Seit 2014 gibt es das „Familienzentrum Kriftel“ - ein Netzwerk unterschiedlicher Organisationen und Dienste, die sich in Kriftel mit dem Thema Familie beschäftigen. Im Rahmen der Spiele im Park wurde nun das zehnjährige Bestehen im Rathaus gefeiert. In einer kleinen Serie stellen wir verschiedene Aspekte vor. Teil 3 beschäftigt sich mit der Feierstunde.
Die Leiterin der mobilen beratung, Diplom-Soziologin Lydia Rauh, kümmert sich seit Gründung auch um das Programm des Familienzentrums Kriftel. Bei der „Geburtstagsfeier“ im Rat- und Bürgerhaus mit den Kooperationspartnern und Aktiven verglich sie das Gedeihen des Familienzentrums mit dem Wachsen und Entstehen von Pflanzen in einem Garten. „Auf jedem Tisch liegt eine Samentüte, als Symbol dafür“, so startete sie ihre Ansprache.
„Samen brauchen gute Bedingungen, um zu wachsen. Im Falle des Familienzentrums sind es die Menschen, die Lust haben, etwas zu bewirken und die sich für Themen begeistern. Und die gibt es in Kriftel reichlich.“ Natürlich brauche es auch einen „warmen Geldregen“ und glücklicherweise werde das Zentrum nicht nur von der Gemeinde finanziell unterstützt, sondern man habe außerdem jedes Jahr seit Bestehen eine große Fördersumme des Landes erhalten.
„Sie alle sind großartig!“
Außerdem, so Rauh, gelte es im „Garten“ auch mal Unkraut zu entfernen. „Nicht jedes Projekt wird angenommen. Manches hat sich überlebt“, gibt sie zu. Wichtig sei es daher, und das gelinge in Kriftel auch gut, immer wieder „neue Pflanzen zu setzen“. Rauh: „Es ist einfach toll zu sehen, wenn Projekte die ersten Blüten und Früchte tragen.“ Damit dankte sie allen Anwesenden herzlich, die zum Essen und gemütlichen Zusammensein eingeladen worden waren: „Sie alle sind großartig!“ Die „Wurzeln“ des Familienzentrums seien mittlerweile tief und sicher im Boden verankert, ergänzte sie und ermunterte dazu, weiter Ideen einzubringen. In einen Glaskasten konnten bereits an diesem Abend Zettel eingeworfen werden.
Bürgermeister Christian Seitz war an diesem Abend leider verhindert, da seine Mutter ihren 85. Geburtstag feierte. Auch seine Frau Tanja, die von Anfang an beim Familienzentrum sehr aktiv mit dabei ist, konnte daher an der Feier im Rathaus nicht teilnehmen. Fachbereichsleiter Pasquale Fiore übernahm die Begrüßungsworte und stellte sich dann an den Grill. Bürgermeister Seitz hatte aber eine Online-Grußbotschaft vorbereitet, die reichlich mit Applaus bedacht wurde: „Ich bin stolz auf das Familienzentrum Kriftel, auf die Ideen und auf die Menschen, die dazu beitragen, dass diese Früchte tragen“, so Seitz. Das einzigartige Konzept eines Verbundes vieler Netzwerkpartner habe sich bewährt. Besonders dankte er auch Lydia Rauh, die durch „ständiges Nachbohren“ für die Umsetzung von Ideen gesorgt habe.
Nächtliches Fußballturnier in Region einzigartig
Die geladenen Gäste tauschten sich im Nachgang rege aus. Darunter war zum Beispiel Hamid Noori (30), der mit Ilhami Bilgin seit zwei Jahren das „Nightball“-Projekt leitet: Hier spielen junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren freitags von 22 Uhr bis 1 Uhr Fußball in der Großen Schwarzbachhalle. „Die Nachfrage ist groß“, freut sich Hamid Noori, der selbst als Besucher der Treffen startete: „Jedes Mal kommen 15 bis 30 Spieler, sogar aus Nachbargemeinden. Wir bilden Teams und spielen dann kleine Turniere. Aufgrund der großen Nachfrage bieten wir jetzt statt 12 mittlerweile 20 Spieltermine im Jahr an.“
Monika (76) berichtet von ihrem Einsatz bei den „Gesprächen am Brunnen“ für Trauernde, der ihr viel Spaß macht. Sie ist eine von sechs Aktiven im „Team“. „Wer den eigenen Partner verloren hat, weiß, was anderen in ähnlicher Situation guttut.“ Das Gesprächsangebot auf dem Friedhof, dass seit März 2023 einmal im Monat stattfindet, wurde von der Seniorenberatung initiiert und wird bisher gut angenommen. „Ich bin Sozialpädagogin und habe mich immer schon ehrenamtlich engagiert“, berichtet Monika. Zum Beispiel in Jugendferienlagern, am Sorgentelefon für Kinder oder bei Besuchen im Seniorenheim. Seit zweieinhalb Jahren lebe sie nun in Kriftel, klar, dass sie auch hier aktiv werden wollte.
Neben ihr sitzt an diesem Abend Michael Ackermann, der die „Fahrradwerkstatt“ des Familienzentrums leitet: Er sei zufällig zum Projekt gekommen, habe nach dem Eintritt in die Pension das Sinnvolle mit dem Praktischen verbinden wollen. Sei es anfangs hauptsächlich darum gegangen, alte Fahrräder für Geflüchtete gangbar zu machen, kommen aktuell zur wöchentlichen Öffnungszeit auch Groß und Klein mit Fahrradproblemen jeder Art in die Goethestraße 5, um sich Hilfe und Tipps bei Reparaturen zu holen. Auch in der Behindertenwerkstatt in Hattersheim ist Michael Ackermann aktiv. Das Krifteler Familienzentrum findet er „einfach Klasse“.
Neue Leitung der mobilen beratung gesucht!
Ein Thema wurde nur am Rande aufgegriffen, obwohl es für die Gemeinde Kriftel ein einschneidendes ist: Lydia Rauh gibt im Frühjahr 2025 die Leitungsstelle der mobilen beratung Kriftel ab: Sie tritt in Hofheim die Nachfolger von Wolfgang Masur im Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe e.V. im Main-Taunus-Kreis an. Damit steht sie auch dem Familienzentrum Kriftel nicht mehr zur Verfügung. „Wir hoffen, dass eine würdige Nachfolge gefunden wird“, so Bürgermeister Christian Seitz.
Der Verein Jugendberatung und Jugendhilfe sucht zum 1. April 2025 einen Sozialarbeiter oder eine Sozialarbeiterin, der/die unter anderem Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit konzipiert und durchführt, Sucht- und Jugendberatung anbietet, das Familienzentrum koordiniert, Fördermittel beantragt und Netzwerkarbeit leistet. „Auch die Planung und Koordination der Veranstaltungsreihe Spiele im Park gehört dazu“, so Rauh. Wer Interesse hat, kann sich an sie wenden (Telefon 06192/910187 oder 0163/7434136).