die Partner, wie eben die hiesigen Schulen, haben auch ein großes Interesse daran, dass das so weiterläuft. Dieses Netzwerk wurde in Kriftel bereits erfolgreich installiert, so dass der oder die "Neue" zunächst einmal nichts neu erschaffen, sondern erst einmal alle im Netzwerk kennenlernen muss. Und rein terminlich wird Anfang April die Koordination und Organisation der diesjährigen Spiele im Park eine besonders große Rolle spielen. Aber auch hier fängt man nicht bei Null an, denn die Vereine und Institutionen kennen den Jahresplan ja auch bereits. "Und dann muss man da gucken, dass jemand irgendwie gut reinwächst", so Lydia Rauh.

Anfangs wird man sicher vor allem damit beschäftigt sein, den Ist-Zustand in Kriftel kennenzulernen, ebenso wie die Leute und die einzelnen Veranstaltungen in der Gemeinde, und mittelfristig kann man dann zusehen, auch eigene Schwerpunkte unterzubringen. Und da hält es Lydia Rauh für sinnvoll, wenn eine jüngere Person ihren Aufgabenbereich übernimmt, die andere Perspektiven mitbringt und somit eine frische Bereicherung für die mobile beratung darstellen kann.

Das Wunschszenario für Lydia Rauh wäre es, wenn jemand schon zum 1. März in Kriftel durchstarten könnte, so dass sie ihren Nachfolger noch einen Monat begleiten kann, bevor ihr eigener beruflicher Wechsel stattfindet.

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