„It’s a kind of magic“

Dr. Christoph Richter ist der neue Schulleiter an der Weingartenschule

Der neue Schulleiter Dr. Christoph Richter.



Herr Dr. Richter, Sie sind ja ein Eigengewächs der Weingartenschule. Sechs Jahre Schüler, 16 Jahre Lehrer und zehn Jahre Realschulzweigleiter. Wo sehen Sie denn die Vor- und Nachteile dieser Verwurzelung?

Man kennt die Schule in- und auswendig. Als ich als Lehrer anfing, standen hier zum Teil noch die gleichen Stühle, auf denen ich schon als Kind gesessen hatte. Lehrer, die mich unterrichtet hatten, waren plötzlich meine Kollegen. Für einige war das sicher nicht einfach (schmunzelt). Die Verwurzelung geht hier ja auch über die Schule hinaus. Durch die TuS Kriftel, bei der ich jahrelang gespielt habe, hat man „Connections“, die man sich als Externer erst langwierig aufbauen muss, sofern dies überhaupt möglich ist. Diese Beziehungen sind unheimlich hilfreich, wenn man Kooperationen mit Vereinen, der Grundschule oder Betrieben aufbaut – und das war zu Beginn meiner Schulleitungszeit ein wichtiger Teil meines Aufgabengebietes.

Ihre Mutter als ehemalige Lehrerin, zwei Töchter, ein Sohn als Schülerinnen und Schüler und Sie selbst – alle WGS-sozialisiert. Gibt es da eine magische Verbindung?

Ich habe immer gesagt, dass ich auf keinen Fall Lehrer werden will. Hat offensichtlich nicht geklappt (lacht). Und dass es dann ausgerechnet hier passiert ist, liegt eben an den oben genannten Beziehungen. Aber ja, die Weingartenschule hat schon immer etwas Familiäres, und das beziehe ich nicht auf meine Familie, sondern auf das Umfeld, das größtenteils freundliche Miteinander und die Atmosphäre. Also ja,“it‘s a kind of magic!“

Eigentlich sind Sie Wissenschaftler, promovierter Biologe. Von der Wissenschaft in den Schulalltag – was hat Sie daran gereizt?

Keine Vergangenheitsform, bitte. Die Wissenschaft reizt mich immer noch. Theorien aufstellen und mit Experimenten zu beweisen halte ich nach wie vor für einen reizvollen Beruf. Besonders in der Biochemie, wenn es um den eigenen Körper beziehungsweise das eigene Erbmaterial geht. Bevor ich in den Schuldienst kam, hatte ich eigentlich vor eine Lehrbeauftragtenstelle an der Uni anzunehmen. Im Laufe meiner Promotion habe ich aber gemerkt, dass dann weder die Forschung noch die Lehre zu ihrem Recht kommen. Mit Menschen habe ich schon immer gerne gearbeitet und war auch während meiner Studienzeit als Tutor an der Uni angestellt. Außerdem habe ich schon vor vielen Jahren angefangen, Jugendmannschaften zu trainieren. Das ist unglaublich hilfreich für den Start in meinen jetzigen Beruf gewesen und ist es auch jetzt noch. Während meiner Promotion am Institut für Immunologie in Mainz hat mich mein damaliger Professor dann für einige Stunden für die Schule freigestellt. So hat der zweite Bildungsweg angefangen.

Mit welcher Motivation haben Sie sich als Schulleiter beworben?

Ich denke, in den letzten Jahren haben wir in mittlerweile vielen verschiedenen Schulleitungskonstellationen einiges verändert und bewirkt. Drei Schulleiterinnen habe ich bereits hier an der WGS erleben dürfen und ich bin mittlerweile am längsten in der Schulleitung Mitglied. Vieles ist noch auf dem Weg. Da ist es nur konsequent, wenn man das auch zu Ende bringen möchte.

Vom Kollegen zum Schulleiter: ein einfacher Weg? Wie sehen das die Kolleginnen und Kollegen?

Fragen Sie doch mal…Also, vorher war es einfach, etwas zu kritisieren, was nicht so entschieden wurde, wie man es für richtig hielt. Jetzt – das gilt allerdings auch schon für die letzten Jahre – muss man mehrere Seiten im Blick haben. Man wird es nicht allen und vor allem nicht immer recht machen können. Kein einfacher Weg. Aber wir können ihn gemeinsam gehen.

Ihre Ziele im neuen Amt? Neue Projekte, Ideen? Was kann optimiert werden?

Ziele gibt es viele. Projekte ebenfalls. Viele laufen bereits, wie die Digitalisierung und Ausstattung mit iPads und Projektoren. Ein Hauptprojekt, welches sicherlich vielen ins Auge fällt, ist eine mögliche Sanierung unserer altehrwürdigen Schule. In den letzten Jahren hat sich zwar einiges bewegt, aber es wird meines Erachtens nach Zeit, großflächiger ans Werk zu gehen. Diese Entscheidung wird natürlich von anderer Stelle getroffen – aber ich kämpfe dafür.

Was braucht die WGS, um zukunftsgerecht aufgestellt zu bleiben?

Innovative und engagierte Kollegen – und davon haben wir eine ganze Menge.

Wie sehen Sie die WGS in fünf Jahren?

Ausschließlich lernwillige, stets höfliche Schüler und ein kernsaniertes und bestens ausgestattetes Gebäude. Meine Augen sind allerdings nicht mehr die besten…(lacht)

Ihr Wunsch an den Kultusminister?

Weniger Bürokratie – mehr Zeit für die Kinder.

Wie sieht der ideale Sonntag für Sie aus?

Ausschlafen. Nicht an die Arbeit denken. In der Sonne frühstücken. Sport treiben. Ein Buch lesen. Abends Essen gehen. Und Montag ist ein Feiertag (lacht).

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