Rund um die Umspannanlage der Firma Amprion GmbH im Krifteler Läusgrund herrscht derzeit mehr Betrieb als sonst. Die Ursache: Die im April 2024 angekündigte Erweiterung des Umspannwerks wird derzeit umgesetzt. Zur Erhöhung der Versorgungssicherheit soll die Erweiterung der schon bestehenden 380-kV-Umspannanlage im Norden der Gemarkung Kriftel um einen 350 MVA-Transformator inklusive Trafostand erfolgen, ebenso die Errichtung von zwei Schall- und Brandschutzwänden, die Umsetzung zweier Lager, die Errichtung einer Kleinwarte sowie die Erweiterung des Betriebsgebäudes durch einen Anbau. Kein Wunder also, dass das Firmengelände derzeit von Baufahrzeugen, Containern und Ansammlungen von Materialien beherrscht wird.
Für diesen Ausbau hatte die Amprion GmbH am 31. Januar 2023 einen Antrag auf Änderungsgenehmigung gemäß Bundesimmissionsschutzgesetz beim Regierungspräsidium Darmstadt gestellt. In den Aussschüssen im April 2024 informierte der damalige Erste Beigeordnete Franz Jirasek über die Stellungnahme, welche die Gemeinde Kriftel im Rahmen des dazugehörigen Beteiligungsverfahrens abgegeben hatte. Die Änderungsgenehmigung wurde seitens des Regierungspräsidiums Darmstadt am 22. September 2023 erteilt. Die Baumaßnahmen werden innerhalb des schon bestehenden Anlagenkomplexes durchgeführt. Ursprünglich war die Inbetriebnahme der fertiggestellten Anlage schon im ersten Quartal des Jahres 2025 vorgesehen.
Kein Zusammenhang mit "Rhein-Main-Link"
Wohlgemerkt steht diese Baumaßnahme nicht im Zusammenhang mit dem Netzausbauprojekt „Rhein-Main-Link“ der Amprion GmbH. Jenes Vorhaben dient der Erhöhung der Übertragungskapazität aus Norddeutschland in das Rhein-Main-Gebiet, um das Übertragungsnetz für den künftig steigenden Strombedarf zu stärken. Dieser soll entsprechend des Ziels der Bundesrepublik Deutschland, die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, nicht mehr über konventionelle Kraftwerke, sondern über erneuerbare Energien gedeckt werden, so der Gemeindevorstand in seinen Erläuterungen zur Sitzungsrunde Ende Oktober 2024.
Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens bestand die Möglichkeit bis zum 1. Oktober 2024 eine Stellungnahme bei der Bundesnetzagentur einzureichen. Die Stellungnahme der Gemeinde Kriftel wurde am 27. September 2024 bei der Bundesnetzagentur fristgerecht eingereicht.
In Vorbereitung der Stellungnahme nahm man seitens der Gemeinde Kontakt mit der Amprion GmbH auf, um Informationen zu der Frage zu erhalten, ob die Umspannanlage Kriftel im Rahmen der baulichen Umsetzung des Rhein-Main-Links baulich erweitert werden müsse. Nach Angaben des zuständigen Projektsprechers Jonas Knoop der Amprion GmbH muss die Umspannanlage Kriftel für den Rhein-Main-Link zwar umgebaut bzw. erweitert werden, für die Erweiterung würden jedoch voraussichtlich keine weiteren Flächen außerhalb der bestehenden Anlage benötigt. Eine Nachricht, die man seitens der Gemeinde erleichtert begrüßen würde, da Kriftel als Gemeinde mit ohnehin geringem Flächenausmaß insbesondere an einer flächenschonenden Umsetzung des Projekts interessiert sei. Wichtig sei der Gemeinde ebenso, dass bei jeglichen Erweiterungen ein entsprechender Lärmschutz eingehalten werde. Die Gemeinde Kriftel bat darum, dass der Vorhabenträger in Bezug auf die Erweiterung frühzeitig auf die Gemeinde zukommen möge. Genauso wurde auf die weiteren Interessen der Gemeinde innerhalb als auch außerhalb der Gemarkungsgrenze hingewiesen.
In der Stellungnahme der Gemeinde vom 27. September 2024 hieß es weiter, dass man Wert darauf lege, dass bei der Planung des Trassenverlaufs die Belange des Umwelt- und Artenschutzes sowie des Landschaftsbildes "schwerwiegend berücksichtigt" werden sollten. Als Obstbaukommune liegen Kriftel natürlich auch die Anliegen der Landwirtinnen und Landwirte besonders am Herzen.
Kriftel sei aufgrund seiner zentralen Lage ohnehin bereits stark von Infrastrukturen beeinflusst, sodass mit jeder weiteren Infrastrukturplanung sensibel verfahren werden sollte, hieß es in der Stellungnahme abschließend.